1005 - Todesfahrt nach Felloy
Mallagans spöttische Stimme: „Wie war das mit dem Boot, das man zu nichts mehr gebrauchen konnte?"
*
„Unmöglich!" stieß Dabonudzer hervor. „Das Feldtriebwerk kann nicht funktionieren. Es ist keine Stützmasse mehr da!"
Im Innern der VACCOM herrschte künstliche Schwerkraft. Die regenerierte Luft war angenehm kühl. Zwei Betschiden, Scoutie und Brether Faddon, hatten es sich auf Passagiersitzen bequem gemacht. Surfo Mallagan stand vor der Pilotenkonsole. Mit lässiger Handbewegung wies er auf die Kontrollanzeigen. „Das Feldtriebwerk hat funktioniert", sagte er, „und die Tanks werden als voll angezeigt."
Dabonudzer überzeugte sich, daß er die Wahrheit, sprach. Im übrigen war die Anwesenheit der VACCOM Beweis genug. Das Boot hatte nur mit Hilfe des Feldtriebwerks aus dem Hangar bugsiert werden können. Dabonudzer erinnerte sich an seinen fehlgeschlagenen Versuch. Die Anzeigen waren eindeutig gewesen.
Er drückte zwei Schalter am unteren Rand der Konsole. Im Boden unmittelbar hinter dem Sessel des Piloten glitt eine Falltür beiseite. Ein kurzer, hell erleuchteter Schacht kam zum Vorschein. „Ich traue der Sache nicht, solange ich die Tanks nicht untersucht habe", sagte Dabonudzer.
Er trat über die Kante des Schachtes und ließ sich von dem künstlichen Schwerefeld sanft nach unten tragen. Vom Schacht aus führte ein schmaler Gang bugwärts in den Positronik-Sektor, und ein zweiter nach hinten in das Triebwerksabteil. Dabonudzer zwängte sich an Aggregaten vorbei, die so angebracht waren, daß kein Kubikzentimeter Bordvolumen vergeudet wurde. Die schweren Aggregate, die für den Flug entlang der Zeitbahn gebraucht wurden, lagen hinter einer Wand aus massivem Stahl zur Rechten. Links befanden sich die Maschinen des Korpuskulartriebwerks, und ganz hinten die Geräte, die für den Feldantrieb verantwortlich waren. Blaue Leuchten begannen zu blinken, als Dabonudzer sich den Tanks näherte. Die Stützmasse war eine hyperdichte Substanz, die unter immensem inneren Druck stand und durch statische Formfelder daran gehindert würde, sich explosiv zu entspannen. Die Formfelder erzeugten Streueffekte, ionisierten die umgebende Luft und schufen eine hohe Konzentration an Ozon. Die blauen Leuchten dienten zur Warnung: der Aufenthalt in der Nähe der Stützmasse-Tanks war gefährlich.
Dabonudzer sah sich um. Es gab nirgendwo Beschädigungen. Die schimmernden Stahlbehälter, in deren Innerem die Stützmasse in ihren Formfeldern ruhte, sahen aus, als seien sie gestern erst installiert worden. Die schenkeldicken Zuleitungen, die zum Generator führten, waren intakt, wenn auch vom langen Gebrauch verfärbt. Die Meßgeräte, die die Funktion der Tanks überwachten, saßen in kleinen Stutzen und Zapfen rings an der Oberfläche verteilt. Dabonudzer untersuchte sie eines nach dem ändern, ohne viel Hoffnung, hier einen Hinweis zu finden. Wenn eines von ihnen versagt hätte, hätte er deswegen nicht die Anzeige erhalten, die Tanks seien leer. Und daß sie allesamt defekt geworden waren, erschien ihm als ein zu unwahrscheinlicher Zufall.
Die Meßgeräte sandten ihre Daten drahtlos an einen Mikrocomputer, der unter der Decke angebracht war. Der Computer sortierte die Meßdaten nach ihrer Herkunft und sorgte dafür, daß sie den richtigen Anzeigegeräten auf der Konsole des Piloten zugeleitet wurden. Wenn irgendwo eine Fehlfunktion entstanden war, die die falsche Anzeige verursacht hatte, dann mußte sie im Computer gelegen haben. Das positronische Gerät war in einem kleinen Plastikbehälter untergebracht. Der Behälter war versiegelt. Dabonudzer hielt es für unnütz, das Siegel zu erbrechen. Eine Untersuchung des Computers hätte zu lange Zeit in Anspruch genommen. Im übrigen handelte es sich bei der Fehlfunktion offenbar um eine solche, die sich in der Zwischenzeit von selbst wieder bereinigt hatte. Er bemerkte einen Kratzer auf der Oberfläche des Plastikbehälters, aber es ließ sich nicht erkennen, ob er jüngeren Datums war.
Es war ein überaus nachdenklicher Dabonudzer, der ein paar Minuten später wieder aus dem kurzen Schacht auftauchte. Die Häufung seltsamer, unerklärlicher Ereignisse in den letzten Stunden und Tagen verursachte ihm Unbehagen. Angefangen von dem spurlosen Verschwinden der siebzehn Schiffe, mit denen die SANTONMAR aufgebrochen war, über das gänzlich unerwartete Zusammentreffen mit den Aychartanern bis hin zu den beiden Konsolen im Kommandostand, die nicht mehr an ihren Plätzen
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