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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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Nähe hatten Annie und ich uns auch seelisch angenähert.
    Kaum war ich an unserer Hütte angekommen, machte ich mich an die Zubereitung eines Thunfischauflaufs für die Kinder, saugte im ganzen Haus Staub, räumte alle Zimmer auf und zündete überall Räucherstäbchen an. Wir befanden uns schon in der zehnten Marathonwoche und hatten immer noch keine Putzfrau engagiert, obwohl Annie von der Idee doch so begeistert war. (Sie erinnern sich: Sie hält »Putzfrau« für das erotischste Wort der Welt.)
    Sie wollen Details, Erklärungen? Schließlich musste man doch nur den Telefonhörer in die Hand nehmen und hinterher die Kohle rausrücken. Woran hakte es?
    Ich wünschte, ich könnte mit einer lustigen Schnurre als Erklärung aufwarten, mit einer Episode, in der eine kopftuchtragende russische Emigrantin, ein Eimer Rote-Bete-Saft und ein zahmer Wolf eine Rolle spielen. Aber die Wahrheit ist schrecklich banal.
    Gelegentlich fiel uns wieder ein, dass wir eine Putzfrau einstellen wollten, aber unsere Tage waren derart vollgestopft mit Kinderaufzucht, Arbeit, Reisevorbereitungen,
Sex und so weiter, dass wir es einfach nicht schafften, den Telefonhörer aufzunehmen und die Sache anzuleiern. (Erst Monate später rafften wir uns endlich auf und engagierten eine Putzfrau, die einmal im Monat kam.)
    An diesem Tag aber spielte ich die Putzfrau; es würde Annie sicher Freude machen, in ein sauberes, aufgeräumtes Zuhause zu kommen.
    Das tat es auch. Wenige Stunden später saßen wir auf dem Bett und küssten uns.
    »Sollen wir eine Grundstellung des tantrischen Sex ausprobieren? Dabei sitzen wir uns gegenüber, umschlingen uns mit den Beinen und ich dringe in dich ein.«
    »Hast du das aus deinem Dummie-Buch?«, fragte Annie.
    »Dort wird die Stellung wärmstens empfohlen, als eine Art Grundlage für alles andere.«
    Wir verknoteten uns wie vorgeschlagen, legten die Köpfe an der Stirn aneinander und umarmten uns. Ihr Atem war süß und warm und streichelte zärtlich über meine Wangen, während wir uns wiegten. Ich war in ihr, meine Beine lagen unter ihren, unsere Oberkörper und Wangen berührten sich.
    »Langsam und gemächlich, so viel steht fest«, flüsterte ich.
    »Allerdings.«
    Fünf Minuten lang saßen wir da und bewegten uns extrem langsam und gemächlich.
    »Das ist also tantrisch«, flüsterte ich.
    »Aha.«
    Ein paar weitere Minuten vergingen.
    »Vielleicht muss ich das im Buch noch mal nachlesen«, schlug ich vor.

    »Vielleicht ist es mit tantrischem Sex wie mit Yoga«, sagte Annie. »Man muss lang üben, bis man ihn wirklich beherrscht.«
    »Sollen wir aufhören, nur zu üben?«
     
    Am Tag 69 bot es sich natürlich an, diese anzügliche Zahl auch zu ehren, diese Schlampe von einer Zahl. Doch wir verzichteten drauf, weil diese klassische Stellung uns nie besonders begeistert hatte. Stattdessen schliefen wir im kalten, unfertigen Keller miteinander, während Ginger oben auf dem Ehebett saß und fernsah.
    Zuvor hatte ich Joni zur Schule gefahren, war heimgekommen, hatte die Heizung im Keller aufgedreht und für Ginger wie versprochen den Fernseher eingeschaltet. Dann stiegen Annie und ich in den staubigen, ungemütlichen und trotz Heizung eiskalten Keller hinab.
    Vor zwei Jahren hatten wir eine Menge Zeug in Umzugskartons gepackt, die hier großteils noch immer unausgeräumt herumstanden, aufeinandergestapelt oder durcheinandergewürfelt. Warum auspacken, wenn wir ohnehin bald wieder umziehen würden? Zwischen den Kartons eingeklemmt stand auch eine Liege, die Annies verstorbener Großmutter gehört hatte (der Frau, derentwegen wir in Minneapolis zwei getrennte Telefonnummern beibehalten hatten). Annie zog sich aus und schlüpfte unter die dünne Decke. Ich tat es ihr nach und kuschelte mich zitternd an sie. Wir umarmten und streichelten uns, bis uns eine Hitze anderer Art erwärmte.
    Hinterher zogen wir uns in der Eiseskälte hastig wieder an. Das brachte uns zum Lachen. Umgeben von den Relikten unseres Lebens in Baltimore hatten wir am helllichten
Tag miteinander geschlafen. Es fühlte sich an, als hätten wir etwas herrlich Verbotenes getan. Wir fühlten uns verwegen. Und verjüngt.
    Später am Tag mailte mir Annie, sie habe wegen mehrerer Dinge »ein äußerst schlechtes Gewissen«.
    »Ich bat Vicki heute, ein paar Stunden auf Ginger aufzupassen, in der Hoffnung, wichtige Sachen erledigen zu können. Arbeit zum Beispiel. Stattdessen fuhr ich in der Stadt herum und erledigte Besorgungen. BESORGUNGEN! Während

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