1007 - Die Kosmische Hanse
Anweisungen, die er bekommen hatte, denn wie immer auch er die Menschen drüben im großen Schiff einschätzte, waren es doch erfahrene Raumfahrer, deren Rat wertvoll war.
Aerts stand am unteren Ende der kurzen Gangway und schaute sich um, während das Licht seines Helmscheinwerfers über den schroffen Boden wanderte. Zum erstenmal beschlich ihn ein Gefühl von Einsamkeit. Er lauschte in sich hinein. Bekam er es etwa mit der Angst zu tun?
Lächerlich! dachte er unwillig.
„Verständigungsprobe!" Die Stimme Rhodans war dicht an seinen Ohren. „Haben wir noch Kontakt miteinander?"
Obwohl er von dem Anruf überrascht wurde, registrierte Aerts ihn mit einer gewissen Erleichterung. In dieser völlig fremdartigen Umgebung war Rhodans Stimme etwas Vertrautes.
„Ich höre dich", gab er brummig zurück.
„Du mußt jetzt nach einem Einstieg suchen", forderte Rhodan ihn auf.
„Ich habe nichts vergessen", sagte Aerts.
Er setzte sich in Bewegung. Der Mikrogravitator, den man ihm mitgegeben hatte, erleichterte sein Vorwärtskommen. Trotzdem tappte er ziemlich unsicher über die Oberfläche des Findlings dahin. Er vermied es, in den Weltraum zu blicken, denn er hatte dabei jedes Mal den Eindruck, ins Bodenlose zu stürzen. Er konnte den Schweren Kreuzer, von dem aus er aufgebrochen war, nicht ausmachen.
Er erreichte eine Stelle am oberen Rand der Senke, wo sich eine Art Gitter befand. Die Stäbe waren ausgeglüht und in sich zusammengesunken, aber es handelte sich eindeutig um die Überreste künstlich geschaffener Strukturen. Irgendwann in ferner Vergangenheit mochten an der Stelle, die Aerts nun untersuchte, fremde Wesen gearbeitet haben.
Aerts schwieg sich über seine Entdeckung aus, einmal, weil er sie nicht für sehr bedeutungsvoll hielt, und zum ändern, weil er keine Lust verspürte, Dutzende von Fragen zu beantworten. Er ahnte nicht, daß Gucky und Lloyd den Raumfahrern in der Zentrale des Schweren Kreuzers von seiner Entdeckung, die sie telepathisch „miterlebt" hatten, berichteten.
Als Aerts weiterging, fand er weitere Spuren, die darauf hindeuteten, daß er sich womöglich auf der Oberfläche einer zerstörten Station aufhielt. Alles jedoch war bis zur Unkenntlichkeit zerstört, so daß man über die frühere Bedeutung der verschiedenen Apparaturen nur spekulieren konnte.
Schließlich stieß er auf eine Art Graben, der; aussah wie eine durch einen Energietreffer aufgeworfene Furche. Er wanderte ihr entlang und fand dabei heraus, daß sie immer breiter wurde und gleichzeitig tiefer in den Boden reichte. Nach ein paar Metern stellte er fest, daß es sich um das Überbleibsel einer Schiene handelte, die direkt in das Innere des rätselhaften Objekts zu führen schien. Früher hatte hier vermutlich ein Fahrzeug verkehrt.
Aerts folgte der Schiene, bis er nur noch über den Rand des Grabens hinaussehen konnte. Die Kuppel des Beiboots war von dieser Position aus gerade noch zu erkennen.
„Ich glaube", sprach er in sein Helmmikrophon, „ich habe einen Zugang gefunden. Es scheint eine Art Gleitschiene zu sein."
„Gibt es eine Schleuse?" wollte Rhodan wissen.
„Das werde ich vermutlich wissen, wenn ich noch ein bißchen tiefer angekommen bin", meinte Aerts.
„Bevor du dir gewaltsam zu irgend etwas Zugang verschaffst, möchten wir informiert werden!"
„Ja, freilich", sagte Aerts ironisch und ging weiter.
Tatsächlich gab es eine Schleuse, aber sie war durch eine Explosion zerstört worden und hing wie eine überdimensionale exotische Blüte über der Schiene. Aerts achtete darauf, daß er an den zackigen und spitzen Fragmenten nicht hängenblieb. Er suchte sich eine günstige Position und leuchtete in den Raum hinter der Schleuse. Das Licht fiel auf fugenlose Wände und auf einen mit Blasen bedeckten Boden. Aerts überprüfte seine Instrumente. Alle Werte waren so, wie man unter diesen Umständen erwarten konnte, nur der Mentaltaster schlug schwach aus.
Das war für Aerts der erste akzeptable Hinweis auf die Anwesenheit von etwas Lebendigem. Trotzdem blieb er skeptisch, denn er konnte sich nicht vorstellen, daß in diesem Wrack, das zudem uralt erschien, jemand lebte.
Aerts machte eine Meldung, die, wie er nicht anders erwartet hatte, bei den Wartenden an Bord des Schweren Kreuzers einige Aufregung auslöste.
„Es hat den Anschein, als würdest du Erfolg haben", sagte Rhodan. „Von nun an mußt du mit äußerster Behutsamkeit vorgehen."
„Ja, verdammt!" nickte Aerts und fragte sich, ob er denn
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