1004 - Die Stufen der Erkenntnis
ausrichten konnten.
Surfo verließ sich darauf, daß das Glück ihm auch weiterhin zur Seite stehe. So schnell er konnte und ohne auf Deckung zu achten, kraulte er flußaufwärts. Erst als die mächtige Halle fünfzig Meter hinter ihm lag, hielt er auf das östliche Ufer zu. Er kletterte an Land, sah sich nach Scoutie um, die eine Strecke weit hinter ihn zurückgefallen war, und entschied, daß sie sich nicht in Gefahr befand. Am Südrand des Gebäudes erhob sich ein Halbkreis gleißender Helligkeit über das flache Dach, und mit dröhnendem Gongschlag löste sich eine weitere Energiekugel aus dem Trichter.
Inzwischen machte das Licht des neuen Tages sich bemerkbar. Vor sich sah Surfo die kahle, helle Wand des fremden Bauwerks. Nahe der Westkante bemerkte er einen rechteckigen Umriß, eine Tür. Er hielt darauf zu. Inzwischen war auch Scoutie aus dem Wasser gestiegen und kam hinter ihm her. Die Tür, über drei Meter hoch und halb so breit, war mit einem primitiven Riegelmechanismus versehen, der Surfo nicht lange Widerstand leistete. Er stemmte sich mit der Schulter gegen die schwere, stählerne Türfüllung. Die Tür gab nach. Schwerfällig und geräuschlos schwang sie nach innen. Im Innern herrschte Finsternis. Surfo stieß einen schrillen Pfiff aus. Das Echo hallte von den kahlen Wänden. Enttäuschung ergriff Surfo. Er wußte sich das Geräusch wohl zu deuten. Er stand am Rand einer riesigen Halle, die völlig leer war.
6.
1-Rot glaubte an die Weisheit, daß das Glück denjenigen begünstige, der nach den Geboten der Lehre lebte. Seinem festen Glauben an die Weisheit der Lehre verdankte er es auch, daß er Bordchef eines der größten Raumfahrzeuge seines Volkes war.
Das Glück lächelte ihm also nicht unverdient. Als das fremde Schiff in den Normalraum zurückkehrte, hatte er nur wenige Augenblicke gebraucht, um zu bestätigen, was er von 2-Herri schon wußte: daß es sich um ein Fahrzeug des Feindes, der verruchten Kranen handelte, das aus unerfindlichen Gründen ohne Geleitschutz in diesen Sektor der Galaxis Vayquost vorgestoßen war. Es fiel schwer, das Walten einer höheren Macht zu übersehen, die dem Kommandanten dieses Schiffes die Tollkühnheit eingegeben hatte, sich ohne Schutz hier herzuwagen. So betrachtete es wenigstens 1-Rot.
Aber damit nicht genug. Der Krane fand ausgerechnet den zweiten Planeten dieses Sonnensystems so interessant, daß er sein Fahrzeug auf einem Synchron-Orbit stationierte und ein Beiboot zur Erkundung ausschickte. Das Boot war von unbedeutender Größe und konnte nur ein paar Mann Besatzung an Bord haben. 1-Rot ließ das kleine Fahrzeug mit Hilfe der Taster verfolgen und erfuhr auf diese Weise, daß es unweit der Bergkette landete, in der die STÄRKE-DURCH-GEHORSAM versteckt lag.
Inzwischen war 8-Pompa mit seiner Truppe zurückgekehrt. Die Kämpfer litten an innerer Unausgeglichenheit, eine Folge des fremdartigen Einflusses, dem sie ausgesetzt gewesen waren und über dessen Natur bislang noch keine Klarheit bestand. 1-Rot war jedoch der Überzeugung, daß ein Trupp, der mit der entsprechenden Ausrüstung versehen war, in das gefährliche Gebiet würde vordringen können, ohne Schaden zu nehmen. Diese Überlegung stellte er nicht von ungefähr an. Es gab Anzeichen, daß der Gegner, der mit dem Beiboot gelandet war, sich vom Landeort aus in nördlicher Richtung bewegte. Er kam auf 1-Rots Raumschiff zu. 1-Rot hatte die Absicht, ihn unterwegs abzufangen. Ein Trupp von derselben Größe wie 8-Pompas Mannschaft würde ihm entgegengehen und sich an einer geeigneten Stelle auf die Lauer legen. Der Erfolg war ihm sicher. Die Kranen hatten offenbar keine Ahnung davon, daß sich außer ihnen noch jemand auf dem Planeten befand.
Dann allerdings liefen Daten ein, die 1-Rot ein wenig zu denken gaben. Aus dem Gebiet der Bergkette wurde intensive und erratische Aktivität energetischer Art gemeldet. Es schien dort ein Generator in Tätigkeit getreten zu sein, der stoßweise große Energiemengen von sich gab. 1-Rot konnte sich diesen Vorgang nicht erklären. Er ordnete eine eingehende Untersuchung an, die per Ferntastung durchgeführt werden sollte.
Inzwischen kümmerte er sich selbst um die Zusammenstellung des Trupps, der ihm die feindlichen Eindringlinge als Gefangene in die Hand liefern sollte.
*
„Leer", sagte Surfo. Seine Worte hallten hohl durch die Finsternis. „Absolut leer."
Er zog die Handlampe aus dem Gürtel und drückte auf den Schalter. Nichts
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