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1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war.
    Häuser, die wie von der Sonne gebleicht und von Wind und Wetter ausgewaschene Felsen aussahen. Eine trockene, staubige und karge Erde. Kein Wasser, kaum etwas Grünes. Und wenn es aus dem Boden hervorwuchs, wirkte es wie verstaubt.
    Es plätscherte kein Wasser. Es gab keinen Baum, der Schatten spendete, nur die Häuser zeichneten ihre Schatten auf den Boden und deuteten damit den Weitergang der Sonne an, die irgendwann verschwunden sein würde. Ich wußte, daß in Regionen wie dieser der Zeitraum zwischen Dämmerung und Dunkelheit sehr gering war. Schlagartig konnte die Nacht hereinbrechen, und dann war es vorbei.
    Wir gingen unverdrossen. Die Strecke war nicht überall flach.
    Manchmal führte sie bergauf, dann wiederum senkte sie sich. Häuser und Hütten lagen umgeben von dieser ungewöhnlichen Stille, die nur dann unterbrochen wurde, wenn der leichte Wind hin und wieder die Stimmen und die Musik an unsere Ohren trug, denn noch immer zogen die Prozessionen durch die Stadt.
    Mikails Atmen war überdeutliche zu hören. Er war nicht mehr der Jüngste, aber er beschwerte sich auch nicht. Unverdrossen ging er mal vor, dann neben mir her. Sein Gesicht war staubbedeckt, der Blick nach vorn gerichtet. In ihm regte sich nichts. Da zuckte kein Muskel, er hielt sich wirklich gut.
    Ich stellte ihm auch keine Fragen, denn ich wollte ihn nicht aus seiner Gedankenwelt hervorreißen.
    Hin und wieder wurden wir gesehen. Dann schauten aus den Fensterluken die dunklen Gesichter der Frauen mit ihren ebenfalls dunklen Augen. Blicke streiften uns, verloren sich wieder, wenn wir weitergingen.
    Irgendwo sang jemand mit lauter Stimme ein Lied. Es hörte sich an, als wäre es für eine Beerdigung bestimmt.
    In der Nähe der Häuser war es angenehmer gewesen, auch wenn die hellen Wände die Hitze noch abstrahlten. Wenig später verließen wir die Umgebung, dann erwischte uns wieder die Hitze, obwohl der Sonnenball bereits ein Stück weiter über den Horizont balancierte.
    Mikail blieb stehen. Er brauchte eine Pause, nahm ich an. Ich hörte ihn schwer durchatmen. Dabei strich er über die schweißtriefende Stirn und nickte.
    Auch ich hatte über mein Gesicht gewischt. Der Schweiß klebte jetzt auf dem Taschentuch. Die nächste Frage stellte ich wie ein Kind, das keine Lust mehr hatte, im Auto zu sitzen. »Wie weit ist es noch? Oder hast du es dir anders überlegt?«
    Ein strafender Blick traf mich. »Nein, John Sinclair, ich gehöre zu den Menschen, die ihre Versprechen halten. Ich weiß, davon gibt es nicht viele, aber ich bin eine der Ausnahmen.«
    »Ja, das stimmt.«
    Mikail hob die Hand. Die Pause hatte ihm gutgetan. Er konnte sich wieder normal bewegen, und als er den Arm ausstreckte, wedelte er mit den Fingern. »Schau nach vorn, dort siehst du die Erhebung und auch die Mauern der Kirche.«
    Er hatte nicht gelogen. Zwar flirrte die Luft noch im Sonnenlicht, aber es gab die leichte Anhöhe. Sie ähnelte einem flachen, mit Staub bedeckten Buckel. Und aus ihm hervor, so jedenfalls sah es aus, erhob sich unser Ziel, die Kirche.
    Für einen Moment verschlug es mir die Sprache. Wenn es stimmte, daß die Lade dort versteckt wurde, dann hatte ich es wirklich nicht mehr weit. Eine Kuppel, ähnlich wie bei einer Moschee, aber mit einem Kreuz darauf, flimmerte im Licht der Sonne. Die Kuppel war das Prunkstück der klotzig wirkenden Kirche. Sie sah für mich aus wie ein großes, helles Viereck mit - ebenfalls sehr großen und langen Fenstern, gegen die ebenfalls das Sonnenlicht fiel.
    »Das ist die Kirche.« Ich hatte mehr zu mir selbst gesprochen, aber Mikail fühlte sich bemüßigt, eine Antwort zu geben.
    »Ja, dort liegt auch unser Ziel.«
    »Die Lade in der Kirche?« fragte ich leise.
    Er blickte mich nur an. Dabei runzelte er die Stirn und räusperte sich. Eine andere Antwort gab er nicht. Sie aber reichte mir. Ich wußte, daß ich die Lade noch heute sehen würde. Ein Blick würde mir reichen, ein einziger Blick.
    Aber was würde gesehen, wenn ich sie berührte?
    Ziellos wirbelten die Gedanken durch meinen Kopf. Ich fand erst wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, als mich Mikail ansprach. »Da du es bestimmt eilig hast, sollten wir nicht zu lange warten, mein Freund. Laß uns gehen.«
    »Okay.« Ich ließ Mikail vorgehen. Er hatte das Recht dazu. Er kannte sich aus. Nach einiger Zeit stieg das Gelände leicht an, aber von einem richtigen Hügel konnte man nicht sprechen. Auch für einen Ungeübten war der Weg normal zu

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