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100 - Leichengeflüster

100 - Leichengeflüster

Titel: 100 - Leichengeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ich
noch mal kurz zu Dir rüberkommen, Dave ?« fragte mich
Patrick Dolan, ein Freund, der nur zwei Straßenecken weiter wohnte. Ich warf
einen Blick auf die Uhr. Wenige Minuten nach neun. Es war ein kühler
Herbstabend. Ich saß vor dem Kamin, blätterte in einem Magazin und trank einen
Scotch. Damenbesuch hatte ich heute abend keinen. Brenda hatte abgesagt, und es
war zu spät gewesen, Janet noch Bescheid zu sagen.
    »Okay, komm,
wenn du Lust hast. Ich bin allein. Es ist ziemlich langweilig. Außer einem
Drink und einem Magazin mit nackten Mädchen kann ich dir nicht viel bieten .«
    »Mir reicht
es schon, wenn ich mit dir ein paar Worte wechseln kann .«
    Seine Stimme
klang aufgeregt. Ich hatte ihn nie zuvor so reden hören.
    Patrick war
ein seltsamer Kauz. Wir kannten uns erst seit ein paar Wochen, aber irgendwie
war da durch Zufall eine Freundschaft zustande gekommen, die mich selbst
verwunderte. Dolan hatte am Rande einer Landstraße gestanden und den Autos
zugewunken. Er wollte mitgenommen werden. Ich kam zufällig des Weges daher und
fragte ihn, wohin er wollte.
    »Nach
Barnstaple.«
    »Dann haben
wir ja den gleichen Weg«, erklärte ich. Während der Fahrt nach dort erfuhr ich
von Dolan, daß er erst seit ein paar Tagen in Barnstaple lebte, und zwar in
einem Hotel. Als ich die Bude später zu sehen bekam, fragte ich mich, woher
dieser Bursche soviel Geld hatte, um sich wochenlang im besten Hotel der Stadt
verpflegen zu lassen.
    Dolan war
reich. Er war Alleinerbe eines riesenhaften Vermögens, das man nur noch
schätzen konnte. Aktienbesitz auf dem Kontinent und in Übersee, Besitzer einer
Kaffeeplantage in Guatemala, Mitinhaber verschiedener Kettenläden, die allein
jährlich mehrere Millionen Pfund Umsatz machten.
    Patrick war
ein bescheidener und einfacher Bursche geblieben. Er kleidete sich nicht
übermäßig verrückt, hatte keinen Spleen - nun, über das letztere konnte man
streiten. Vielleicht hatte er doch einen. Er war auf der Suche nach »seiner
Vergangenheit«. Ja, wirklich. Er wollte wissen, wer eigentlich alles seine
Vorfahren gewesen waren, und er hatte schon eine Menge Geld dafür ausgegeben, um
seinen Stammbaum zu vervollständigen.
    Als ich Patrick
zufällig am Straßenrand auflas (sein eigener Wagen, ein einfacher Morris, hatte
ihn im Stich gelassen), da waren wir uns gleich vom ersten Augenblick an
sympathisch. Wir sind etwa gleich alt. Er vierundzwanzig, ich fünfundzwanzig.
    Nun, Dolan
machte kein Hehl mir gegenüber, weshalb er sich ausgerechnet in so einer
gottverlassenen Gegend wie Devon aufhielt. London war doch da - gerade für
seine Verhältnisse - ein ganz anderes Pflaster. Ich stamme aus London. Meine
Anwesenheit in Barnstaple hatte einen besonderen Grund: Ich wollte hier die
Landschaft ein wenig studieren, die Menschen, das Milieu.
    Hier in
dieser Moorgegend ist alles anders als in London. Ich bin Maler, müssen Sie
wissen. Keiner von der modernen Sorte, obwohl ich noch jung bin. Der
Naturalismus hat es mir angetan. Wenn ich mir so die alten Holländer und die
alten Franzosen in der National Gallery in London betrachte, dann hatte ich
immer nur den einen Wunsch: So müßte man malen können. Hier in der
Moorlandschaft von Devon und Cornwall hoffte ich, ein paar gute Arbeiten zu
Ende zu bringen. Zahlreiche Studien lagen auf meinem Arbeitstisch und mehrere
angefangenen Aquarelle und Ölbilder befanden sich oben in der Dachkammer, die
mir als Atelier diente.
    Ich hatte die
Hälfte der Wohnung einer alleinstehenden älteren Dame übernommen, die mir die
Zimmer für einen verhältnismäßig günstigen Preis überlassen hatte und für das
Dachstübchen praktisch nichts abverlangte. Sie war der Meinung, daß es egal
sei, ob es nun vollgestopft mit alten Möbeln und Kisten wäre, oder ob ein
strebsamer junger Kunstmaler, der nicht viel Geld hätte, es nützen würde.
    Patrick Dolan
ließ an jenem denkwürdigen Abend keine zehn Minuten auf sich warten.
    Sein Gesicht
war gerötet, sein Blick ein wenig unstet. Er war nervös und aufgeregt. In der
Hand hielt er eine kleine Papierrolle.
    Ich öffnete
ihm, als die Klingel ertönte.
    »Du siehst
aus, als hättest du am Marathonlauf teilgenommen«, sagte ich. »Setz dich erst
mal und nimm einen Drink zu dir ...«
    Dolan nickte.
»Das kann ich jetzt gut gebrauchen .« Er schüttete den
Whisky wie Wasser hinunter, schüttelte sich, schnappte nach Luft und lehnte
sich in den Sessel zurück. Er kam sofort zum Wesentlichen.
    »Ich bin
einen großen

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