1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
gegen die Schuldgefühle an. „Ja, es gab Komplikationen …“
Um von sich abzulenken, fragte sie: „Und du? Hast du Geschwister?“
Sadiq blickte auf, sein angespannter Gesichtsausdruck sagte ihr, dass sie sich auf gefährliches Terrain begab.
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin ein Einzelkind.“ Sein Lächeln wirkte etwas verkrampft, er trank seinen Wein aus.
Ganz offensichtlich hatte sie hier einen empfindsamen Nerv getroffen. Samias Neugier erwachte. Sie beobachtete, wie er das Glas abstellte und dann ihre Hand nahm. Samia wurde heiß, sie brachte kein Wort hervor und wünschte verzweifelt, er würde sie wieder freigeben.
Er schien zu spüren, welche Wirkung er auf sie hatte, und lächelte zufrieden. „Wir werden eine gute Ehe führen, Samia. Du unterschätzt dich und deine Möglichkeiten, weißt du das?“
Auf einmal störte sie sein lockerer Charme, ihr Widerstandsgeist regte sich. Kühn geworden, hielt sie seinem Blick stand. „Du meinst, ich sollte dankbar sein, weil du mich nicht so abstoßend findest, dass man dir in der Hochzeitsnacht die Augen verbinden müsste?“
Wieder lächelte er auf jene Art, die ihren Puls jagen ließ.
„Im Gegenteil, Prinzessin Samia. Ich glaube, wir können uns glücklich schätzen, wenn wir es bis zur Hochzeitsnacht schaffen, ohne miteinander zu schlafen. Schließlich sind wir beide Erwachsene und haben festgestellt, dass keiner von uns dem romantischen Ideal nachhängt, bis zur Hochzeitsnacht zu warten. Die Augen zu verbinden, könnte die Sache sicher noch aufregender und spannender machen … aber das wäre nicht nach meinem Geschmack. Ich möchte jede Regung in deinen ausdrucksvollen Zügen sehen, wenn wir zum ersten Mal Sex miteinander haben.“
Millionen Gedanken explodierten in Samias Kopf, während er den Daumen sinnlich langsam über die Stelle gleiten ließ, an der ihr Puls tobte. Sadiqs Nähe überwältigte sie, sie wollte nur noch fliehen und entzog ihm ihre Hand. „Mir gefällt die Vorstellung, alte Traditionen hochzuhalten“, erklärte sie aufsässig.
Sadiq lehnte sich wieder zurück, und Samia fragte sich, wie jemand so gelöst und gleichzeitig so bedrohlich wirken konnte. Die dunklen Bartschatten ließen seine Züge noch härter und kantiger erscheinen, das tiefe Blau seiner Augen und die kühne Nase hätten ihm einen grausamen Zug verleihen können, doch er besaß das faszinierendste männlichste Gesicht, das sie je gesehen hatte. Er stellte sogar ihren Bruder in den Schatten, der jede Frau schwachmachte.
Endlich sagte Sadiq rau: „Ich glaube, du willst mich nur verrückt machen, Samia. Du weist mich ab, und dann wieder siehst du mich an, als wolltest du über den Tisch klettern und mich lebendig verschlingen. Ist das dein Spiel? Männer mit deiner unschuldigen, scheuen Art hinzuhalten, sie immer wieder zu reizen, ihnen erst nach und nach mehr zu bieten, bis sie um Gnade betteln?“
Ihre Wangen glühten, sie konnte ihn nur stumm ansehen. Er hatte ja keine Ahnung! Sadiq war der erste Mann, der die Mauer durchbrochen hatte, hinter der sie sich solange sicher gefühlt hatte. Nur ihm hatte sie sich geöffnet, ihm Einblicke in ihr Innerstes gestattet.
Hilflos schüttelte sie den Kopf. „Glaube mir, ich will dich nicht hinhalten, Sadiq.“
Seine Züge wurden hart. „Die scheue Darbietung vor dem Spiegel war also echt?“
Samia wurde eiskalt. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Auf einmal kam sie sich nackt und preisgegeben vor. „Ich könnte keinem Menschen etwas vormachen. Schauspielern konnte ich nie.“
Sie stand auf und bemerkte, dass Sadiq wieder auf ihre Brüste blickte. Du machst mich verrückt! hätte sie ihm am liebsten entgegengeschleudert.
„Es war ein langer Tag“, sagte sie müde. „Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich mich jetzt zurückziehen.“ Toll! Jetzt sprach sie schon wie eine viktorianische Heldin.
Sadiq nickte und erhob sich ebenfalls. „Natürlich. Der Wagen holt dich morgen um zehn ab. Beim Frühstück werden wir uns nicht sehen, weil ich schon sehr früh eine Konferenzschaltung mit meinen Ministern habe. Aber am Abend esse ich mit dir.“
Am nächsten Tag war Samia dankbar, beim Wimpernfärben einfach nur daliegen zu müssen. Nach der Aussprache mit Sadiq hatte sie kaum ein Auge zugetan.
Sie hatte die Anprobe des Brautkleids hinter sich und war zu einem exklusiven Schönheitssalon in der Nähe der Champs-Elysées chauffiert worden, wo Simone dem Behandlungsteam endlose unverständliche
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