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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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dein Angebot eingehen, dass du mir bei den Vorbereitungen helfen willst“, fuhr er fort. „Klar, Guido“, sagte ich, „kein Problem. Das mach ich gerne. Wie ist denn der Stand der Dinge?“ Mit einem leicht unbeholfen wirkenden Unterton stammelte er: „Äh, ich hab noch gar nicht angefangen!“
    Das saß! Ich fiel fast in Ohnmacht. „Wie, du hast noch gar nicht angefangen?“ Ich war total entsetzt. „Na ja, ich hatte halt noch keine Zeit. Ich weiß auch nicht, wo die letzten Monate hin sind. Ich glaube, wir haben ein Problem“, erklärte er. Sprach’s, stand von seinem Stuhl auf und ließ sich in einen Sessel fallen. „Okay“, meinte ich, „wo ist Iris?“ Seine zukünftige Frau Iris und ich stellten dann einen Plan auf, und meine Arbeit begann. Es wurde ein rauschendes Fest. Ein Zirkuszelt mitten im Wald, mit allen Annehmlichkeiten, die man sich vorstellen kann. Ich hatte versucht, in der Kürze der Zeit alles so zu organisieren, dass es ein unvergesslicher Tag für die beiden werden würde. Als alles vorbei war, schlief ich 24 Stunden durch.
    Die Schusseligkeit von Guido hatte jedoch einen positiven Nebeneffekt: Ich hatte ein völlig neues Talent an mir entdeckt. Ich konnte organisieren. Heute beauftragt man ja schon für jede mittelgroße Geburtstagsfeier eine Event-Agentur. Damals war das noch etwas ganz Neues.
    Das Erstellen eines Konzepts für ein Fest und dessen Umsetzung machten mir großen Spaß und forderten mich heraus. Deshalb beschlossen Guido und ich, eine Event-Agentur zu gründen. Nebenbei hatte ich noch genügend Zeit für meine musikalischen Auftritte im Ausland.
    Der Aufbau unserer Event-Agentur war nicht einfach, aber nach und nach bekamen wir immer mehr Aufträge. Vom kleinen Firmenfest bis hin zur großen Jubiläumsfeier für die Kofferfirma Rimowa. Tja, und als das mit den Events so richtig gut lief, kam die Anfrage von der Plattenfirma, ob ich für ein Comeback von Modern Talking bereit sei. Ich war hin und her gerissen. Ich hatte tolle Kunden, die neue Arbeit machte mir Spaß. Bei Modern Talking konnte mir niemand die Gewissheit geben, dass wir Erfolg haben würden. Zudem hatte ich die Dramen mit Dieter noch im Gedächtnis, auch wenn die Wunden mittlerweile vernarbt waren. Ich wollte auf Nummer Sicher gehen und ließ die Planungen für Modern Talking und meine Event-Firma zunächst parallel laufen. Doch Mitte 1998 entschied ich mich endgültig für die Musik.

Rückblickend bin ich mir sicher, dass der Umzug vom Bauernhof nach Los Angeles der Anfang vom Ende unserer Ehe war. Als wir das komplette Anwesen umgebaut und eingerichtet hatten, sagte Nora: „Ich bin jetzt 28 Jahre alt. Eigentlich möchte ich hier nicht begraben werden.“ Ihr war langweilig. Wir hatten viel Geld, Zeit und Liebe in den Hof gesteckt. Wie immer verlor Nora genau in dem Moment, als alles fertig und perfekt war, ihren Spaß an dem Objekt. Es musste ein neues Spielzeug her. In diesem Moment ging mir ihre Art zum ersten Mal während unserer Beziehung so richtig auf die Nerven. Ich fragte mich, warum sie nie etwas im Leben wirklich wertschätzen konnte. Wir lebten eine total oberflächliche Jetset-Beziehung, und mir war klar geworden, dass ich genau so nicht leben wollte. Gut, die Anfangszeit in Los Angeles war spannend. Wir richteten unser Haus ein, knüpften Kontakte. Mir war jedoch immer bewusst, dass ich hier nicht für immer leben wollte.
    Nora gefiel es in Amerika. Sie wollte dort sesshaft werden. Einen Job hatte sie natürlich nicht. Sie jobbte ab und an in einem Reisebüro, damit sie unter Leute kam. Als wirkliche Arbeit konnte man das nicht bezeichnen. Wobei man fairer Weise sagen musste, dass es für eine Deutsche ohne Green Card nicht einfach war, in den Staaten einen Beruf auszuüben. Nora genoss das Leben in vollen Zügen – Geld spielte bei ihr keine Rolle. Sie benötigte im Monat mindestens 30 000 Mark, um überhaupt über die Runden zu kommen. Das Geld nahm sie sich von unserem Konto. Aber ich wollte meine Ruhe haben, also ließ ich sie gewähren.
    1992 ging ich zurück nach Koblenz auf unseren Bauernhof, Nora blieb in L. A. Wir führten die nächsten Jahre eine Fernbeziehung, flogen zwischen Frankfurt und Los Angeles hin und her. Meist kam Nora nach Deutschland, aber auch ich besuchte sie zunächst noch regelmäßig. Manchmal blieb ich nur ein Wochenende, manchmal eine Woche. Es gab Monate, da saßen wir bis zu fünfzehn Mal im Flieger. Anfangs war es mir jedes Mal schwer ums Herz, wenn ich

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