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1007 - Totenwache

1007 - Totenwache

Titel: 1007 - Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich lasse mir meinen Vater nicht von dir nehmen. Du magst früher ein mächtiger König gewesen sein, der mit gewaltigen Kräften in Verbindung stand, aber hier ist eine andere Zeit.« Ich senkte den Blick, senkte den Kopf und konnte nicht mehr sprechen, weil die Tränen einfach flossen. Es dauerte seine Zeit, bis ich mich wieder erholt hatte und es dann schaffte, meinen Vater anzuschauen.
    Jetzt sah ich ihn wieder als Vater an, obgleich es mir schwerfiel.
    Ich war sein Sohn, ich war kein kleiner Junge mehr, doch als ich mit ihm sprach, da hörte es sich so an. Ich redete bittend mit ihm. »Vater, ich weiß, daß sich vieles verändert hat. Daß du nicht genau der bist, mit dem ich immer zu tun gehabt habe. Du hast ein Doppelleben geführt. Du wolltest ebenfalls etwas herausfinden, denn du wußtest, welche Verpflichtung der Name Sinclair bedeutet, aber das möchte ich jetzt bitte von mir fortschieben. Ich will, daß es für dich ein Zurück gibt. Daß ich dich als einen normalen Toten begraben und dir die letzte Ruhe geben kann. Bitte, Vater!«
    »Ich bin Lalibela…«
    Es war sinnlos. Es war so verflucht sinnlos. Ich kam damit nicht mehr zurecht. Meine Hand mit dem Kreuz zitterte so stark, daß der Talisman beinahe zu Boden gefallen wäre.
    »Wer war Lalibela?« fragte ich und wollte ihn so in die Defensive drängen.
    »Ich bin es.«
    »Und weiter!« schrie ich ihn an. »Was willst du?«
    »Die Lade. Die Bundeslade. Ich will sie haben. Sie soll mir gehören. Die Zeit ist reif. Wir haben lange gewartet. Meine Freunde und ich. Wir haben uns um Lalibela gekümmert. Wir wissen Bescheid. Das Schicksal hat den Zeitpunkt gesetzt…«
    Ja, das hatte es tatsächlich. Und ich war ebenfalls davon betroffen.
    Ich hatte mich bereits auf die Suche nach der Lade gemacht, hätte aber nie gedacht, daß mein eigener Vater die selbe Spur aufnehmen würde. Das konnte ich nicht fassen.
    Was immer auch geschah, ich würde das nicht auf mir sitzen lassen, sondern nachforschen. Ich mußte wissen, wie mein Vater in diese Welt hineingekommen war.
    Noch hielt ich das Kreuz. Ich zögerte auch jetzt, es mit Lalibela in Kontakt zu bringen. Er sollte mir irgend etwas sagen, mir eine Erklärung geben und…
    »Bitte, Vater…«
    Auch das nutzte nichts. Lalibela herrschte hier. Er wollte den Sieg, und er haßte die Schwierigkeiten.
    Plötzlich hob der den Arm und schlug zu. Es war ein harter Schlag, dem ich nicht ausweichen konnte. Die kalte Totenhand traf mich zwar nicht voll, aber die Finger fuhren schon an meiner Stirn entlang und hinterließen dort ihre Spuren.
    Ich wich zurück. Geriet dabei hinein in den Kerzenschein und berührte auch die Sargkante meiner Mutter.
    Dabei senkte ich den Blick.
    Ich schaute direkt in ihr blasses Gesicht.
    Da gab es bei mir einen Knacks. Etwas brach in meinem Kopf auseinander. Plötzlich dachte ich daran, was mein Vater auch ihr angetan hatte, und genau dieses Wissen ließ mich handeln.
    Ich nahm keine Rücksicht mehr.
    Mit einem wuchtigen Sprung katapultierte ich mich nach vorn und wollte mein Kreuz auf keinen Fall loslassen.
    »Da!« keuchte ich, wobei ich gegen die Gestalt mit dem Knochenschädel losstürmte, sie aus dem Gleichgewicht brachte, so daß sie schwankte, von mir allerdings aufgefangen wurde.
    Mit der linken Hand.
    Mit der rechten streifte ich die Kette über. Ich war auch bereit, die Formel zu sprechen, das aber war nicht mehr nötig. Das Kreuz sorgte selbst für eine Reaktion.
    Es jagte sein unbezwingbares Licht in den Schädel und in den Körper hinein.
    Ich trat zurück, denn nun bestimmten andere Kräfte…
    ***
    Mein Vater oder Lalibela stand noch. Breitbeinig, um eine größere Standfestigkeit zu haben, aber das brachte ihm nicht viel, denn seinen Körper durchfuhren Kräfte wie gewaltige Windstöße.
    Er wurde geschüttelt. Er fiel nach rechts, nach links, auch mal nach vorn, und um seinen Kopf herum hatte sich ein Wirbel aus Licht gebildet. Man hätte von einem Heiligenschein sprechen können, aber dieses Licht blieb nie ruhig. Es bewegte sich rasend um den eigenen Drehpunkt. Es kreiste wie irre, es erinnerte an den Ring eines Planeten. Nur drehte der sich immer noch, als wollte dieses Licht den verdammten Knochenschädel vom Körper sägen.
    Auch der Kopf schwang.
    Aber für ihn direkt hatte ich keinen Blick. Mich interessierten einzig und allein die Augen, in denen dieser fremde braune Glanz lag.
    Oder gelegen hatte, denn der hörte plötzlich auf. Durch die lichtstarke Macht des Kreuzes

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