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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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ihren Ehemännern führten, aber wiederum ihre eigene Trauer verarbeiten mussten. Nora und ich kannten uns gerade mal ein knappes Jahr. Ich war plötzlich alles, was sie noch hatte. Ich war Vertrauter, Liebhaber und Seelsorger gleichzeitig und hatte nicht gelernt, mit solch einer schwierigen Situation umzugehen.
    Nach ein paar traurigen Wochen versuchte ich, wieder eine gewisse Normalität in unseren Alltag zu bringen. Mein berufliches Leben musste weitergehen, außerdem musste ich ja auch Geld verdienen.
    ***
    Ich glaube, ich kann von mir behaupten, ein absolut geerdeter Mensch zu sein, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen steht. Weder pflege ich einen besonderen Hang zum Übersinnlichen, noch habe ich eine spirituelle Ader in mir.
    Sicherlich kann fast jeder Mensch über irgendwelche Erfahrungen mit dem Jenseits berichten. Sei es nach dem Betrachten von Filmen, die uns als Kind das Gruseln lehrten. Oder seien es Dinge, die wir selbst erlebt haben und deren Ursprung wir uns nicht erklären können. Um uns selbst zu beruhigen, tun wir so manches als dummen Zufall ab, oder wir zucken einfach nur mit den Schultern, ohne uns groß damit zu beschäftigen, was der Auslöser dieser merkwürdigen Vorfälle sein könnte.
    Ich hatte nie großartige Berührungspunkte mit der dunklen „Schattenwelt“, und wollte – vielleicht aus einer unbewussten inneren Angst heraus – auch nie wirklich etwas damit zu tun haben.
    Nora war seit dem frühen Tod ihrer Mutter oftmals unglaublich traurig. Mehrfach versuchte sie, mit der Verstorbenen in irgendeiner Form Kontakt aufzunehmen. Es klingt verrückt, aber aus Trauer und Verzweiflung machen Menschen nun mal Dinge, die sich mit Vernunft nicht erklären lassen.
    Eines Tages stieß sie bei ihren Recherchen nach einem Medium, also einem Menschen, der die Gabe besitzt, Kontakt mit einem Toten aufzunehmen (wie die Schauspielerin Whoopi Goldberg in dem legendären Kinofilm „Ghost“), auf die „Spiritual Association of Great Britain“ in London. Dort gab es mehrere Frauen und Männer, die als Medium agierten und die man besuchen konnte. Sie garantierten ihren Kunden, über sie Informationen aus dem Jenseits zu erhalten.
    Ich muss wohl nicht erwähnen, was ich davon hielt!? In aller Deutlichkeit schreibe ich es hier noch einmal auf: NICHTS!
    Was Nora selbstverständlich nicht davon abhielt, für uns beide eine Reise nach London zur „Spiritual Association“ zu buchen. Eine Woche später starteten wir vom Frankfurter Flughafen aus Richtung London. Dort wohnten wir im Hotel „Dorchester“. Die „Spiritual Association of Great Britain“ befindet sich am Belgrave Square, nahe der Deutschen Botschaft. Nora und ich standen vor dem Londoner Stadthaus der „Association“, und ich fühlte mich sofort zurückversetzt in die TV-Serie „Das Haus am Eaton Place“ aus den 70er Jahren. Hier sah es genauso aus.
    Wir betraten das Foyer, sprachen mit der Empfangsdame und erkundigten uns nach dem allgemeinen Prozedere. In perfektem Cockney-Englisch erzählte sie uns, dass heute kein Termin mehr für ein Medium frei sei. Der nächste Termin sei erst wieder am nächsten Nachmittag möglich. Nora war enttäuscht. Nach der langen Reise wollte sie nicht noch einmal einen ganzen Tag warten müssen, bevor sie ihrem Ziel, mit ihrer geliebten Mutter in Kontakt zu treten, ein Stückchen näher kam.
    Gab es denn keine andere Möglichkeit? – Doch, die gab es!
    Die Empfangsdame erzählte uns, dass am Abend eine Gruppensitzung stattfinden würde. Dies bedeutete, dass man mit 20 bis 25 Personen in einem größeren Raum Platz nehmen müsste. Vorne säße das Medium auf einem Podest und würde sich von uns Anwesenden über unsere Verstorbenen informieren lassen. Anschließend würde das Medium einzelnen Toten Fragen stellen und deren Antworten an die Hinterbliebenen übermitteln.
    Als ich diesen Schwachsinn hörte, verdrehte ich schon die Augen und sah vor meinem geistigen Auge die Sendung „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ vorbeiziehen. „Nora“, maulte ich, „lass uns bitte gehen. Das ist doch die totale Verarsche. Ich setze mich ganz bestimmt nicht in einen Raum mit 25 verzweifelten Deppen, die auf eine Nachricht aus dem Jenseits warten. Wahrscheinlich sind die, die antworten, sowieso alle gekauft.“
    Es half nichts. Gegen Noras Sturschädel hatte ich mal wieder keine Chance. Wir kauften uns also zwei Tickets für die „Abendveranstaltung“. Immerhin muss ich zugeben, dass der Preis

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