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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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Ziel?«
    »Ja.«
    »Hier beginnt die Prozession?«
    Er nickte.
    »Wie heißt die Kirche?«
    »Medhane Alem.«
    Als er meinen ungläubigen Blick sah, da lachte er kurz. »Ich kann übersetzen.«
    »Bitte.«
    »Erlöser der Welt.«
    Meine Augen weiteten sich für einen Moment. »Aha, sie ist also dem Erlöser geweiht.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Weißt du sonst noch was?«
    »Nein. Wir müssen weiter.«
    »Ihr geht nicht zum Fest?«
    »Später.«
    Ich nickte, dann lächelte ich. »Danke,« sagte ich. »Danke, dafür, daß ihr mich mitgenommen habt.«
    Er beugte sich zu mir hin. »Menschen müssen anderen helfen, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt. Aber nicht überall wird das praktiziert.«
    »Geh deinen Weg.« Ich hob den rechten Arm, winkte, und auch sein Beifahrer grüßte mich. Dann schlug ich die Tür zu. Der Fahrer gab wieder Gas, und so ratterte das alte Fahrzeug davon. Ich hatte nicht geglaubt, damit sehr weit zu kommen, aber so kann man sich eben täuschen.
    Ich schaute dem Auto noch nach, atmete tief durch und dachte daran, daß ich noch immer mein Schwert bei mir trug. Verstecken konnte ich es nicht, und es wäre besser gewesen, wieder einen dieser Umhänge zu tagen.
    Mein erstes Ziel war die Kirche, und ich fragte mich, ob ich dort tatsächlich die Lade finden würde…
    ***
    Je näher ich dem großen Gebäude kam, um so mehr wuchs meine Spannung. Stand ich tatsächlich dicht davor, das Ziel meiner Träume zu betreten.
    Ich wußte es nicht. Aber ich gab die Hoffnung nicht auf. Einsam, trotz der vielen Menschen, schritt ich über den Platz. Dabei wunderte ich mich, wie wenig Notiz die Menschen hier von mir, einem Fremden, nahmen. Sie waren wohl zu sehr mit sich selbst beschäftigt, lauschten der Musik, und sicherlich beschäftigten sich ihre Gedanken mit der nahen Zukunft und dem Beginn des Festes.
    Ich war also in Aksum!
    Eine Stadt inmitten dieses heißen afrikanischen Landes, in der sich die Kulturen getroffen hatten. Hier verschmolzen Juden- und Christentum. Auch der arabische Einfluß war nicht zu übersehen. Ich versuchte, die Atmosphäre in mich aufzunehmen. Ich spürte deutlich die Spannung und Erwartung, obwohl ich ein Fremder war. Sie verdichtete sich, je näher ich der Kirche kam, und hier fand ich auch mehr Menschen, denn Händler hatten ihre Stände aufgebaut.
    Ich lächelte, als ich es sah. An diesem Ort würde ich mich sicherlich einkleiden können, auch wenn die ersten Händler, an deren Auslagen ich vorbeischritt, andere Gegenstände verkauften.
    Eine sakrale Ware, die zum Fest gehörte. Amulette, Talismane, seltsame Zeichen auf bunten Steinen. Und immer wieder sah ich das koptische Kreuz.
    An einem Stand, wo der Händler auf einer umgekippten Tonne hockte, wurden Ikonen verkauft. Zumindest sahen die Bilder so aus, und sie zeigten eigentlich nur ein Motiv. Auf einem Wagen stand ein viereckiger, verhüllter Kasten. Der Wagen wurde von vier Ochsen gezogen, und ich wußte sofort, was damit gemeint war, denn dieses Bild hatte ich schon an der Kathedrale von Chartres gesehen, ebenso in der gewaltigen Felsenkirche.
    Man stellte die Reise der Lade nach.
    Sie war der Mittelpunkt.
    Ich war für einen Moment überrascht, aber die Einheimischen gingen völlig normal damit um. Was mich zum Staunen brachte, war für sie selbstverständlich.
    Der Verkäufer kaute auf einer Zigarre herum. Er sah gar nicht auf, als ich die Ikonen betrachtete, und er schaute mir auch beim Weggehen nicht nach.
    Ich fiel wirklich nicht auf. Oder man tat so, als würde man mich nicht sehen.
    Alles war möglich.
    Ich suchte weiter nach einem für mich passenden Kleidungsstück, und ich fand bald einen Stand, der diese Umhänge verkaufte. Er war von Frauen und Männern gleichermaßen belagert. Ich wollte nicht nach den Farben gehen. Für mich spielte es keine Rolle, ob das Gewand grau, braun, beige oder weiß war. Es mußte nur die richtige Größe haben.
    Ich hörte das fremde Sprachenwirrwarr. Alles war so fremd, so anders, ich kam mir vor wie ein Phantom im Labyrinth. Als wäre ich jemand, der einfach nur vorbeihuschte, dabei kaum wahrgenommen wurde – und wenn, dann nur am Rande, um so rasch wie möglich wieder vergessen zu werden.
    Eine Frau mit einem Kind ging an mir vorbei. Beide hatten ihre Gesichter geschminkt und mit einer lehmartigen Farbe bemalt. Sie lächelten mich an, als sie weitergingen, und so konnte ich nach dem passenden Stück Ausschau halten.
    Es war bald gefunden. Ein Gewand, das sich vorn öffnen ließ. Mit
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