1001 Versuchung
frage mich, was unser Gastgeber dazu sagen würde, wüsste er, welche Gerüchte unter seinem Dach in Umlauf gesetzt werden.“
Die Reaktion der beiden Frauen hätte Arik fast komisch finden können, wäre er nicht so wütend gewesen. Er lauschte auf die hastigen Entschuldigungen, sah das Entsetzen und die Verlegenheit in den Gesichtern, während die beiden sich schnellstens auf und davon machten. Doch er verspürte kein Triumphgefühl.
Im Gegenteil, diese unmögliche Situation zehrte an seinen Nerven. Er wollte Rosalie. In seinem Bett. Doch ihm war auch klar geworden, dass er viel mehr von ihr wollte. Vor allem wollte er sie beschützen, auch vor dem Schaden, den ihr Ruf erleiden würde.
Mit ernster Miene drehte er sich wieder nach vorn und sah zur Fürstenfamilie. Es wurde Zeit, dass er dem Gastgeber seinen Respekt erwies.
Rosalie sagte gerade etwas zu Amy, als sie Arik hörte.
Einen Moment lang glaubte sie, sie bilde sich das nur ein. Seine tiefe Stimme streichelte über ihre Haut und jagte einen sehnsüchtigen Schauer über ihren Rücken. Nein, das konnte nur eine Halluzination sein, ihr Unterbewusstsein spielte ihr einen Streich. Arik war ganz bestimmt nicht hier.
Sie biss sich auf die Lippe und erinnerte sich an die Entscheidung, die sie vor sechsunddreißig Stunden getroffen hatte. War es schon so lange her, dass sie ihn verlassen hatte? Der Schmerz in ihrem Herzen sagte ihr, dass es schon eine Ewigkeit war.
Und dann hörte sie seine Stimme erneut. In der Hocke drehte sie sich um und hätte fast das Gleichgewicht verloren.
Ja, es war Arik. Er war hier. Kaum zwei Meter von ihr entfernt. Er unterhielt sich mit Rafiq und Belle, und so, wie sie miteinander sprachen, kannten sie sich gut. Wieso nur hatte sie das nicht bedacht! Als Oberhaupt seines Stammes war Arik eine wichtige Persönlichkeit in Q’aroum. Wahrscheinlich saß er sogar in dem Regierungsrat, den Rafiq erwähnt hatte. Und so, wie ihr Schwager und Arik miteinander umgingen, musste ihre Beziehung weit über das offizielle Protokoll hinausgehen. Zwischen den beiden bestand eine echte Freundschaft.
In ihrem Kopf drehte sich alles, als sie an die Auswirkungen dachte. Wusste er, wer sie war? Und wie sollte sie ihm höflich und zivilisiert gegenübertreten, wenn allein der Klang seiner Stimme dieses Sehnen nach seiner Berührung in ihr auslöste?
Hilflos starrte sie ihn an. Von ihrem Platz aus hatte sie freien Blick auf ihn, sah die hohen Stiefel aus weichem Leder, die makellos weiße Pluderhose, die die muskulösen Schenkel nur andeutete. Statt eines Gürtels trug er eine weiße Schärpe, die rot und golden bestickt war. Ein Zeremoniendolch in einem mit Juwelen besetzten Schaft steckte darin. Ein Hemd aus feinstem Leinen, hoch am Hals geschlossen, betonte den kräftigen Hals und die aristokratischen Gesichtszüge.
Ja, das war Arik, aber ein Arik, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Arik, der Scheich. Arik, der Aristokrat. Der Fremde.
Hier unten in der Hocke befand sie sich eindeutig in der unterlegenen Position. Hastig richtete sie sich auf und nahm Amy auf den Arm. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie aus dem Saal flüchten sollte, doch das war natürlich undenkbar. Belle stellte ihm jetzt ihre Mutter vor. Jede Minute würde die Reihe an ihr sein …
„Und das ist meine Schwester Rosalie mit ihrer Tochter Amy.“
Ein Blick aus Augen wie die samtschwarze Nacht lag jetzt auf ihr, drang bis in ihr Innerstes, entfachte ein loderndes Feuer in ihrem Blut. Doch es war nicht nur Verlangen, das sie in seinem Blick erkannte. Das hatte sie bereits gesehen und kannte es, hatte es willkommen geheißen. Jetzt lag noch ein anderer Ausdruck darin, etwas viel Stärkeres, fast Drohendes.
„Rosalie?“
Belles besorgte Stimme drang an ihr Ohr, doch sie konnte den Blick nicht abwenden von dem Mann, der vor ihr stand. Sie öffnete den Mund, wollte eine höfliche Floskel von sich geben, doch Arik kam ihr zuvor.
„Hallo, Rosalie.“ Mehr sagte er nicht. Doch seinem Tonfall war eindeutig zu entnehmen, dass sie sich bereits begegnet waren.
Aus den Augenwinkeln stellte Rosalie fest, dass Belle stutzte. Neben ihr stand Rafiq, regungslos, mit wachsamem Blick. Und noch immer hatte Rosalie ihre Stimme nicht wiedergefunden.
„Ich hatte nicht damit gerechnet, dich hier anzutreffen.“ Lag da Ärger in Ariks Stimme? Rosalie hatte in jener Nacht nur an Flucht gedacht, ihr war gar nicht in den Sinn gekommen, wie verärgert er sein würde, wenn sie ohne ein Wort
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