1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
nach London gebracht werden, wo die letzten Korrekturen vorgenommen werden sollten, ehe sie nach Al-Omar flogen.
Also blieben sie über Nacht in Paris! Wieder begann Samias Magen nervös zu kribbeln …
Simone begleitete sie zum Wagen, in dem sie den ganzen Nachmittag über herumgefahren worden waren, und wünschte ihr einen schönen Abend. Nachdem sie Samia eine luxuriöse Tasche in die Hand gedrückt hatte, zwinkerte sie ihr verschwörerisch zu. „Das können Sie heute Nacht sicher brauchen.“
Samia begriff erst nicht, was die Frau meinte. Sie war zu müde, um zu fragen, wohin sie gefahren wurde, und verließ sich auf Sadiq, der wissen würde, wo sie war.
Erst im Wagen entdeckte Samia, was sich in der Tasche befand: eine Auswahl seidiger Dessous und Nachtwäsche, ein Täschchen mit exklusiven Toilettenartikeln und Kleidung zum Wechseln für den nächsten Tag. Ihre Lieblingsjeans hatte Samia in dem Wirbel irgendwo vergessen, sie trug jetzt eine elegante Designerhose, und unter einem unanständig weichen Kaschmirpullover einen Spitzen-BH.
Alles das passte gar nicht zu ihr.
Als der Wagen vor einem luxuriösen Stadthaus hielt, vor dem die Flagge von Al-Omar gehisst war, wuchs Samias Unbehagen.
5. KAPITEL
Zögernd betrat Samia eine weitläufige Eingangshalle. Über ihr funkelte ein riesiger Kristalllüster, und eine mächtige gewundene Treppe führte nach oben. Auf dem blanken Parkettfußboden lagen kostbare Perserteppiche, und auf kleinen antiken Tischen standen chinesische Vasen. Die Halle war im Rokokostil gehalten, an den Wänden hingen teure Gemälde.
Ein Leibwächter schloss die Haustür hinter Samia. Angesichts der Pracht vergaß sie ihre Unsicherheit, stellte die Ledertasche ab und blickte sich um.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Sadiq wie ein dunkler Ritter gelöst an einer Wand lehnte. Bei seinem Anblick fuhr sie zusammen.
„Du hast mich erschreckt. Schleichst du dich immer so an?“
Sadiq löste sich von der Wand und kam auf sie zu. In dem gedämpften Licht wirkten seine Züge seltsam flächig. „Ich musste noch etwas in meinem Büro erledigen, Samia, aber ich wusste dich in guten Händen.“ Anerkennend betrachtete er sie. „Die neuen Sachen stehen dir. Wir hätten uns gleich an Simone wenden sollen.“
Seine bevormundende Art störte sie. „Meine Lieblingsjeans sind weg. Weißt du, wie lange es dauert, bis man Jeans richtig eingetragen hat? Auch das Oberteil und meine Jacke sind verschwunden, die noch völlig in Ordnung waren. Und mit diesen Stöckeln kann ich unmöglich im Hyde Park spazieren gehen.“
Als Beweis streckte Samia ihm ein Bein in ihrem sündhaft teuren, aber völlig unpraktischen hochhackigen Lederstiefel hin, dabei stolperte sie etwas zurück und hätte fast das Gleichgewicht verloren.
„Ich fürchte, mit deinen einsamen Spaziergängen im Hyde Park ist es vorbei, Samia. Willst du mir nicht verraten, was dich bedrückt? Du dürftest die einzige Frau sein, die den ganzen Tag unbegrenzt mit einer goldenen Kreditkarte einkaufen kann und nicht freudestrahlend zurückkehrt.“
Verlegen wandte sie sich ab. „Entschuldige. Ich möchte nicht undankbar erscheinen … aber das hier bin ich nicht.“ Bedeutsam zupfte sie an ihrem Kaschmirpullover herum und sah Sadiq an. „Diese Sachen sind einfach nicht mein Stil. Ich komme mir darin vor wie … ich fühle mich einfach nicht wohl darin.“
Es überraschte Samia, dass er sie bei den Schultern nahm und sie sanft, aber bestimmt zu einem hohen Wandspiegel schob. Beim Anblick ihres Spiegelbilds zuckte sie zusammen und wollte sich abwenden, doch Sadiq hielt sie fest.
„Sieh dich an, Samia“, forderte er.
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Genau das hatte sie bisher vermieden. Viel zu oft hatte ihre Stiefmutter sie vor einen Spiegel gestellt und über ihre Mängel und Unzulänglichkeiten gespottet. Die Erinnerungen ließen sie erschauern … auch, weil Sadiqs warme Hände elektrisierende Impulse auszusenden schienen.
Meine Güte!
„Mach die Augen auf, Samia, und schau in den Spiegel“, beharrte er.
Er wollte sie zwingen, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen. Obwohl sie Sadiq erst eine Woche kannte, wusste er mehr von ihr als jeder andere. Mit ihren Bemühungen, ihn von sich abzubringen, hatte sie das Gegenteil erreicht.
Resigniert sah sie ihn an. Trotz ihrer hohen Absätze überragte er sie immer noch um einen Kopf.
Sadiq zog eine Braue hoch und lächelte nachsichtig. „Es ist schön, wenn du mir
Weitere Kostenlose Bücher