Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
Vom Netzwerk:
Freiheiten du ihnen gibst, desto produktiver, zufriedener und innovativer werden sie. Ein Unternehmen besteht aus erwachsenen gleichberechtigten Menschen, nicht aus Arbeitskräften. Jeder hat das Recht, sich frei zu entfalten und eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Entgegen allem, was man aktuell zu glauben scheint, machen Druck und Stress Menschen nicht produktiv, sondern ganz einfach nur kaputt. Und dabei verliert das Unternehmen letztlich genauso wie der Mensch.
    Es geht Semler um ein neues Verständnis von Arbeit: Eine Firma ist ein Gemeinschaftsprojekt, im besten Fall eine geteilte Leidenschaft. Die Gesellschaft hat uns das allerdings anders beigebracht, wir sollen uns als Steinmetze, Schneiderinnen und Hilfsarbeiter sehen, nicht als Kathedralen-Schöpfer. Bei Semco sind die Mitarbeiter essentieller Teil eines Ganzen, sie sind Mit-Schöpfer, nicht bloß ein Rädchen im System. Sie haben Ideen, sie verstehen ihre Arbeit, sie wissen, was sie wert ist.
    »Wirtschaftsdemokratie« nennt dieses Prinzip der Miteigentümer des Multimedia-Unternehmens cpp in Offenbach, Gernot Pflüger, in dessen Unternehmen es statt Kontrolle und Bevormundung eine vertrauensbasierte Firmenkultur gibt. In seinem Buch »Erfolg ohne Chef. Wie Arbeit aussieht, die sich Mitarbeiter wünschen« beschreibt er Details dieser neuartigen Arbeitsweise. Alle MitarbeiterInnen sind gleichberechtigt, es herrscht auch und vor allem in Finanzfragen völligTransparenz – wer will, kann zu jedem Zeitpunkt Einblick in die Kassenlage erhalten. Alle Bewegungen sind nachvollziehbar, seien es Einkäufe, Honorare für Freelancer, die Miete oder die Personalkosten. Alle beziehen denselben Lohn, alle haben völlige Freiheit bei der Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung. Marktwirtschaft und Demokratie, Idealismus und Gewinnorientierung stehen laut Gernot Pflüger keineswegs im Widerspruch.
    Grundeinkommen als Wegweiser in
die postindustrielle Zukunft
    Die beschriebenen Versuche, industrialisierte Arbeitsformen zu humanisieren, sind von wenigen Ausnahmen abgesehen – ja, dm ist so eine Ausnahme – nicht nachhaltig gelungen.
    Auch in unserer zunehmend postindustriellen Gesellschaft sind wir nach wie vor mit industrialisierten Lebensformen und -umständen konfrontiert. Wir leben im Schatten dieser Strukturen, die Arbeitswelt, öffentliche Verwaltung und sogar Schule und Hochschule prägen: Standardisierung bis hin zu der Vereinheitlichung der Bedürfnisse als die immer gleiche Antwort auf Fragen nach Produktionsweisen, Gestalt der Produkte, Organisation menschlicher Tätigkeiten und Fähigkeiten.
    Noch hallen die Versprechungen der Industriegesellschaft so nach, ist die Angst vor Verlust dieser Art von Arbeit so groß, dass das Verschwinden ihrer materiellen Basis noch nicht in das Bewusstsein einer Mehrheit rücken konnte. Wenn wir jedocheinmal verinnerlicht haben, dass in der Wirklichkeit eines globalisierten Turbokapitalismus Vollbeschäftigung nicht mehr möglich ist und deshalb das spezifisch deutsche Sozialstaatsmodell nicht mehr trägt, ist eine Frage dringlich: Was muss sich grundsätzlich ändern, um die unterschiedlichen, widersprüchlichen und gleichzeitig stattfindenden gesellschaftlichen Entwicklungen zu begreifen? Andere Verhältnisse können nur aus der Verflüssigung der bestehenden entstehen: Verflüssigung meint, »gesellschaftlich Verklumptes« (Hans-Peter Dürr), einen Stau, zu lösen, um der neuen Vielfalt der Lebens- und Arbeitsweisen gerecht zu werden. Den früheren verfestigten Verhältnissen, die Schutz boten und Ordnung versprachen, stehen zwanglosere, riskantere, aber auch freiere Verhältnisse gegenüber.
    Das bedingungslose Grundeinkommen reflektiert diesen Prozess, es ermöglicht einen veränderten Umgang mit dem Verlust von Arbeit, kann darauf gelassener reagieren. Unter denjenigen, die uns darüber Auskunft gaben, was sich denn in ihrem Leben durch Grundeinkommen ändern würde, wollten die abhängig Beschäftigten mehrheitlich entweder das, was sie jetzt tun, für eine ganz andere – freiere – Arbeit aufgeben, oder aber nur die Hälfte, höchstens zwei Drittel der Zeit in der alten Tätigkeit arbeiten. Und fast alle hielten das für eine gute Möglichkeit, die weniger werdende Arbeit auf mehr Menschen zu verteilen. Ein Grundeinkommen ermöglicht einen freien Blick auf den anderen, der nicht mehr in erster Linie als Konkurrent um das knappe Gut dauerhafter Arbeitsplatz gesehen wird, sondern mit

Weitere Kostenlose Bücher