1001 Nacht - und die Liebe erwacht
fort. âIch habe Ihnen den Drink nur gebracht, weil â¦â
âWeil Sie glauben, mir etwas schuldig zu sein? Das passiert Ihnen sicher zum ersten Mal.â
âWie können Sie das sagen? Sie kennen mich doch überhaupt nicht.â
âIch weià genug über Sie.â
Im Klartext: Ich bin ihm völlig gleichgültig, dachte sie enttäuscht. âWas habe ich Ihnen eigentlich getan? Warum hassen Sie mich so?â
âIch hasse Sie nicht. Das wäre reine Energieverschwendung. Ich habe nur weder Zeit noch Lust, mich mit verzogenen Gören herumzuschlagen, die sich sehenden Auges in Gefahr begeben und von anderen erwarten, aus dem Schlamassel gerettet zu werden.â
âSo war das aber gar nichtâ, protestierte sie.
âWie würden Sie es denn beschreiben?â
Ihr verschlug es die Sprache. âIch gehe jetzt runterâ, verkündete sie schlieÃlich leise.
âTun Sie das.â
So war noch nie jemand mit ihr umgesprungen. Weil sie sich so ungerecht behandelt fühlte, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. âWarum soll ich eigentlich in der stickigen Koje schlafen, während Sie sich hier oben in der angenehmen Brise entspannen?â
âSie geben wohl nie auf, oder?â Er seufzte tief. âDieses Mal wird Ihnen aber nichts anderes übrig bleiben. Unter Deck mit Ihnen! Aber schnell!â
âIch bleibe hierâ, widersprach sie.
Darauf zuckte er nur die Schultern, wandte sich um und ging von dannen.
4. KAPITEL
Er beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Sie hatte sich in gebührendem Abstand von ihm hingesetzt und musterte ihn, wenn sie glaubte, er würde es nicht merken. Offenbar machte sie sich mit ihrer Umgebung vertraut, bevor sie die nächsten Schritte unternahm. Als sie bemerkte, dass er sie beobachtete, wandte sie schnell den Blick ab.
Inzwischen war die Dunkelheit hereingebrochen. Die Jacht schaukelte sanft auf der spiegelglatten See. Es wurde schnell Nacht in diesen Gefilden, und er rechnete damit, dass das Mädchen sich vor dem Abendessen frisch machen wollte. Zwar hatte er sich über sie geärgert, doch er konnte sie wohl kaum verhungern lassen.
âHaben Sie Hunger?â, erkundigte er sich.
Als hätte sie seine Frage nicht gehört, streckte sie sich aus und blickte hinauf zum klaren Sternenhimmel. âWie spät ist es?â, fragte sie schlieÃlich ungerührt.
âGerade richtig, um zu schwimmen und sich zu erfrischen, bevor wir zu Abend essen.â
Dass er Bedingungen ans Abendessen knüpfte, elektrisierte Antonia. Sie setzte sich auf, wand ihr Haar geschickt zu einem Knoten und befestigte ihn mit einem Gummiband, das sie vom Handgelenk streifte.
Wie zierlich und graziös sie ist, dachte er, wandte den interessierten Blick jedoch gleich wieder ab. âAuf gehtâs!â, rief er. âSie haben jetzt lange genug gefaulenzt und brauchen Bewegung.â
âUm über den Schock hinwegzukommen?â Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu.
âUm die Glieder zu strecken.â Auf ihr âArmes Opferâ-Getue ging er nicht ein. Es war besser für sie, die traumatische Erfahrung so schnell wie möglich zu vergessen. AuÃerdem vermutete er sowieso, dass ihr Erlebnis nur halb so dramatisch gewesen war, wie sie ihm weiszumachen versuchte.
âSchwimmen ist eine gute Ideeâ, verkündete sie und bedachte ihn mit einem schiefen Blick.
Kopfschüttelnd wandte er sich ab. Warum fand er das Mädchen so anziehend? Sie machte doch nur Schwierigkeiten. Er sollte sich wirklich nicht auf sie einlassen. Zumal er reife, adelige Frauen bevorzugte, die genau wussten, was von ihnen erwartet wurde â im Gegensatz zu diesem Mädchen.
Hätte er nur nicht vorgeschlagen, schwimmen zu gehen. Er konnte die Fehler, die er bisher in seinem Erwachsenenleben gemacht hatte, an einer Hand abzählen. Und nun das! Musste er denn unbedingt daran erinnert werden, dass das Mädchen, das darauf bestanden hatte, das ganze Deck zu schrubben und alles zu polieren, bis es glänzte, die Figur eines Playmates hatte?
Als sie dem Meer entstieg und in ihren viel zu kurzen Shorts und dem zerschlissenen Top auf ihn zu schlenderte, saà er am Ufer der Insel, vor der die Jacht ankerte, und machte Feuer. Es hatte keinen Sinn, den Blick abzuwenden, denn ihr Anblick hatte sich bereits fest in sein Gedächtnis gebrannt. Offenbar war sie sich ihrer Wirkung auf ihn gar
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