100 - Leichengeflüster
unter die Lupe zu nehmen.
»Begeben Sie
sich vor allen Dingen auch in der kommenden Nacht auf den Friedhof, Harrison
und finden Sie heraus, ob dieses > Leichengeflüster< sich fortsetzt.
Beobachten
Sie genau!
Ich sorge
umgehend für Verstärkung. Wenn sich bei Ihnen in England etwas entwickelt, das
eine Stärkung der Kraft finsterer Wesen bedeuten kann, ist es falsch, auch nur
eine einzige Sekunde zu verlieren. Ich werde Ihnen mein bestes Team zur
Verstärkung und Aufklärung schicken, Harrison .«
Der
Nachrichten-Agent wußte, was das bedeutete.
Und er wußte,
daß es ernst wurde.
Das beste
Team - das waren Larry Brent alias X-RAY-3, ein sympathischer Bursche, mit dem
man Pferde stehlen konnte; Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7, ein uriger Kauz,
dessen bitterböse selbstgedrehte Zigaretten den Beinamen »Vampir-Killer«
erhalten hatten und Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C, die charmante, attraktive
Schwedin, deren Schönheit ebenso sprichwörtlich war wie ihre Fähigkeit,
handfest zuzupacken und clever an jede Aufgabe heranzugehen. Wer Morna Ulbrandson
sah, würde nicht glauben, daß sie furchtlos Geschöpfen wie Graf Dracula,
Frankensteins Monster, Zombies und Wiedergängern, Riesenspinnen und auch dem
leibhaftigen Satan gegenübertrat.
Wenn X-RAY-1
fest entschlossen war, dieses Team gemeinsam auftreten zu lassen, war einiges
zu erwarten, und instinktiv fühlte Fred Harrison, daß einer der
ungewöhnlichsten und gefährlichsten Aufgaben auf ihn zukam.
●
Er fand
heraus, daß Brian Shanon der Sohn des Friedhofsverwalters war. Der junge Mann
unterstützte seinen kränkelnden Vater bei der Arbeit. Besondere Vorkommnisse in
seinem Leben hatte es bisher nicht gegeben.
Fred Harrison
schlenderte am Nachmittag über den alten Friedhof und sprach später bei den
Shanons vor. Er behauptete, die Grabstätte eines entfernten Verwandten zu
suchen und nannte einen erfundenen Namen. Brian führte ihn durch verschiedene
Grabreihen. Hier lagen die Überreste von Menschen, die vor siebzig und achtzig
Jahren beigesetzt wurden. So alt mußte auch das Grab sein, das Harrison
angeblich suchte. Natürlich fand man es nicht. Aber der Nachrichtenmann hatte
die Gelegenheit, ein paar erste Worte mit Brian Shanon zu wechseln und sich ein
Bild von seiner Person zu machen.
Brian
hinterließ einen denkbar guten Eindruck bei ihm.
Der junge
Mann war hilfsbereit, wirkte allerdings etwas scheu und zurückhaltend. Und - er
schien Sorgen zu haben. Manchmal ertappte Harrison ihn dabei, daß er verträumt
und abwesend irgendwohin starrte.
Shanon schien
etwas zu beschäftigen.
»Haben Sie
Liebeskummer ?« fragte der Psychologe einmal
unvermittelt und bot Brian eine Zigarette an. Der junge Mann fuhr zusammen.
»Nein .. ., das heißt, ein wenig schon«, gestand er
Harrison dann kleinlaut. »Aber wieso fragen Sie mich so direkt? Sieht man mir
das an ?«
»Ich war auch
mal jung. Und da hab’ ich ähnlich abwesend dreingeschaut ...«
Brian Shanon
gab zu, Liebeskummer zu haben. Aber er sich ließ darüber nicht aus, und Fred
Harrison hielt es nicht für angebracht, weiter zu bohren.
Er
verabschiedete sich wenig später und kehrte genau fünf Stunden danach wieder
auf den alten, abseits gelegenen Friedhof zurück.
Da war es
schon dunkel. Eine dichte Wolkendecke zog über das Land, und es sah nach Regen
aus.
Fred Harrison
verbarg sich auf dem stockfinsteren Gräberfeld.
Die
Grabstätte jenes »Ted Bowen« hatte er schon am späten Nachmittag ausfindig
gemacht, und er fand sie auf Anhieb wieder. Harrison nahm auf einem Grabstein
in der Nähe Platz und wartete.
In Dunkelheit
und Stille verging die Zeit nur langsam.
Dann waren es
noch wenige Minuten bis Mitternacht.
Harrisons
Spannung wuchs.
Würde etwas
passieren? Würde sich die gespenstische, spiritistische Sitzung der Leichen von
vergangener Nacht wiederholen?
Plötzlich war
Mitternacht.
Brian Shanon
tauchte nicht auf, um irgendwelche Utensilien und Ingredienzien - wie von Nancy
Tyler beschrieben - zu bringen.
Die drei
Kelche und die Flasche erschienen Punkt vierundzwanzig Uhr wie durch Zauberei
auf der eingerissenen Grabplatte.
Dann war
Knirschen und Rumoren in den Gräbern ringsum zu hören, und der PSA-Nachrichtenmann
hielt den Atem an und wagte nicht, sich in seinem Versteck bemerkbar zu machen.
Alles, was geschah, lag genau in seinem Blickfeld.
Drei Gräber
öffneten sich. Sie platzten von unten her auf, und die Särge schoben sich
hervor. Die Deckel fielen mit dumpfem
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