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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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richtete mich auf und sah mich um. Es war vorbei. Der Raum war wieder rechtwinklig, die Fahrt war beendet. Bedenklich, dachte ich, als ich zu meinem Tisch zurückging. Sehr bedenklich.
    Auf der Heimfahrt erzählte ich Annie davon.
    »Hm, das klingt nicht gut«, meinte sie.
    Der Vorfall beunruhigte Annie. Später am Abend gab sie mir mit ernster Miene eine ausgiebige Fußmassage. Dabei trug sie ein erotisches Top, das ich ihr bei Target gekauft hatte, zu einem Preis, der uns aus der Kategorie »treue Kunden« heraushob und zu »Gold-« oder sogar »Platin-Kunden« beförderte.
    Ich stellte mir vor, wie der Vorstandsvorsitzende von Target die Umsatzzahlen studierte und erklärte: »Gott sei Dank haben wir die Browns in Denver. Dieses gerüschte Top hat unseren Jahresgewinn gerettet.«
    Nach der Massage beugte Annie sich über mich und streichelte mir den Arm. Normalerweise mache immer ich den ersten Schritt, doch heute Abend schien sie bereit, die erste erotische Salve abzufeuern. Die Vorstellung, dass sie den Reigen beginnen würde, erregte mich. Ich wartete ab.
    Nichts.
    »Machst du den ersten Schritt?«, fragte ich.

    »Äh, das ist peinlich«, meinte Annie. Sie setzte sich. »Ich habe mich so daran gewöhnt, dass du den ersten Schritt machst. Ich weiß gar nicht, wie ich es anstellen soll.«
    »Probier es einfach«, sagte ich. »Es ist nie zu spät, mit etwas anzufangen.«
    »Eigentlich eine ziemlich merkwürdige Sache mit dem ›ersten Schritt‹, oder?«, fragte sie. »Klingt so nach Teenagerproblemen. Warum spielen solche Fragen überhaupt eine Rolle?«
    »Aus alter Gewohnheit?«
    »Wir werfen nun schon seit vierundsechzig Tagen alte Gewohnheiten über Bord, und es erregt mich jedes Mal, wenn wieder eine zerschellt«, sagte Annie.
    »Um viele alte Gewohnheiten ist es nicht schade«, sagte ich. »Andere wiederum haben ihren guten Grund. Wie meine Gewohnheit, in Pubs Fish & Chips zu essen.«
    »Nicht gerade die gesündeste Angewohnheit«, lächelte Annie. »Aber auch keine, die aufzugeben sich lohnte.«
    »Um aber auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen: Es fällt mir keine einzige Gewohnheit beim Sex ein, der ich eine Träne nachweinen würde.«
    Zögernd langte Annie zu mir herüber und fing an, meine Brust zu streicheln.
    »Ich glaube, du machst gerade den ersten Schritt«, flüsterte ich. Sie grinste.
    »Lehn dich zurück«, wies sie mich an und drückte mich mit den Händen hinunter. »Lass mich mal erste Schritte machen. Ich bin schwer eingerostet.«
    »Bis jetzt läuft’s prima«, sagte ich. Sie setzte sich auf mich und begann mich zu küssen. Dieser erste Schritt führte zu einer langen, leidenschaftlichen Vereinigung.

    Danach durfte ich mich auch mal blamieren. Annie fuhr ziemlich darauf ab, wenn ich sie mit dem Mund an Hals oder Ohr neckte. Normalerweise beschränkte ich meine Erkundungen auf die Ohrläppchen. Dieses Mal knabberte ich an ihrem Ohr, hauchte hinein und fing an, mit der Zunge zu lecken.
    Weiteren Zungenexkursionen schob sie nachher schnell den Riegel vor.
    »Das hat mich an plumpes Teenagergefummel erinnert«, meinte sie hinterher. »Wenn du mich so am Ohr leckst muss ich an Highschool-Zeiten und ahnungslose Jungs auf Autorückbänken denken.«
    Und tatsächlich fühlte ich mich so ähnlich, als ich sie am Ohr leckte. Als wäre ich wieder sechzehn. Schlimm.
    Rückblickend freue ich mich über die Kritik. Vor dem Marathon hätte keiner von uns sich im Bett über irgendetwas beschwert. Wir hätten den Verdruss heruntergeschluckt und schwelen lassen. Wenn Annie sich zu dem Zeitpunkt über das Ohrlecken beschwert oder ich darauf gewartet hätte, dass sie den ersten Schritt macht, wäre uns das wahnsinnig peinlich gewesen, und das hätte uns sehr wahrscheinlich vom Sex abgehalten.
     
    Irgendwann in dieser Nacht begann ich, schwer zu stöhnen. Um fünf Uhr morgens riss es mich aus dem Schlaf. Ich fühlte mich, als säße ich in einem Kettenkarussell, das sich rasend schnell auf dem Deck eines Schiffs in sturmgepeitschter See drehte. Ich sah alles verzerrt, doppelt und dreifach, wie in einem kubistischen Bild. Da ich nicht stehen konnte, ließ ich mich auf den Boden fallen und kroch ins Bad. Selbst das fiel mir schwer. Ich zog mich
über die Toilettenschüssel und übergab mich. Klar, ich hatte mir auch früher schon mal den Magen verdorben. Einmal wurde mir von einer schlechten Auster sogar dermaßen übel, dass ich in zwei Tagen fast zehn Pfund verlor. Aber das hier war viel schlimmer.

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