100 Clevere Tipps - Digitalfotografie
Sie an einem bestimmten Ort stehen und keine Lust haben, näher heran- oder auf größere Distanz zum Motiv zu gehen.
Teleobjektive verdichten die Bilder. Vorder- und Hintergrund rücken scheinbar zusammen. Die Bilder erhalten je nach Motivaufbau eine eher grafische Wirkung. Weitwinkelobjektive dagegen strecken den Raum im Bild, sie betonen den Vordergrund und erzeugen eine dynamische Wirkung.
Die Wahl des passenden Aufnahmestandortes ist wichtig für die Intensität dieser Wirkung. Besonders dann, wenn das Hauptmotiv in beiden Bildern gleich groß ist, fällt die Wirkung auf. Aber auch vom selben Aufnahmestandort aus ist die Wirkung des Weitwinkels oft räumlicher, da durch den großen Bildwinkel mehr Fluchtlinien ins Bild kommen können, die die perspektivische Wirkung unterstützen.
74. Schärfentiefeabriss bei Tele deutlicher als bei Weitwinkel
Man benutzt zur Messung und Beurteilung der Schärfentiefe eine Definition, die von der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit abhängt. Es geht tatsächlich weniger um Schärfe als um das Nichterkennen der Unschärfe. Bildbereiche, deren Unschärfe man noch nicht sieht, gelten als scharf.
Der für die Berechnung der Schärfentiefe vermutete Betrachtungsabstand ist so groß, dass man das Bild mit einem Blick erfassen kann. Er wächst also im gleichen Maße wie die Bildgröße . Dadurch bleiben die mitwachsenden Bilddetails für das menschliche Auge gleich gut erkennbar – oder nicht erkennbar. Unschärfe, die man auf einem kleinen Bild aus der Nähe noch nicht erkennen kann, wird auf einem großen Bild aus der ebenfalls gewachsenen Entfernung auch nicht erkennbar sein. Es geht bei der Definition von Schärfentiefe also um eine Grenze zwischen „Sieht noch scharf aus“ und „Wirkt schon etwas unscharf“.
Die Schärfentiefe hängt natürlich davon ab, wie eng man die Schärfe definiert. Hat man hohe Ansprüche, gelten bereits Stellen als unscharf, die bei geringeren Ansprüchen durchaus noch als scharf gelten könnten. Was dabei aber überhaupt keine Berücksichtigung findet, ist die Schnelligkeit der Zunahme der Unschärfe bei steigendem Abstand von der tatsächlich eingestellten Schärfeebene, der Abriss der Schärfentiefe. Wenn die Unschärfe auch bei geringem Abstand von der Schärfeebene schon sehr groß wird, wird die Nichtschärfe viel schneller erkennbar, als wenn sie nur langsam zunimmt. Ein Bild mit geringer Zunahme der Unschärfe wird, obwohl rechnerisch genauso unscharf wie ein anderes, auf den Betrachter schärfer wirken; der langsamere Abriss der Schärfe (oder besser die langsamere Zunahme der Erkennbarkeit von Unschärfe) lässt das Bild ganz anders wirken.
Neben der Blende gibt es noch andere Faktoren, die die Wirkung der Schärfentiefe bei gleicher Motivgröße im endgültigen Bild beeinflussen. Sowohl die Brennweite als auch die Größe des Aufnahmediums (also im Fall der Digitalkamera des Sensors)haben Einfluss auf die Art des Übergangs von scharf zu unscharf, auf die Intensität, mit der die Schärfe abreißt.
Die Schärfentiefe ist bei gleicher Motivgröße im Bild gleich, ob Sie nun mit dem Teleobjektiv oder mit dem Weitwinkel fotografieren. Im zweiten Fall müssen Sie, um das Hauptmotiv gleich groß abzubilden, aber näher heran. Dadurch ändert sich das Größenverhältnis von Vorder- und Hintergrund: Der Hintergrund wirkt im Verhältnis zu Ihrem Hauptmotiv kleiner, die Unschärfe in der Tiefe des Bildes macht sich deshalb schwächer bemerkbar. So ist zwar der scharfe Bereich gleich groß, ob nun mit dem Tele von weiter weg oder mit dem Weitwinkel aus der Nähe fotografiert wird, aber der unscharfe Hintergrund wirkt im Telebild viel unschärfer, der Abriss der Schärfe ist dort viel stärker.
Bei kleinen Aufnahmesensoren ist die Schärfentiefe größer und der Abriss der Schärfentiefe schwächer, so dass es schwierig wird, die freistellende Wirkung nachzuahmen, die ein lichtstarkes Teleobjektiv an einem Vollformatsensor hat. Während sich dies bei den Spiegelreflexkameras mit Cropfaktor noch nicht so intensiv auswirkt, macht es sich bei den kleinen Sensoren der Kompaktkameras besonders stark bemerkbar. Andererseits ermöglicht aber auch dieser geringe Abriss der Schärfentiefe Makroaufnahmen mit einer früher unmöglichen Ausdehnung des scharfen (oder besser: noch-nicht-sichtbar-unscharfen) Bereiches im Bild.
Nicht nur die tatsächliche rechnerische Schärfentiefe ist wichtig. Das Bild wird auch stark davon beeinflusst, wie schnell der
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