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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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suchte noch immer die Bundeslade. Nach wie vor war ich davon überzeugt, sie in Aksum zu finden. Das Timkat-Fest stand vor der Tür. Das Schicksal hatte mich geleitet, so daß ich davon ausging, rechtzeitig zu diesem Fest in der Stadt zu erscheinen.
    Es war verbunden mit einer Prozession, und daran wollte ich als nicht geladener Gast teilnehmen. Ob mir allerdings ein Blick auf die Lade gestattet wurde, war mehr als fraglich. Hinzu kam noch, daß gar nicht feststand, ob tatsächlich die echte Bundeslade durch die Straßen geführt wurde. Da waren sich die Experten nicht einig. Früher mochte es mal so gewesen sein, aber die Zeiten waren unsicher geworden. Politische Gruppen bekämpften sich gegenseitig, und die Lade war ein Machtfaktor, den jeder für sich beanspruchte. In den früheren Jahrtausenden hatte sie Unheil gebracht. Menschen waren durch sie krank oder getötet worden, und auch jetzt wurde sie beschützt. Nicht nur von den Wächtern, auch von anderen Hütern, davon mußte ich schon ausgehen.
    Das Schaukeln, die schweren Gedanken und die Monotonie sorgten dafür, daß mir irgendwann die Augen zufielen. Ich schlief ein, ohne es richtig zu merken. Einfach wegsacken, aber ich hatte im Rücken meine Stütze. So kippte ich nicht um. Der Körper verlangte einfach nach Ruhe. Zudem schützte mich die alte, knittrige und staubige Plane vor einem Sonnenstich.
    In einem Land wie diesem, auch in einer derartigen Situation, war die Zeit einfach nicht mehr vorhanden. Subjektiv gesehen. Ich vergaß sie. Ich schaute auch nicht auf die Uhr, aber ich erwachte irgendwann so heftig, als hätte man mich angestoßen.
    Der Grund war simpel.
    Wir fuhren nicht mehr. Wir hatten anhalten müssen. Ich hörte laute Stimmen und das Blöken von Schafen oder das Meckern von Ziegen.
    Die Geräusche waren allmählich deutlicher zu hören. Ich veränderte meinen Ruheplatz, befreite mich von der Plane und kroch auf den Rand der Ladefläche zu.
    Der Beifahrer tobte. Er hatte sich weit aus dem Fenster gebeugt, schimpfte und drohte zwei Männern, die ihre Herde über den Weg trieben.
    Magere Ziegen, die blaß und traurig aussahen und in die Landschaft hineinpaßten. Die beiden Hirten kümmerten sich nicht um das Geschrei, sie taten ihre Arbeit, und keine Ziege ging schneller, nur weil der Fahrer einige Male hupte. Er hätte auch den Motor abstellen können. So aber krochen die Abgaswolken über die Ladefläche hinweg und »bescherten« mir einen Hustenreiz.
    Ich war froh, daß wir angehalten hatten, denn so konnte ich mich umschauen.
    Städtisch war die Umgebung nicht zu nennen, aber ich hatte den Eindruck, mich am Rand einer Stadt zu befinden und konnte nur hoffen, daß es Aksum war. Die Berge waren nicht mehr so nah.
    Auch die Sonne hatte ihre Wanderung fortgesetzt. Wer jetzt in ihr stand, der warf schon einen etwas längeren Schatten.
    Warum trieb man die Ziegen über diese Piste? Ganz einfach, sie sollten auf der Weide jenseits der Straße grasen. Die Weide wurde von einem großen Wasserrad überragt. Es war aus Holz gebaut und sah primitiv aus, aber es schaffte Wasser heran zur Bewässerung der Weiden. Der Anblick der Weide stimmte mich froher. Es gab also doch noch etwas anderes auf der Welt als nur Staub, Steine und Hitze.
    Ich war zufrieden. Da noch immer die Ziegen über die Straße liefen, kletterte ich von der Ladefläche, froh, mich etwas bewegen zu können. Der Beifahrer schien in seiner Kehle ein Tonband stecken zu haben, er rasselte immer wieder dieselben Schimpfworte herunter, stoppte aber, als ich ihm die Sicht nahm. Er sah beinahe selbst aus wie eine Ziege. Zumindest so mager war er.
    Dann sprach er mich an, aber ich verstand ihn nicht.
    »Aksum?« fragte ich.
    Er nickte.
    Ich schaute an ihm vorbei. Der Fahrer sprach ja etwas Englisch.
    »Wie lange noch?« fragte ich.
    »Wir sind bald da. Dahinten schon Häuser.« Er radebrechte, deutete nach vorn und hatte recht. Als ich in diese Richtung blickte, da sah ich sie tatsächlich. Sie malten sich ab wie die Umrisse von Bauklötzen und verschwammen zitternd in der Sonnenglut. Ich war nur verwundert darüber, daß ich so wenige Menschen sah und erkundigte mich auch danach.
    Der Fahrer hob die Schultern. »Es ist das Fest.«
    Ich war wie elektrisiert. »Timkat?«
    Er schaute mich aus seinen dunklen Augen an. Es verstrich Zeit, bevor er nickte.
    »Danke«, sagte ich, drehte mich um und stieg wieder auf die Ladefläche, denn vor uns überquerten gerade die letzten Ziegen die

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