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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Fällen durch … sagt Kommissar Lück … Herr Viehtreiber, meine Frau wird auch durchdrehen,wenn ich meinen Bus verpasse! Schauen Sie doch, wie spät es schon geworden ist! Bis Montag bekomme ich von Kommissar Lück sicherlich viel mehr neue Informationen über diesen Mordfall. Also Ihnen ein schönes Wochenende, bis Montaaaaag … baaaayyy!«

    Heute verliere ich vor dem Arbeitsamt überhaupt keine Zeit mit der nervigen Parkplatzsuche. Mein Platz vor der Feuerwehreinfahrt ist immer noch für mich reserviert. Als Bestätigung steht an der Schranke jetzt zusätzlich »Not ausfahrt «, was man gerade nicht sehen kann, weil mein Ford-Transit den ganzen Schriftzug verdeckt. Also wenn meine Lage – mit beiden Beinen so gut wie in Hartz IV – keine Notsituation darstellt, dann weiß ich auch nicht.
    Einen genauso exklusiven und einsamen Parkplatz suche ich im Arbeitsamt für mich selbst, um den lästigen türkischen Belagerern im Erdgeschoss zu entgehen. Und da habe ich eine glänzende Spitzenidee!
    An dem Automaten vor dem Zimmer 143 von Meisegeier ziehe ich eine Nummer und gehe dann schnurstracks zwei Etagen höher in den Warteraum der Akademiker, um mich zu erholen.
    Dort muss ich aber völlig konsterniert feststellen, dass meine Spitzenidee doch nicht so glänzend war. Jedenfalls kamen vor mir schon knapp tausend Türken auf die gleiche schlaue Idee!
    Aber im Gegensatz zu deren Kollegen zwei Etagen tiefer werde ich von diesen komischen Türken hier überhaupt nicht bedrängt, irgendwelche Formulare für sie auszufüllen oder zu übersetzen. Stattdessen stecken siealle ihre Köpfe völlig abgeschottet von der Welt in dicke Bücher und schauen einen nicht mal von der Seite an. Kein Mensch sagt ein einziges Wort!
    Ehrlich gesagt, so viel Distanz finde ich auch etwas krank! Aber so sind nun mal die jungen Burschen – von einem Extrem ins andere!
    »Na, Bruder, suchst du auch einen Job als Schlosser?«, frage ich meinen Nebenmann.
    Aber er reagiert nicht. Entweder ist er taub, oder er kann kein Wort Türkisch – was beides völlig normal wäre. Diese armen Schlucker bekommen heute so brutale Jobs, dass sie blind oder taub werden, und zudem kann die jüngere Generation überhaupt kein Türkisch mehr. Dann schlage ich ihm auf die Schulter und spreche sehr laut und ganz, ganz langsam:
    »Du nix hören?«
    »Mann, was wollen Sie denn von mir?«, zischt er ganz schön unhöflich.
    »Suchst du auch Arbeit, Bruder?«, wiederhole ich meine Frage von vorhin.
    »Nein, ich warte auf den Bus!«
    »Hier in der fünften Etage?«
    »Ja, wegen der vielen Baustellen auf der Straße wurde die Haltestelle nach hier oben verlegt.«
    »Wirklich?«
    »Quatsch, war doch nur Spaß. Was wollen Sie von mir?«
    »Ich habe dich gefragt, ob du auch einen Job als Schlosser suchst?«
    »Einen Job hab ich, ich arbeite seit Jahren als Taxifahrer.«
    »Und was suchst du dann hier?«
    »Ich strebe endlich eine reguläre Position als Wirtschaftswissenschaftler an.«
    »Wie bitte? Einen Wirtschaftswissenschaftler-Job auf 40 0-Euro -Basis?«, frage ich völlig überrascht und füge dann ironisch hinzu: »Frag doch mal nach einem Job als Größenwahnsinniger. Auf dem Gebiet bist du echt talentiert und hast mehr Chancen!«
    Völlig eingebildet ignoriert er meinen nett gemeinten Rat und steckt seine hochnäsige Nase wieder in sein Buch.
    Daraufhin führe ich blitzschnell eine Kurzumfrage durch und stelle völlig verblüfft fest, dass diese eingebildeten Türken hier in der fünften Etage vor Arroganz alle nur so triefen. Die frechen Burschen wollen nur hoch dotierte Jobs wie Arzt, Ingenieur, Rechtsanwalt oder Umwelttechniker haben, aber im wirklichen Leben können sie sich gerade mal so eben als einfacher Taxifahrer, Gemüseverkäufer oder Kellner über Wasser halten. Viele von den schnurrbartlosen Jünglingen drohen sogar damit, in die Türkei auszuwandern, falls der Berater sie heute wieder nur mit dem Hintern anguckt und die hundertfünfzigste Bewerbung erneut ungelesen zurückgeschickt wird.
    Eigentlich haben die doch recht! Das ist eine tolle Idee! In der heutigen Zeit kommt man im Leben eigentlich nur noch mit Arroganz, Drohen, Lügen oder Erpressung weiter!
    Kurz vor Feierabend bekomme ich endlich meinen persönlichen Sachbearbeiter zu sehen und sage ihm klipp und klar:
    »So, Herr Meisegeier, entweder Sie geben mir heuteeine leichte, gut bezahlte Arbeitsstelle, oder ich haue wieder ab in die Türkei!«
    »Gut, dass Sie selbst damit anfangen, Herr

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