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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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Land der zehntausend Seen gehört auch der April noch zum Winter, manchmal sogar der Mai. Wir brauchten dringend Sonne und Wärme, weshalb Annie für April einen Urlaub in New Mexico buchte, wo es um
die Zeit angenehm warm sein sollte. Außerdem war das Ziel einigermaßen exotisch. Unser Flugzeug landete spätnachts. Am nächsten Morgen erwachten wir unter einer gleißenden Wüstensonne. Oben auf den Bergen blendete der Schnee.
    Die nächsten Tage verbrachten wir damit, Ski zu fahren, Margaritas zu trinken und in der Sonne zu liegen. Und dazwischen hatten wir exzellenten Sex in den stilvollen Motels im (Pseudo-)Lehmziegelstil. Unsere Übungen zwischen den Laken waren stürmisch, fantasievoll und lange. Solchen hatten wir zwar auch in Minnesota, aber, anders als in New Mexico, nicht täglich. Was machte den Sex an diesen fünf Tagen so spritzig, so unvergesslich? Die Höhe? Die Sonne? Skifahren und Tequila? Wir wussten es nicht. Aber als wir Monate später beschlossen, aus Minnesota zu fliehen, meinte Annie: »Wir könnten einfach nach Süden abbiegen, das Gaspedal durchdrücken und nicht anhalten, bis wir New Mexico erreichen.«
    Es ist also keine Übertreibung, wenn ich sage, Sex habe uns nach New Mexico gebracht, wo wir unsere Karrieren begannen, wunderbare Freunde fanden, die Natur genossen wie noch nie zuvor … und ein Kind zeugten.
     
    Nun stand der Wochenendausflug in den Aschram an. Yoga begeisterte mich nicht so wie Annie, meine Reaktion wäre mit »angenehm überrascht« besser beschrieben, dennoch gefiel mir die Aussicht auf ein paar Tage Meditation, Yoga und - nicht zuletzt - Blockhütte. Annie und ich stehen auf kleine Hütten mit grob behauenen Wänden, schlechter Isolierung und kalten Böden. Uns gefällt das Gefühl, »naturnah« zu leben, wie es die Leute vor hundert
Jahren noch getan haben. Die Aussicht auf eine (hoffentlich) gemütliche Hütte, Yoga und, ja, Sex entzündete meine Fantasie.
    Ginger ging freitags nicht in den Kindergarten. Während ich also im Büro arbeitete, verbrachte Annie den Tag mit dem Kobold, spielte mit ihr, machte Besorgungen, kochte usw. Später fuhr sie mit ihr zur Bibliothek; nur wenig machte Ginger so viel Freude, wie stundenlang auf dem Schoß von Mama oder Papa zu sitzen und sich Geschichten vorlesen zu lassen. Manchmal stellte sie sich vor ein Regal mit Kinderbüchern und verscheuchte uns: »Lasst mich! Ich will lesen!« Natürlich konnte Ginger noch nicht lesen. Aber sie konnte sich Bilder ansehen. In der so gewonnenen Zeit stöberte Annie ein wenig auf eigene Faust. Dabei stieß sie auf ein Buch mit Zitaten. Wenig später piepste mein Handy zweimal.
    Von meinen Lippen trink -
Wenn sie versiegen,
Geh weiter, wo die schönen Quellen liegen.
    Diese SMS war die erste, die ich je bekommen (und die erste, die Annie mir je geschrieben) hatte. Sie erfreute mich die ganze Mittagspause lang.
    »Wahnsinn, wie ich mich mit Technik auskenne, was?«, fragte Annie abends, nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hatte. »Und mit Literatur! Vielleicht ist das Shakespeare-Zitat ja zum allerersten Mal als SMS verschickt worden.«
    »Dich packt schon wieder der Ehrgeiz, hm?«, keuchte ich, ohne meine Liegestützen zu unterbrechen.

    »So bin ich nun mal.« Sie lächelte, leicht errötend.
    »Das gefällt mir doch!«, antwortete ich. »Ich meine, wer kann sich schon derartig für eine SMS begeistern?«
    »Stimmt schon«, gab sie zu. »So was macht mir Freude. Ich kann nicht anders.«
    »Ich weiß. Darum ist es ja so typisch für dich.«
     
    Für den nächsten Morgen hatten wir uns einen genialen Trick ausgedacht, wie wir den Kindern unseren Abschied - buchstäblich - versüßen konnten: Wir hatten Eggo-Fertigwaffeln gekauft. Normalerweise kommen die uns nicht ins Haus, wir machen unsere Waffeln immer selbst, mit Milch von glücklichen Kühen usw. Aber, verrückte Welt, die Kinder schworen nun mal auf das ungesunde Fertigzeugs, das sie von Besuchen bei meinen Eltern kannten.
    »Und, was ist die große Überraschung?«, fragten die Mädchen, kaum dass sie die Augen auf hatten. Annie zauberte die Waffelpackung hervor. Ginger und Joni waren völlig von den Socken.
    »O mein Gott, ES GIBT EGGOS!«, kreischte Joni.
    »Mama, krieg ich gleich ein, nein, zwei Eggos?«, quietschte Ginger.
    Die Kinder stürzten sich auf die Waffeln; dass Mama und Papa gleich wegfahren würden, schien völlig vergessen. Auch die Babysitterin - die wir über eine Freundin Annies bekommen hatten - kam bei den

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