1002 - Höllenqualen
gefüllten Beckens, dem Vorläufer eines Pools.
Die Bewohner dieses Hauses schienen wohlhabende Menschen zu sein, aber das hatte die Soldaten nicht davor abgeschreckt, sich der jungen Frau anzunehmen.
Ich zog den Vorhang auf.
Licht fiel durch die Öffnung in der Decke oder im Dach des Hauses. Es bildete in der Mitte des Raumes und dort, wo sich das Becken befand, eine viereckige, helle Insel. Auf der Oberfläche des duftenden, mit Blütenblättern veredelten Wassers spielten die Reflexe.
Mich hatte noch niemand bemerkt.
Der Soldat, der die junge Frau von hinten umklammert hielt, hielt seinen Kopf gesenkt und flüsterte ihr etwas zu, wobei noch Speichel aus seinem Mund sprühte.
Der andere drehte mir den Rücken zu. Er war dabei, ihr die Kleidung vom Körper zu zerren, hatte aber seine Schwierigkeiten, weil sich die Frau wehrte und sich immer wieder wegdrehen konnte.
Das war dem Zerrer zuviel.
Er holte aus, um ihr ins Gesicht zu schlagen.
Sein Nacken lag frei, aber ich schlug nicht dorthin, sondern packte seine rechte Hand, bevor er noch einmal zuschlagen konnte.
Plötzlich stand er starr. Dann schrie er auf, denn ich hatte sein Gelenk gedreht. Wenn er sich nicht den Arm brechen wollte, mußte er der Bewegung folgen, was er auch tat. Dann jammerte er.
Ich ließ ihn los.
Der Soldat taumelte zurück. In seinem sonnenverbrannten Gesicht sah ich einen irren Ausdruck. Sicherlich war er auch überrascht, und diesen Zustand nutzte ich aus.
Mit einem gezielten Handkantenschlag legte ich ihn schlafen. Er fiel auf den Steinboden und rührte sich nicht mehr.
Der zweite Kerl hatte die Frau losgelassen. Ich hatte sehr schnell gehandelt, aber nicht schnell genug. Während die junge Frau auf den verletzten Mann zulief, war es dem Soldaten gelungen, seine Lanze zu greifen.
Er fuhr herum. Er schrie dabei, und für einen Moment bewegte sich die Waffe nicht.
Dann rannte der Kerl auf mich zu.
Er wollte mich aufspießen. Ich hörte die Frau im Hintergrund schreien, blieb eiskalt und wartete genau den richtigen Moment ab.
Der Soldat hatte mit einer Reaktion von meiner Seite her nicht mehr gerechnet. Als ich zur Seite huschte, rannte er an mir vorbei. Auch die Lanzenspitze stieß ins Leere, aber der Mann selbst verlor das Gleichgewicht, denn ich hatte ihm blitzschnell ein Bein gestellt.
Der Soldat stolperte und fiel auf das Gesicht. Er schrie, als er über den glatten Boden rutschte, aber er landete nicht im Pool. Kurz davor kam er zur Ruhe.
Da war ich schon bei ihm.
Er richtete sich auf, wollte die Lanze dabei als Stütze benutzen, nur hatte ich etwas dagegen. Der Soldat stand noch nicht richtig, als ich ihm die Lanze entriß. Er rechnete wohl damit, daßich ihm die Spitze in die Brust rammte, aber ich war kein Killer.
Der erste Schlag erwischte ihn am Kopf. Genau an der Stirn. Der Mann taumelte und bekam den glasigen Blick. Der zweite Hieb traf ihn noch wuchtiger. Da verschwand der Blick, und seine Augen wurden leer. Er faltete sich förmlich zusammen. Dicht vor dem Badebecken blieb er verkrümmt liegen. Ich war froh, daß er nicht hineingefallen war und das saubere Wasser nicht verschmutzte.
Beide Lanzen sammelte ich ein und legte sie weit weg. Vor den Soldaten hatten wir erst einmal Ruhe.
Ich drehte mich wieder um.
Die junge Frau saß noch immer bei dem Verletzten. Sie hatte seine Schulterwunde mit Tüchern umwickelt und den Mann auf zwei große Kissen gebettet.
Ich ging näher.
Mein Gesicht zeigte ein Lächeln, und ich sah, wie die Frau zu mir hochschaute. Der Mann lag neben ihr und stöhnte leicht. Er bekam so gut wie nichts von unserer Begegnung mit.
Vor ihr blieb ich stehen und streckte ihr meine Hand entgegen. Die Frau zögerte einen Moment, dann erhob sie sich, dachte nicht mehr an ihre zerrissene Kleidung und schrie leise auf, als die Stoffetzen nach unten sanken. Mit blankem Busen stand sie vor mir.
»Bitte, nicht!« flehte sie.
»Schon gut«, sagte ich.
Die Frau raffte ihre Kleiderfetzen wieder zusammen und verknotete sie vor der Brust. Erst dann ging es ihr besser.
Ich hatte sie beobachten können. Ihr Haar war sehr dunkel.
Schwarz wie Pech, und sie trug es lang bis über die Schultern. In dem hellen, feingeschnittenen Gesicht fielen mir die großen Augen auf, die mich dankbar aber auch scheu anschauten. Die Pupillen waren nicht ganz so schwarz wie das Haar. Ihre Farbe ging mehr ins Bräunliche. Die Frau war Anfang Zwanzig, zudem sehr hübsch, eine orientalische Schönheit, die sicherlich
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