1001 Nacht - und die Liebe erwacht
vollständig ausfüllte und ihr wahrscheinlich einen Teller Suppe bringen würde.
Enttäuscht senkte sie den Kopf. Was hatte sie denn erwartet? Dass der Herrscher über Sinnebar sie persönlich in ihrer Zelle aufsuchte? Der Scheich mit seinem juwelenbesetzten Gürtel? Oder Saif â ihr Wüstenprinz und geheimnisvoller Fremder ihrer Träume?
Wieder einmal verwünschte Antonia ihre lebhafte Fantasie. Ständig erwartete sie das Beste.
Das Beste?
Der Blick des Mannes hätte nicht verächtlicher sein können. âIch kann die Identität der Gefangenen bestätigenâ, erklärte er knapp und würdigte Antonia keines weiteren Blickes.
âBitte warten Sie!â, flehte Antonia, als er sich zum Gehen wandte. âIch muss meinen Bruder in Rom benachrichtigen.â
Der Mann blieb stehen und drehte sich zu ihr um. âIch bin Nigel Clough vom britischen AuÃenministerium und vertrete meinen Kollegen aus Rom, der heute Abend an einer Wohltätigkeitsveranstaltung teilnimmt. Sie können sich glücklich schätzen, dass eine einflussreiche Persönlichkeit Ihre sofortige Ausweisung veranlasst hat.â
Das verschlug Antonia fast die Sprache. âSie meinen, ich werde deportiert?â
âWenn ich Sie wäre, würde ich nicht dagegen protestierenâ, erwiderte Nigel Clough warnend. âGehen Sie einfach, solange es Ihnen möglich ist.â Geringschätzig musterte er die enge Zelle. âOder wollen Sie lieber in diesem Loch ausharren?â
âNein, natürlich nicht!â Antonia war den Tränen nahe. âWären Sie so nett, meinen Bruder zu verständigen, falls doch etwas schiefgeht und ich hier festgehalten werde?â Sie reichte ihm einen Papierfetzen, auf den sie Rigos Privatnummer geschrieben hatte â mit einem Kugelschreiber, den sie âversehentlichâ und unbemerkt von einem der Wächter geborgt hatte.
âDankeâ, rief sie dem steifen Beamten nach. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, bald wieder frei zu sein und ihr gewohntes Leben wieder aufzunehmen.
Tatsächlich war sie schneller frei als vermutet, denn die Zellentür blieb offen, und die Wächter warteten darauf, dass die Gefangene herauskam. Antonia hatte keine Ahnung, was sie nun erwartete. Schützend zog sie die Decke fester um sich und folgte den Wächtern ins Freie. Dort erwartete sie natürlich weder der imposante Landesfürst noch Saif. Sie zuckte zusammen, als das Gefängnistor hinter ihr ins Schloss fiel. Was für ein unrühmliches Ende ihres Abenteuers! Zwar hatte sie einen Piratenangriff und eine Attacke auf ihr Herz überstanden, doch sie bezweifelte, dass sie ihre eigene Selbstverachtung ertragen könnte, wenn sie nun unverrichteter Dinge nach Rom zurückkehrte.
Aber was blieb ihr anderes übrig? Antonia war schrecklich wütend auf sich selbst, als sie auf dem Rücksitz eines alten Armeejeeps gründlich durchgeschüttelt wurde, während der Wagen zum Flughafen fuhr. Wohl oder übel musste sie in den sauren Apfel beiÃen und ihr Leben weiterführen. SchlieÃlich hatte sie sich alles selbst zuzuschreiben. Also würde sie jetzt nach Rom zurückkehren, ihrem Bruder gegenübertreten und Rigo beweisen, dass er ihr vertrauen konnte. Sie würde einen zweiten Anlauf wagen, um ihren Plan umzusetzen. Und nichts und niemand würde sie dieses Mal davon abbringen! Nicht einmal der Mann, der sich in ihr Herz geschlichen hatte.
Sie hatte den Eindruck, kaum Zeit gefunden zu haben, ihren Koffer auszupacken, als sie sich in der Umkleidekabine einer Privatklinik in Rom wieder anzog. In Wirklichkeit waren einige Wochen vergangen. Interessiert sah Antonia sich um. Sie kam sich vor wie in einer Eierschale â weiÃe Wände, weiÃer FuÃboden, weiÃe Vorhänge. Doch seit der Arzt ihr vor fünf Minuten die Schwangerschaft bestätigt hatte, erstrahlte ihr Leben wieder in den buntesten Farben. Natürlich war die Neuigkeit im ersten Moment ein Schock für sie gewesen, doch inzwischen war Antonia völlig aus dem Häuschen vor Glück. Obwohl die Vorstellung, ein Baby auf die Welt zu bringen, sie auch ängstigte.
Rigo durfte die Neuigkeit natürlich nicht erfahren. Er hätte kein Verständnis dafür, und er würde ihr nie wieder vertrauen. Aber Saif musste es wissen. Wahrscheinlich war es nicht einfach, ihn aufzuspüren, aber irgendwie würde es ihr schon
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