100 - Leichengeflüster
dieser Nacht gestellt wurden. Fred Harrison erfuhr, daß Morna,
Larry und Iwan aus drei verschiedenen Himmelsrichtungen kurz nacheinander in
London eingetroffen und sofort mit dem Hubschrauber nach Exeter geflogen waren.
Dort stand ein Leihwagen für sie bereit, den Larry zum Zielort steuerte. Durch
weitreichende und bisher bekannte Informationen von X-RAY-1 hatten sie den
kleinen alten Friedhof schnell gefunden und waren noch Zeuge des letzten
Rituals des gespenstischen und makabren Rituals geworden.
Die
Ereignisse in dieser Nacht unterschieden sich in einem Punkt von denen in der
vorangegangenen. Brian Shanon, der Sohn des Friedhofverwalters, war diesmal
nicht in Erscheinung getreten, um das Ritual in Gang zu bringen.
Offensichtlich
war ein Punkt erreicht, an dem seine Hilfe nicht mehr notwendig war.
Durch Nancy
Tylers Hinweise an Mary-Ann Harrison war bekannt, daß der junge Mann demnach an
fünf Freitagen zuvor sich regelmäßig zur gleichen Zeit aus der Disko entfernt
hatte. Mit dem Beginn eines zweiten fünffachen Zyklus mit dem magischen
Pentagramm hatten die beschworenen Geister ein eigenes Leben entwickelt.
Fred Harrison
und die drei PSA- Agenten verließen den nächtlichen Friedhof nach einem
Rundgang. Alles war still. In dem kleinen alten Haus hinter den Weiden und
Eichen brannte allerdings noch Licht. Schwacher Schein sickerte durch die
zugezogenen Vorhänge im ersten Stock.
Dort oben
wohnte Brian Shanon.
»Gleich in
der Frühe«, murmelte Larry Brent nachdenklich, »sollten wir uns mal mit ihm
unterhalten. Vielleicht kann er uns einiges darüber erzählen, wie er auf die
Idee gekommen ist, ein Ritual an einem Grab durchzuführen. Und weshalb
ausgerechnet am Grab dieses Ted Bowen, dem der Name >Rha- Ta-N’my< ein
Begriff ist .«
»Vielleicht
hat er es nicht freiwillig getan«, vermutete die hübsche blonde Schwedin. »Der
ruhelose zwingende Geist Bowens ist mir unheimlich, Sohnemann ... Möglich, daß
Shanon nur ein Werkzeug war, das seinen Dienst erfüllt hat und nun nicht mehr
gebraucht wird .«
»Wir werden
es herausfinden, Towarischtschka«, warf Iwan Kunaritschew ein.
Sie waren auf
der Höhe des Tores zum Friedhof angekommen. Die beiden eisernen, verrosteten
Flügel waren geschlossen. So hatten die drei Freunde und Kollegen das Tor auch
vorgefunden, als sie eintrafen. Die eisernen Flügel ließen sich jedoch nur noch
anlehnen und nicht mehr abschließen.
Wie es keine
Schwierigkeit bereitet hatte, hereinzukommen, bereitete es keine, wieder
hinauszugehen. Es war ein Uhr, als die beiden im Schatten der Friedhofsmauer
stehenden Autos sich in Bewegung setzten, um nach Axminster zu fahren.
Fred Harrison
wollte die Filme noch in der Nacht entwickeln.
In seinem
Büro, das nur wenige Minuten von seiner Wohnung entfernt lag, hatte er eine
Dunkelkammer. In dieser Nacht bekamen Larry, Iwan und
Morna die einwandfreien Bilder von der Leichenversammlung zu sehen und den
ganzen Text zu hören, den Harrison während des Zusammentreffens aufgenommen
hatte. Allen Beteiligten wurde klar, daß das dämonische Puzzle unterbrochen
werden mußte. Der bizarre Schatten einer im Entstehen begriffenen Fledermaus
und der sich verbreiternde Spalt in der Grabplatte des offensichtlichen
Verursachers des Ganzen, waren Zeichen, daß hier etwas in Gang geraten war, von
dem noch niemand wußte, wohin es führte.
Die Umstände,
unter denen es sich entwickelte, ließen jedoch schon jetzt eines mit Sicherheit
erkennen: etwas Gutes konnte es auf keinen Fall sein. Wo der Name Rha-Ta-N’my
genannt wurde, folgten stets Grauen und Tod ...
Die
Geschichte von den »Schrecklichen Bäumen«, die der tote John Mathews
berichtete, war den Agenten nicht unbekannt. Sie befand sich als ungeklärter
Schreckensfall in den Geheimarchiven der PSA.
Durch Phil
Rogger waren die viele Jahre zurückliegenden Ereignisse - sie mußten in den
fünfziger Jahren aktuell gewesen sein - einem gewissen Erich Mayberg bekannt
geworden. Mayberg hatte vor geraumer Zeit ein Buch mit dem Titel »Rätselhafte
Welt« herausgebracht. Darin beschrieb er Fälle des Ungewöhnlichen, Okkulten und
Gespenstischen.
Die PSA
wiederum, der bekannt geworden war, daß diese Fälle alle auf Wahrheit beruhten,
hatte umgehend reagiert und versucht, Klarheit in die Informationen zu bringen.
Bei den
»Schrecklichen Bäumen«, die damals anfangs der Fünfziger Jahre in jenem abseits
gelegenen, einsamen Haus die Gasbys töteten und spurlos verschwinden ließen,
war eine Hilfe
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