100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten
Mango-Schnitzen lässt sich – wie auch aus Orangenscheiben – ein äußert wohlschmeckender Salat machen. Dafür sollte man aber nur die fasrigen – und billigeren – Sorten nehmen, die samtfeinen Zungenschmeichler sind zu schade dafür, die müssen pur genossen werden. Wer mit der Salatvariante einmal experimentiert und die richtige Vinaigrette dazu gefunden hat, der weiß, dass Frühlingszwiebeln, sehr fein gehackt, geradezu verliebt in die Mango sind.
Es ist wirklich kurios: Kaum eine gut gereifte Mango findet sich auf dem Markt – dabei werden sie doch in gut 80 Ländern der Welt angebaut: Indien ist der Hauptproduzent mit über 13 Millionen Tonnen. Dazu kommen China, Indonesien, Mexiko, Thailand, Pakistan, Brasilien, die Philippinen, Bangladesch, Nigeria, Vietnam, Spanien. Je nach Quelle werden der Mango 800 bis 1000 Unterarten zugesprochen, mal mit, mal ohne Fasern, mal fruchtig, mal mit intensivem Honiggeschmack, mal eher pfirsichartig mit leichtem Blumenaroma, dann wieder mit zarter Pfeffernote. Vermutlich könnte man ein halbes Leben damit verbringen, die Frucht wirklich kennenzulernen.
Es heißt, Buddha hätte einen Mangogarten als Geschenk von Ambapali, einer Dame von zweifelhaftem Ruf, erhalten. Jordanus Catalanus von Severac, ein französischer Missionar, soll sie 1328 als erster Europäer erwähnt haben, ein paar Jahrzehnte später kreuzt die Frucht den Weg des Entdeckers Nicolò de’ Conti.
Die grüne Haut schweigt sich bis heute über die Qualität der Frucht aus. Gute Mangos sind duftend, etwas weich, aber nicht schlaff. Zu früh gepflückte Früchte erkennt man manchmal an der etwas faltigen Haut – sie schmecken säuerlich und sind, je nach Art, eher faserig.
Harte Mangos können bei Zimmertemperatur nachreifen. Die raren, reifen Exemplare hingegen sollten innerhalb von zwei bis drei Tagen verzehrt werden. Mangos neigen nämlich dazu, schnell zu fermentieren.
Apropos Zwiebelchen: Ein großer Koch hat mir einmal ein tolles Rezept für Mangochutney anvertraut: Dafür wird eine grüne Mango am Abend in Würfel von 1/2 cm Kantenlänge geschnitten. Salzen und über Nacht ruhen lassen. Am nächsten Morgen werden Chilischoten in Scheiben geschnitten, Knoblauch und Zwiebel geschält und gehackt. Auch die Mango muss noch einmal abgespült werden. Während sie abtropft, wandern Chilischoten, Reisessig und Zucker in einen Schmortopf. Beim ersten Aufkochen kommen weiße Zwiebel, Knoblauch und die entsalzten Mangowürfel hinzu. Zehn Minuten kochen lassen, Rosinen hinzufügen und abkühlen lassen. Der letzte Schliff kommt durch geröstete Mandeln, fein gehackten Babyginger, das ist zarter, junger Ingwer mit rosa »Auswüchsen«, »normalen« Ingwer und Basilikumblätter. Wer möchte, kann auch noch etwas frische Mango, in kleine Stäbchen geschnitten, hinzugeben. So ein Chutney räkelt sich wie Marmelade im Mund und schmeckt ganz wunderbar.
Marille (Wachauer Qualitätsmarille)
Wer wissen will, wie es zu dem Wortbild »Blütenmeer« gekommen ist, der muss zur Marillenblüte nach Niederösterreich, genauer: an der Donau entlang in die Wachau fahren. Den Besucher erwartet ein unvergesslicher Anblick. Für den Rest seines Lebens wird er beim Öffnen eines Glases Aprikosenmarmelade diese Blütenpracht vor Augen haben. Selbst wenn es sich um ganz normale Aprikosenmarmelade handelt, die nicht das geschützte Siegel »Wachauer Qualitätsmarille« tragen darf, das Obstbauern zugesprochen wurde, die seit mindestens 100 Jahren dieses wohlschmeckende Obst anbauen und die Bäume kultivieren. Wer jemals eine solche erntereife Frucht aus der Wachau gegessen hat, wird danach fast alles, was uns normalerweise auf Märkten als Aprikosen angeboten wird, als fad, wässrig und aromaarm empfinden.
Der außerhalb Österreichs kaum bekannte Begriff »Marille«, der für Aprikose steht, gehört zu den etwa 40 Lebensmittelbegriffen, die sich die Österreicher beim EU-Eintritt haben schützen lassen, was nicht nur ein Sorten-, sondern auch ein Akt des Sprachschutzes war. So dürfen Kartoffel in Österreich auch offiziell als Erdäpfel, Tomaten als Paradeiser und Blumenkohl als Karfiol bezeichnet werden, um nur einige Beispiele zu nennen, zu denen eben auch die Marille gehört.
Wer noch nie Marillenknödel mit Zimtsemmelbrösel gegessen hat, dem fehlt eine wesentliche Geschmacks-, nein, ich gehe weiter und behaupte sogar, Lebenserfahrung. Eine Lücke, die selbst die Marmelade, der Likör und der Schnaps aus der Wachauer
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