1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
sich Samia zu: „Bist du bereit?“
Nein! hätte Samia am liebsten gerufen. Das werde ich nie sein. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Klopfenden Herzens nickte sie. „Ja.“
Sadiq deutete einen Handkuss an. „Braves Mädchen.“
Dann nahm er sie wieder bei der Hand und geleitete sie auf den Treppenabsatz hinaus.
Am Fuß der Treppe hatte sich ein Menschenmeer versammelt: Damen in kostbaren Roben und glitzerndem Schmuck und Herren in Smokings oder traditionellen Gewändern mit kunstvollen Kopfbedeckungen blickten erwartungsvoll zu ihnen auf. Feierlich nahm Sadiq Samias Arm. Seite an Seite schritten sie die Stufen hinunter. Sie lächelte tapfer, obwohl sie das Gefühl hatte, in einen Löwenkäfig zu steigen.
Zwei Stunden später schmerzten Samias Füße, ihr Kopf dröhnte, und ihre Lippen waren steif vom ständigen Lächeln. Beim Bankett hatte sie neben Sadiq gesessen, jetzt mischten sie sich unter die Gäste –, Vertreter der Elite von Al-Omar und angereiste Staatsoberhäupter, unter ihnen Scheich Nadim mit Gattin aus Merkazad.
Die übrigen Gäste sollten am nächsten Tag zur Hochzeit eintreffen, auch Samias Geschwister. Sie wünschte, Kaden könnte dabei sein, doch er war in London aufgehalten worden.
Irgendwann musste Sadiq sich von Samias Seite entfernen, um mit einem Würdenträger zu sprechen. Leise Panik überkam sie, doch schon erschien Yasmeena und drückte ihr einfühlsam ihre Hand.
„Du siehst traumhaft aus, Samia“, versicherte ihr Sadiqs Mutter.
Dankbar lächelte Samia ihr zu. „Danke. Sie aber auch.“
Yasmeena wirkte sehr zufrieden. „Du wirst meinem Sohn guttun, das fühle ich.“
Errötend erwiderte Samia: „Ich hoffe, dass ich ihn nicht enttäusche.“ Längst stand sie mit ganzem Herzen zu Sadiq und fühlte sich mit verantwortlich für ihn und sein Land.
Verständnisvoll drückte Yasmeena ihren Arm. „Das wirst du nicht. Alle sind hingerissen von dir, Liebes. Du bist ein Naturtalent.“
Samia lächelte schwach. „So weit würde ich nicht gehen.“ Aus dem Augenwinkel entdeckte sie Sadiq, der in der Nähe Hof hielt. Groß und selbstsicher stand er da und überragte alle. Was für ein Mann!
„Du magst ihn sehr, stimmt’s?“
Ertappt wandte Samia sich seiner Mutter zu. Merkte man es ihr so deutlich an? „Ja … natürlich mag ich ihn, aber wir heiraten, weil die Staatsräson es gebietet, das weißt du doch.“
Wieso hatte sie das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen?
Yasmeena lächelte wehmütig. „Ich hatte mir mehr für Sadiq erhofft. Er sollte keine so gefühlskalte Ehe führen wie ich mit seinem Vater. Aber eins weiß ich: Sadiq wird gut zu dir sein. Sein Vater und ich … wir standen uns nie sehr nahe. Auch Sadiq kann hart sein, doch er ist einfühlsam, was ich von seinem Vater nicht sagen kann. Er hat Sadiq stets eifersüchtig überwacht, ihn auf ein Internat geschickt, als er noch viel zu jung war …“
„Wie alt war er damals?“, fragte Samia.
„Gerade acht“, verriet Yasmeena traurig. „Sein Vater hat ein englisches Internat für ihn ausgesucht, er sollte nicht verzärtelt werden.“
Unwillkürlich betrachtete Samia ihn. Wie gefasst und selbstsicher Sadiq wirkte! Er fing ihren Blick auf und lächelte, dann bemerkte er seine Mutter, und sein Lächeln verschwand. Ein Schauer überlief Samia.
Yasmeena drückte ihren Arm und lenkte sie ab. „Du bist ein vernünftiges Mädchen, Liebes. Ich wünschte, ich wäre es in deinem Alter auch gewesen. Jedenfalls wünsche ich dir und meinem Sohn das Allerbeste.“ Sie zögerte, ehe sie fortfuhr: „Wenn er nur nicht so zynisch wäre …“
„Mutter.“ Sadiq war hinter sie getreten und legte den Arm um Samia. „Leider muss ich dir meine Verlobte jetzt entführen.“
Yasmeena lächelte nachsichtig; das kühle Verhalten ihres Sohnes schien sie nicht zu stören.
Während Samia ihm folgte, fragte sie sich, warum er seine Mutter so auf Distanz hielt. Dann machte er Samia mit Vertretern seiner Regierung bekannt, und sie versuchte, sich ihrer zukünftigen Rolle entsprechend angemessen zu verhalten.
Sehr viel später seufzte Samia erleichtert, als Sadiq sie unter einem Vorwand aus dem Saal entführte. Diesmal nahm er sie nicht bei der Hand, sondern ging voran. Hatte er sich nur vor dem Empfang so charmant gegeben, um es ihr leichter zu machen, sich verliebt zu zeigen? Natürlich wussten alle, dass sie eine arrangierte Ehe schlossen, aber Sadiq hatte seinen Stolz und wollte keine schmollende Verlobte an seiner
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