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100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten

100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten

Titel: 100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Schoenberger , Joerg Zipprick
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schon weil ein gutes Fläschchen Öl leicht so viel kostet wie ein guter Wein. Markenöle meide ich, die meisten stammen aus riesigen Ölmühlen in Spanien. Stattdessen kaufe ich lieber Produkte kleiner Erzeuger mit überschaubarem Ertrag.
    Weil gutes Öl kein Licht mag, wandert die kostbare Flüssigkeit in Dunkelglasflaschen, die gelegentlich noch durch eine goldene oder silberne Folie geschützt werden. Ist die Flasche erstmal angebrochen, kann man sie sechs bis acht Monate im Küchenschrank aufbewahren. Hitze, Luft und Lichteinfall können das Öl trotzdem ranzig werden lassen; an besonders heißen Tagen kann die gut verschlossene Flasche deshalb durchaus einmal in den unteren Teil des Kühlschranks wandern. Entsprechend sollte man auch keine Flaschen kaufen, die im Licht der Supermärkte schutzlos vor sich hin altern. Auch das ist beim Wein nicht wesentlich anders.

Orange (Blutorange aus Sizilien)
    Orangen waren – neben Feigen – wohl das erste exotische Obst, das uns Nachkriegskindern begegnet ist. Zumindest habe ich sie vor den Mandarinen kennengelernt und bin daher umso erstaunter, dass die Orange ein Kreuzung aus Mandarine und Grapefruit sein soll. Es gibt von mir ein Kinderfoto von Anfang der 50er-Jahre, das bei einer Italienreise an den Gardasee gemacht wurde: Ich habe darauf den typischen, sombreroähnlichen Strohhut auf, den alle Touristen damals kauften, und in den Händen hielt ich kunstvoll aufgetürmt jede Menge Orangen. Die lachenden Eltern und deren Freunde neben mir auf dem Foto waren mit den obligatorischen, bastumspannten Chiantiflaschen »bewaffnet«. Italien war seitdem für mich gleichbedeutend mit Orangen. Großvater schälte sie äußerst kunstvoll mit seinem Taschenmesser, so dass die Schale aussah wie eine Lotosblüte, nachdem die Fruchtkugel entnommen war. Großmutter besteckte Orangen zu Weihnachten über und über mit Gewürznelken, was nicht nur gut aussah, sondern auch viele Tage lang einen unvergesslichen Wohlgeruch verbreitete, den ich bis heute mit Weihnachten in Verbindung bringe.
    Die »Feinheiten« in Bezug auf Orangen habe ich allerdings erst viel, viel später erfahren: Die Köstlichkeit von Orangenmarmelade mit Schale, die aus Südfrankreich noch besser schmeckt als von der grü nen Insel der Engländer, den Orangenabrieb als Speisewürze, und dass man Orangen zusammen mit fein geschnittenen Zwiebeln auch als Salat essen kann.
    Blutorangen sind mir allerdings schon lange nicht mehr begegnet. In meiner Kindheit waren sie in besonderes Papier gewickelt und mit dem Bild eines kleinen »Mohrenjungen« – ja, so hießen die damals – bedruckt.
    Mohrenjungen auf Orangenpapier sind heute bestimmt politisch unkorrekt. So wie Mohrenköpfe, die aus diesem Grund inzwischen ja auch oft Schaumköpfe heißen. Denkbar ist freilich, dass das erwähnte Motiv von der Orangensorte Moro stammte – und mit »Mori« sind in korrektem Italienisch auch die Mauren gemeint. So heißt eine der drei Sorten der Arancia rossa di Sicila, der sizilianischen Blutorange. Die anderen beiden tragen die Namen Tarocco und Sanguinello. Ihre charakteristische Farbe bekommen sie durch ein Pigment namens Anthocyan. Zugelassen für die Produktion sizilianischer Blutorangen sind inzwischen auch ertragreiche Klone (Tarocco Nucellare, Moro Nucellare und Sanguinello Nucellare). Statt 300 Doppelzentner pro Hektar dürfen bei diesen Sorten 360 DZ geerntet werden.
    Verboten ist freilich die Entgrünung der Frucht. Ja, Sie haben richtig gelesen: Eine Frucht, die richtig modern sein will, wird »entgrünt«! Dafür wandern die Früchte in Klimakammern, wo sie zyklisch Temperaturen unter 0° C ausgesetzt werden. Falls nötig, wird der Luft das »Reifegas« Ethylen zugesetzt. Schon halten wir Konsumenten eine orangene oder rote Orange in Händen. Nur das Beste – und vor allem das Schönste – für die Kunden. In Sizilien ist dank des trockenen Vulkanbodens und der starken Temperaturdifferenzen solches Entgrünen nicht erforderlich.
    Weil kaum jemand mit Säcken voller köstlicher Blutorangen den Heimflug oder die Heimfahrt aus Sizilien antreten wird, empfehle ich einen Besuch im Caffè Sicilia im Städtchen Noto im Südosten Siziliens (Corso Vittorio Emanuele III, 125). Im Traditionsbetrieb – seit 1892! – bieten die Brüder Carlo und Corrado Assenza neben leckeren Kuchen und Torten auch fantastische Marmeladen an, etwa von Orangen, Mandarinen, Zitronen und Bergamotten. Die schmecken mindestens genauso köstlich und

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