1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
KAPITEL
Unruhig wartete Samia auf Sadiq. Als es schließlich klopfte, öffnete die Zofe die Tür und bat ihn hinein. Samia bemerkte nicht, dass das Mädchen sich taktvoll zurückzog und die Tür hinter sich schloss, sie sah nur Sadiq, der im dunklen Smoking aufregend elegant und weltmännisch wirkte. Unwillkürlich musste sie an den Abend in seinem Arbeitszimmer denken, als sie Zeugin geworden war, wie er die schöne Dame leidenschaftlich küsste.
Er kam näher und musterte Samia, bis sie nervös auf ihr Haar deutete, das die Zofe ihr zu einem kunstvollen Nackenknoten gesteckt hatte. „Alia meint, das passe besser zu diesem Kleid.“
Nun lächelte Sadiq schwach. „Hast du dich schon im Spiegel angeschaut?“
Widerstrebend schüttelte sie den Kopf.
„Komm her“, sagte er so leise, dass sie es fast nicht gehört hätte.
Auch diesmal wollte Samia sich zieren, doch dann hörte sie Sadiq hinter sich gereizt aufstöhnen. Sie musste es hinter sich bringen und blickte schüchtern in den Spiegel. Aber was war das? Vor ihr stand eine völlig andere Person, die sie kaum wiedererkannte –, eine Frau, deren Haar in lockeren Wellen zu einem eleganten Nackenknoten geschlungen war, der ihren Hals lang und biegsam erscheinen ließ.
Lidschatten verlieh ihren blauen Augen etwas rauchig Geheimnisvolles, die Wimpern waren lang und seidig, die Wangen zart gerötet, und ihre feuchten Lippen schimmerten zartrosa. Das schulterfreie silbrige Korsagenkleid betonte ihre makellose Haut und den Ansatz ihrer vollen Brüste.
Unwillkürlich versuchte Samia, sie zu bedecken, und sah Sadiq an. „Ich hatte keine Ahnung …“
„Dass du Brüste hast?“ Er drehte sie zu sich hin, gab sie jedoch nicht frei. „Aber es ist so.“ Durchdringend sah er sie an. „Und du bist wunderschön.“
Sie wollte etwas sagen, aber Sadiq ließ sie nicht zu Wort kommen. „Schluss mit den Zweifeln! Heute Abend präsentieren wir uns der Welt. Du musst anfangen, an dich zu glauben. Wenn die Leute auch nur einen Hauch von Unsicherheit spüren, fallen sie über dich her.“
Samia schwieg. Ihr war bang ums Herz. Ihre Situation war so unwirklich und meilenweit von allem entfernt, was sie erwartet hatte. Sagte Sadiq das nur, um ihr Mut zu machen, ehe sie vor die Öffentlichkeit traten? Etwas in seinem Ton verriet ihr jedoch, dass er sie wirklich schön fand …
Er zog einen kleinen Samtbeutel aus seiner Tasche, schüttelte zwei diamantbesetzte Platinohrgehänge auf seine Handfläche und reichte sie Samia.
Vorsichtig probierte sie die kostbaren Schmuckstücke vor dem Spiegel an. Sie waren nicht zu protzig und funkelten bei jeder Bewegung an ihrem Hals. Tief einatmend sah sie Sadiq an. „Danke. Ich werde heute Abend gut darauf aufpassen.“
Ihre Reaktion verwunderte ihn. „Sie sind ein Geschenk, Samia.“
Ganz selbstverständlich nahm Sadiq sie bei der Hand, um mit ihr die Suite zu verlassen. Die harmlose Geste kann Samia fast intim vor; er musste es nicht tun, weil niemand sie sah. Auch in der Wüste hätte er sie nicht küssen müssen …
Samia sah, dass er den Parfümflakon entdeckte, der unbenutzt auf einem Tischchen stand, und sagte schnell: „Und danke für das Parfüm.“
„Aber du benutzt es nicht“, bemerkte er trocken.
Dem Mann entging wirklich nichts! „Der Duft ist sicher sehr kostbar … aber für mich etwas zu schwer.“
An der Tür blieb Sadiq stehen. „Mir ist erst heute bewusst geworden, dass er nicht zu dir passt“, gestand er ihr. „Deshalb lasse ich für dich eine andere Duftnote kreieren, die bis zur Hochzeit fertig sein dürfte.“
„Schön“, sagte Samia nur und folgte ihm.
Sadiq hatte zugegeben, dass das Parfüm nicht zu ihr passte. Die alte Unsicherheit war wieder da. Jetzt befand sie sich in der Zwickmühle. Was sollte sie tun, falls das neue Parfüm ihr auch nicht zusagte …?
Auf dem Weg zum Hauptflügel des Palastes passierten sie alte Steingewölbe mit kleinen offenen Innenhöfen, in denen bunte Pfaue zwischen Pflanzen einherstolzierten. Fackeln erhellten den Weg und ließen an Teilen der Wände geheimnisvoll Mosaiken aufblitzen. Die Wirkung war faszinierend, doch nicht so atemberaubend wie der hochgewachsene Wüstenkönig, der Samia bei der Hand hielt. Irgendwie konnte sie noch nicht recht glauben, dass dieser Palast ihr Zuhause, sein Herrscher ihr Ehemann werden sollte.
Sadiq schwieg, bis sie zur Haupttreppe kamen, die zum offiziellen Empfangsbereich und dem Bankettsaal hinunterführte. Ruhig wandte er
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