1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
anmerken zu lassen, wie enttäuscht sie war, erwiderte sie nur „Gut.“ und blickte gleichmütig nach vorn.
„Wirst du genug Zeit haben, um alles für die Hochzeit vorzubereiten?“
Samia verdrängte ihre Empfindungen. Sadiq durfte nicht merken, wie es in ihr aussah. Ihr Herz jagte, noch nie hatte sie sich so lebendig gefühlt, nicht einmal, als sie im Boot gegen die Tücken des Meeres angekämpft hatte.
Sadiq schien eine Antwort zu erwarten, also nickte sie. „Ja, sicher. Ich habe alles im Griff.“ Sie wollte allein sein, sich seinem durchdringenden Blick entziehen.
Nur kurz zögerte er, dann schloss er die Tür, der Wagen setzte sich in Bewegung und Sadiqs groß gewachsene Gestalt blieb zurück. Samia drehte sich nicht um, sodass ihr entging, dass er ihr noch lange nachblickte.
Nach dem Kuss war sie immer noch wie elektrisiert, während er für Sadiq vermutlich reine Formsache war. Was hatte sie erwartet? Während sie wie verzaubert dastand, hatte er sie sanft, aber bestimmt von sich geschoben. Und das vor internationalen Medienvertretern.
In Samia tobte ein Gefühlschaos. Bisher war alles sehr nüchtern und geschäftsmäßig verlaufen: Aus Verantwortungs- und Pflichtgefühl hatte sie sich schicksalsergeben zu der Heirat bereit erklärt. Doch jetzt war etwas anders geworden, nie gekannte Gefühle und Regungen erfüllten sie. Der Kuss hatte alles noch schlimmer gemacht und etwas in ihr geweckt, gegen das sie machtlos war.
In den letzten beiden Tagen hatte sie Sadiq sehr viel besser kennengelernt. Hatte sie ihn anfangs als rücksichtslosen, befehlsgewohnten Herrscher gesehen, der nur an sich und seine Ziele dachte, so wusste sie inzwischen, dass er auch einmal geliebt hatte. Er hatte sich mit seinem übermächtigen Vater nicht verstanden und war einsam und ohne Geschwister aufgewachsen. Und obwohl Samia ihre Stiefmutter gehasst hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, wie ihr Leben ohne Geschwister verlaufen wäre.
Bilder eines kleinen dunkelhaarigen Jungen drängten sich ihr auf, der sich in Sadiqs Arme warf … Schockiert bemerkte Samia, dass sie sich wunderbar vorstellen konnte, Kinder mit ihm zu haben. Dabei hatte sie sich eigentlich nicht für mütterlich gehalten. Aber konnte sie einen Mann heiraten, der in Kindern nur die wichtigen Erben und Thronanwärter sah? Ganz so hatte Sadiq sich zwar nicht ausgedrückt, aber er hatte auch nichts Gegenteiliges geäußert.
Leise stöhnte Samia auf und zuckte zusammen, als der Fahrer fragte: „Ist alles in Ordnung, Euer Hoheit?“
Sie brachte ein schwaches Ja hervor und verdrängte die zwiespältigen Gedanken.
Für sie hieß es jetzt, ihre Welt in London aufzugeben, einen Teil ihrer Sachen in Sadiqs Londoner Residenz schaffen und den Rest nach Al-Omar schicken zu lassen. In zwei Wochen sollte sie ihren Verlobten in der neuen Heimat treffen, dann würde ihr Leben sich für immer ändern. Noch beunruhigender war jedoch der Gedanke, Sadiq wiederzusehen …
6. KAPITEL
Zwei Wochen später, am Ende ihres dritten Tages in B’harani, erkannte Samia, dass sie sich wegen des Wiedersehens mit Sadiq nicht hätte sorgen müssen –, er hatte genau fünf Minuten mit ihr verbracht.
Am Ankunftstag hatte sie sich gerade in ihrer luxuriösen Privatsuite umgesehen, als es forsch an der Eingangstür klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten, war jemand eingetreten. Erwartungsvoll hatte ihr Herz zu schlagen begonnen. Das konnte nur Sadiq sein! Alle anderen verhielten sich ihr gegenüber so unterwürfig, dass es fast peinlich war.
Und tatsächlich, im prächtigen traditionellen weißgoldenen Gewand von Al-Omar hatte er den Salon betreten und den Raum sofort beherrscht. Obwohl Samia unter Männern in orientalischen Gewändern aufgewachsen war, hatte sein Anblick ihr im ersten Moment den Atem verschlagen.
Nur knapp hatte Sadiq sie begrüßt und sie dann eindringlich angesehen. „Ich hoffe, du hattest einen guten Flug. Gefallen dir die Räume?“
Überwältigt von so viel Männlichkeit und der unerwartet unpersönlichen Begrüßung, hatte Samia genickt und nur stockend hervorgebracht: „Danke. Alles ist … bestens.“
„Gut. Ich fürchte, ich werde nicht viel Zeit für dich haben, da ich vor der Hochzeit und unseren Flitterwochen noch zahllose Termine wahrnehmen muss.“
Sadiq wirkte müde, er schien nicht einmal Zeit zum Rasieren gehabt zu haben, hatte Samia besorgt festgestellt. So hatte sie nur die Schultern gezuckt, war fast sogar erleichtert gewesen, dass er sich
Weitere Kostenlose Bücher