1001 Versuchung
Luft.
Es gab kein Zurück, was geschehen war, war geschehen. Sein Körper sehnte sich nach ihr, doch jede Möglichkeit, die Liaison wieder aufzunehmen, war durch das Aufdecken ihrer wahren Identität soeben zerstört worden.
Arik ballte die Fäuste. Vor Frustration hätte er laut aufheulen mögen. Das Verlangen nach dieser Frau flutete heiß durch seine Adern, doch soeben war sie für ihn in unerreichbare Ferne gerückt.
Das Licht fing sich in ihren goldenen Haaren, als sie den Kopf lächelnd neigte, weil Rafiq etwas zu ihr sagte. Prompt und völlig unvernünftigerweise begann Ariks Blut zu kochen. Dass sie dieses Lächeln, diese kleine Intimität, mit einem anderen Mann teilte, verstärkte seine Frustration nur noch mehr. Sein Körper summte geradezu vor Verlangen und Ärger, während er zu der Frau hinstarrte, die er bereits als die Seine erachtete.
Seit sie gegangen war, hatte er nicht mehr geschlafen. Die Erinnerungen an die Liebesnacht, an Rosalies verführerischen Körper, ihre strahlenden Augen, ihr sanftes Lachen und ihren scharfen Verstand verfolgten ihn unablässig.
Und jetzt musste er herausfinden, dass sie unerreichbar war.
Hatte sie deshalb verschwiegen, wer sie war? Um ihn an der Nase herumzuführen?
Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären. Nein, so berechnend war Rosalie nicht, da war er sich sicher.
Als die Menge sich ein wenig lichtete, wurde ein anderer goldener Haarschopf sichtbar. Ein kleines Mädchen mit lustigen Locken, dem Gesichtchen eines Engels und dem strahlenden Lächeln ihrer Mutter. Amy.
Arik spürte einen seltsamen Druck auf seiner Brust, als er beobachtete, wie Rosalie sich zu der Kleinen hinunterbeugte und etwas zu ihr sagte. Die Liebe zwischen Mutter und Tochter war nicht zu übersehen, strahlte hell wie die Sonne.
Und jäh durchfuhr ihn ein stechender Schmerz, wie ein Speer, während er gebannt die kleine Szene verfolgte. Unmöglich, er konnte doch nicht eifersüchtig auf Rosalies innige Beziehung zu ihrer Tochter sein. Sehr bewusst lockerte er die geballten Fäuste und spreizte seine Finger. Das wäre mehr als seltsam.
Und doch … der Druck wurde stärker, während er zu den beiden hinsah. Denn er wusste, diese Innigkeit war ihm auf immer verwehrt, die Intimität mit dieser Frau, die er gerade erst entdeckt hatte und nach der er sich mit einer Heftigkeit sehnte, die ihn schier umbringen wollte.
„Sie heißt Rosalie“, vernahm er eine weibliche Stimme neben sich.
Arik zuckte unmerklich zusammen und wandte leicht den Kopf. Waren seine Gefühle etwa für jedermann sichtbar auf seinem Gesicht zu lesen gewesen?
Aber die Frau sprach gar nicht mit ihm, sondern mit einer Frau, die neben ihr stand, ebenfalls mittleren Alters war und eine säuerliche Miene und zusammengepresste Lippen hatte. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten.
„Hübsch, wie ihre Schwester“, erwiderte die andere. „Aber man weiß ja, wie es mit hübschen Frauen ist. Und die da hat es faustdick hinter den Ohren.“
„Tatsächlich? Wieso denn?“
Arik hielt den Atem an. In der Öffentlichkeit hatte er auf höchste Diskretion geachtet, niemand dürfte etwas von seinem Interesse an Rosalie bemerkt haben. Und die Loyalität seines Personals war über alle Zweifel erhaben, keiner von ihnen würde klatschen. War dennoch etwas durchgesickert? Etwas, das Rosalie schaden konnte?
„Sehen Sie das Mädchen, ihre Tochter?“, setzte die Frau neben ihm verschwörerisch an. „Es hat keinen Vater. Er ist nicht tot, und es gibt auch keine Scheidung. Wie ich gehört habe, weigert sie sich, den Namen des Vaters zu nennen. Also, wenn Sie mich fragen, ich nehme an, sie kennt den Namen gar nicht. Die jungen Frauen heutzutage haben oft sehr lockere Moralvorstellungen.“
„Das liegt wohl daran, dass es leider nur noch wenige ältere Frauen gibt, an denen die jungen sich ein Beispiel nehmen können.“
Die Worte waren heraus, noch bevor Arik sich zu den beiden umgedreht hatte. Die Frauen starrten ihn entsetzt an. Er wünschte, es wären Männer, jung und stark, damit er ein Ventil für die gleißende Wut finden könnte, die durch seine Adern raste. Tief holte er Luft, um seine aggressive Reaktion unter Kontrolle zu halten.
„Ist es nicht Tradition in Q’aroum, Gäste willkommen zu heißen?“, fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Es ist traurig, wenn Fremde in unserem Land bösem Klatsch ausgesetzt werden, ausgerechnet von denen, die es besser wissen müssten. Ich
Weitere Kostenlose Bücher