1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer
sitzen. Ich habe mir oft gedacht, dass die Unterschiede wohl doch zu groß sind. Und ich habe befürchtet, dass die Leute, die mich vor dieser Heirat gewarnt haben, doch Recht behalten könnten. Das war ein unglaublich schlechtes Gefühl, das ich lange nicht wahrhaben wollte.
Im März 2007 habe ich mir meine Augen in Istanbul lasern lassen. Er wollte unbedingt mit und hat den fürsorglichen Ehemann gespielt. Dort hat er sich aber so gut wie nicht um mich gekümmert. Er hat sich dort sehr um eine mitreisende Frau italienischer Abstammung in seinem Alter gekümmert, weil die doch allein hier war. Dass ich aber allein war, weil er sich mehr mit ihr als mit mir abgegeben hat, war ihm egal. Nach der Rückkehr wollte ich, dass er auszieht. Meine Mutter hat mir daraufhin das erste Mal erzählt, dass mein Noch-Ehemann sie belästigt, wenn ich noch in der Arbeit bin und mein Vater auch nicht da ist. Ich konnte das nicht glauben, habe ihn aber zur Rede gestellt. Er hat alles recht plausibel bestritten. Er hat es geschafft und mich überredet, es nochmals zu versuchen. Es war ein stetes Auf und Ab der Gefühle.
Mittlerweile war ich so abgestumpft, dass ich so ziemlich alles ertragen habe. An seine respektlose Art hatte ich mich gewöhnt, auch dass er ein Singleleben lebt und mich nur benutzt, wenn er mich braucht. Mir war klar, dass unsere Ehe kaputt ist. Ich hatte aber noch nicht den Mut (vielleicht war ich auch zu faul) gehabt, mich scheiden zu lassen. Es verging ein Monat nach dem anderen. Er war fast immer weg und kam nur zum Duschen und Schlafen nach Hause. Er war nur immer kurz zuhause, hat rumgestänkert, Dreck gemacht, die Küche verqualmt und hat sich dann wieder anderswo vergnügt. Er hatte in dieser Zeit einen Landsmann in der Nachbarstadt kennengelernt und war dann sehr oft mit dem unterwegs. Das hat sich dann so gesteigert, dass er täglich nach der Arbeit und am Wochenende, nachdem er gegen Mittag aufgestanden war, sich mit dem Kumpel getroffen hat. Ich war für ihn das praktische Hotel. Ich habe das ertragen, denn so hatte ich wenigstens meine Ruhe. Okay, es gehören immer zwei dazu. Ich dachte anfangs, dass wir eben wieder eine Krise haben. Und ich bin nicht der Typ Mensch, der bei Schwierigkeiten gleich die Scheidung einreicht. Wir haben uns dann mal ausgesprochen und er meinte, dass unsere Ehe keinen Sinn mehr habe. Das sah ich genauso. Wir wollten Freunde bleiben. Mittlerweile hatte ich ihm auch knapp 20.000 Euro geliehen, denn er hat nicht zwei Zimmer, sondern ein ganzes Hause für seine Eltern und Brüder gebaut. Von mir war plötzlich keine Rede mehr. Er hat mir hoch und heilig versprochen, mir diesen privaten Kredit in Raten abzubezahlen, sobald er einen festen Job (also nicht mehr Leiharbeit) habe. Ich habe ihm mit mulmigem Bauchgefühl vertraut. Mir blieb ja auch nichts anderes übrig.
Im Februar 2008 habe ich erfahren, dass ich bereits in der 15. Woche schwanger bin (und das mit 43!). Ich habe mir zwar immer ein Kind/Kinder gewünscht, diesen Wunsch aber schon seit vielen Jahren abgehakt. Und es ging mir gut damit. Ich zwar zuerst total geschockt, weil ich zuerst evtl. Beschwerden in den Wechseljahren vermutet hatte – aber nie eine Schwangerschaft. Für mich war klar, dass ich dieses Kind bekomme. Auch wenn ich nicht weiß, wie mein Leben weitergeht. Mein Noch-Ehemann meinte nur, als ich ihm den positiven Test gezeigt habe: „Mach es doch weg, wenn du es nicht willst“. Das war für mich ein weiterer Schlag ins Gesicht. Er hat sich dann, nachdem er wusste, dass es ein gesunder Junge wird, auch gefreut. Ich glaube, er hat sich nur gefreut über seinen Sohn als seinen Besitz. Um mich gekümmert hat er sich aber trotzdem nicht. Ich habe hochschwanger die Küche renoviert, war Getränke einkaufen, habe Wäschekörbe geschleppt. Er war kurz vor der Geburt noch drei Wochen in Tunesien – eigentlich wollte er über den Geburtstermin weggehen, hat sich dann aber anders entschieden, keine Ahnung, warum.
Unser Sohn kam am 01.08.2008 per Notkaiserschnitt zur Welt. Auch nach der Geburt hat mich mein Noch-Ehemann nicht unterstützt. Ich bin froh, dass mir meine Mutter/Eltern so zu Seite standen und stehen.
Das Baby hatte die 3-Monats-Koliken. Diese Situation war nervenzehrend genug für mich. Mein Mann hat dann aber in dieser Zeit seinen Cousin samt Freundin und 2-jähriger Tochter zum Übernachten eingeladen. Ich wurde nicht gefragt. Nun musste ich also eine Übernachtungsmöglichkeit in meiner Wohnung
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