1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
mal, Sadiq, es tut mir leid, dass ich leichtsinnig ausgeritten bin, aber du kannst mich nicht im Palast einsperren wie einen Vogel im Käfig.“ Verzweifelt setzte sie hinzu: „Du wirst mich nicht daran hindern, zu tun, was ich will.“
Schweigend betrachtete er sie, sein Zorn erlosch, etwas Gefährlicheres ging in ihm vor. Das Haar fiel Samia in schimmernden rotgoldenen Wellen über die Schulter, ihr Hemd hatte sich aus der Reithose gelöst, und das Hemd klebte feucht an den Brüsten, die sich bei jedem Atemzug hoben und senkten. Er war ihr so nahe, dass er den zarten Duft ihres Parfüms wahrnehmen konnte, und dachte an den Flakon, den er für sie ausgewählt hatte. Jetzt erkannte er, dass er sich mit der Duftnote grob vertan hatte. Sie passte eher zu seinen früheren Bettgefährtinnen.
Begehrend zog er Samia an sich. „Ich werde dich an nichts hindern, solange du dich nicht in Gefahr begibst“, erwiderte er rau. „Aber ich kann dich davon abhalten, mich verrückt zu machen.“
„Was willst du …?“ Samia verstummte. Ein nie gekanntes Sehnen übermannte sie, sie schmiegte sich an ihn, wollte sich in ihm verlieren. Es war so unerwartet und stark, seit Wochen hatte sich etwas in ihr aufgebaut, ohne dass es ihr bewusst gewesen war. Seit dem Kuss in London hatte sie danach verlangt, wieder in Sadiqs Armen zu liegen.
Sie klammerte sich an ihn und genoss es, seine Muskeln unter dem Stoff seines Gewandes zu spüren. Der Kuss war so viel intimer als der erste, er gipfelte in einem leidenschaftlichen Tanz ihrer Zungen.
Nach einigen Augenblicken änderte sich etwas zwischen ihnen, behutsam entzog der Sultan sich ihr und hob den Kopf.
Die Wirklichkeit kehrte zurück.
Samia fühlte sich schwach und benommen; erst nach einer Ewigkeit, so erschien es ihr, schaffte sie es, die Augen zu öffnen – und hatte das Gefühl, in stürmische blaue Seen zu blicken.
Schockiert wurde ihr etwas Unglaubliches bewusst: Sadiq hatte sie geküsst … ohne Zeugen. Er hatte sie geküsst wie ein Verdurstender, der in der Wüste endlich Wasser gefunden hatte. Oder war sie die Dürstende?
Zögernd löste sie sich von ihm. Sollte sie sich jetzt entschuldigen? Scheu wandte sich ab, um sich seinem Blick zu entziehen. Ihr war heiß, sie musste völlig aufgelöst und zerzaust aussehen. Hatte sie sich Sadiq schamlos an den Hals geworfen?
Doch er hob sanft ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste. Sein Lächeln ging ihr durch und durch. „Zweifelst du an dem, was eben war, Samia?“
Ihr schoss das Blut in die Wangen. War sie so leicht zu durchschauen?
Eindringlich gestand er ihr: „Ich habe dich geküsst, weil ich mich danach gesehnt hatte und an nichts anderes mehr denken konnte …weil ich dein Gesicht, deine Augen …“, er blickte auf ihre Lippen, „deinen Mund ständig vor mir hatte.“
Samia atmete tief ein. Träumte sie? Aber sie konnte die Pferde sehen, die nur wenige Schritte von ihnen entfernt scharrten, spürte die Hitze auf ihrem Kopf. Verwirrt versuchte sie zu verstehen, was geschehen war.
„Und warum … hattest du keine Zeit für mich?“
Sadiq schnitt ein Gesicht und gab ihr Kinn frei. „Weil ich genau das vermeiden wollte, was eben geschehen ist. Wenn ich mit dir zusammen bin, kann ich mich nicht mehr beherrschen.“
Grimmig wandte er sich ab. Nun verstand Samia gar nichts mehr. Sadiq konnte sich nicht beherrschen, wenn er bei ihr war? Machte er sich über sie lustig? Unsicher berührte sie seinen Arm, ließ die Hand wieder sinken, als Sadiq sich ihr zuwandte. „Was du da sagst … klingt verrückt.“ Die Vernunft kehrte zurück, mit ihr die alte Unsicherheit. Er machte ihr etwas vor –, oder er scherzte. „Ich glaube dir nicht.“
Der umwerfendste Mann der Welt konnte unmöglich behaupten, sie mache ihn so wahnsinnig, dass er sich nicht mehr beherrschen könne.
Widerstrebend gestand er ihr: „Ich konnte es auch nicht glauben.“
Nun wusste Samia Bescheid. Diese Erklärung überzeugte sie. Natürlich hatte er es nicht geglaubt. Die langweilige Bücherratte, die er zur Frau erwählt hatte, entwickelte sich auf eine Weise, mit der er nicht gerechnet hatte.
Stolz warf sie den Kopf zurück. „Du magst es nicht erwartet haben, aber da wir heiraten, sollten wir …“ Auf einmal verließ sie der Mut. „Das würde alles … leichter machen.“
Er zog eine Braue hoch. „Du meinst, im Schlafzimmer?“
Samia wurde flammend rot, aber sie nickte. Langsam näherte Sadiq sich ihr wieder, und es kostete sie
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