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1007 - Totenwache

1007 - Totenwache

Titel: 1007 - Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollen. Es gibt kein Band mehr zwischen dir und Horace, das es einmal zwischen Vater und Sohn gegeben hat. Es ist anders geworden.«
    »Was erzählen Sie da?«
    Lachend gab er die Antwort. »Du wirst es merken, Sinclair. Du wirst es schon sehr bald merken, darauf kannst du dich verlassen.«
    Ich wußte beim besten Willen nicht, was ich mit seinen Worten anfangen sollte. Im Moment waren sie nicht wichtig, aber ich würde sie behalten, das stand fest.
    Don Crady zuckte zusammen. Nicht freiwillig, sondern deshalb, weil ihn die Totenhand gezogen hatte. Er wurde zur linken Seite hin gezerrt, und die auf eine unheimliche Art und Weise wieder zum Leben erweckte Leiche benutzte seinen Arm auch weiterhin als Stütze und zerrte sich an dieser Gestalt in die Höhe.
    Mein Vater wollte aufstehen.
    Mein Vater stand auf.
    Dabei drehte er den Kopf, und er drehte ihn so, daß er mich direkt anschauen konnte.
    In diesem Augenblick geschah es. Ich konnte es mir nicht erklären, aber ich erinnerte mich daran, daß Crady von einem Band gesprochen hatte, das zwischen mir und meinem Vater bestand.
    So war es auch jetzt.
    Es gab dieses Band. Es war wieder da, aber es war anders geworden. Nicht mehr wie zwischen Vater und Sohn. Für mich war diese Brücke zu spüren, und doch fürchtete ich mich vor ihr, denn ich ahnte oder wußte sogar, daß es zu einer Veränderung bei mir kommen konnte.
    Der Gedanke an mein Kreuz verflüchtigte sich, denn etwas bewegte sich durch meinen Körper. Nicht durch die Blutbahn, sondern mehr durch die Psyche.
    Es war eine Botschaft, die mich erreichte und bis in mein Hirn drang. Aber wer schickte sie mir? Wer hatte es geschafft, diesen Kontakt herzustellen.
    Mein Vater oder Lalibela?
    In meiner unmittelbaren Nähe hielt sich noch Don Crady auf. Ich wußte auch, daß ich meine Beretta noch immer festhielt. Nur spielte das keine Rolle mehr. Ich hätte die Waffe auch wegwerfen können.
    Es wäre auf das gleiche hinausgekommen.
    Crady wurde nicht mehr festgehalten. Die Arme der Gestalt, die mein Vater war, waren nach unten gesunken. Er hielt mich einzig und allein mit seinem Blick im Bann. Aber das waren nicht mehr seine Augen und auch nicht die eines Toten. Hier schaute mich etwas Uraltes an, das in der Tiefe der Vergangenheit seine Geburt erlebt hatte.
    Es war der Blick des Lalibela!
    Tiefgründig. Dunkelbraune Augen. Zwei Schächte, die ins Unendliche zu führen schienen, dabei aber nicht leer, sondern gefüllt waren. Gefüllt mit einem geheimnisvollen Wissen und eben mit dieser Botschaft, die mich erreichte, was ich verstand, aber nicht begreifen konnte.
    »Du bist Sohn und Vater zugleich!«
    Ein Schock. Eine Eisdusche. In meinem Kopf herrschte plötzlich ein völliges Durcheinander. Ich kam nicht mehr zurecht. Nicht mit meinem Zustand, nicht mit der Gegenwart, in der ich mich befand, ich war einfach verloren, und abermals kreiste der Begriff vom Fluch der Sinclairs durch meinen Kopf.
    Jetzt hatte er auch mich erwischt!
    Hitzewellen zischten durch meinen Körper. Sie schienen mir den Kopf auseinandertreiben zu wollen. Obgleich ich die Augen weit geöffnet hatte, sah ich das fremde Knochengesicht meines Vaters nicht mehr, sondern einzig und allein die Augen, die sich allerdings in ihrer Doppelexistenz auflösten und zu einem einzigen Auge oder zu einem tiefen, braunen Gewässer wurden, in das ich hineintauchte.
    Ich war so hilflos. Ich wollte mich trotzdem bewegen, aber ich konnte einfach nicht. Es war mir auch nicht möglich, die Hand zu heben und mein Kreuz wie einen Rettungsanker zu benutzen. Das alles floß plötzlich vorbei, aber es war mir auch nicht möglich, irgendwelche Bilder zu sehen, die sich aus dieser Tiefe hervorgeschält hätten.
    Vater und Sohn zugleich!
    Das war die Botschaft, die ich mitbekommen hatte. Als wäre dieser Gedanke eine Zäsur gewesen, so verschwand die fremde Umgebung plötzlich vor meinen Augen.
    Alles normalisierte sich wieder. Bis auf meinen Vater. Noch immer wuchs der Knochenschädel anstelle eines normalen Kopfes. In den Augenhöhlen breitete sich die braune Farbe aus, und als ich den Blick hob, sah ich Suko mit gezückter Waffe im Hintergrund stehen.
    Ich selbst hielt die Beretta zwar auch fest, aber das Metall berührte keinen Körper mehr, denn die Mündung wies zu Boden.
    Neben mir atmete Don Crady schnaufend. Vielleicht hatte er auch gelacht, wer konnte das schon wissen. Unter seiner Kapuze jedenfalls nahmen die Geräusche einen anderen Klang an.
    Wie sahen die Männer

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