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1009 - Kometen-Geister

1009 - Kometen-Geister

Titel: 1009 - Kometen-Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich wie ein Ei dem anderen. Ihre Holzdächer waren in stumpfen Winkeln angelegt worden.
    »Weiß du was, Brian?«
    Der Junge war sauer und schüttelte nur trotzig den Kopf.
    »Du wirst jetzt ins Bad gehen und eine Dusche nehmen. Das spült den Staub weg und den komischen Rauch. Ist das okay?«
    »Ich kann doch auch im See schwimmen!« kam sein Einwand.
    »Unsinn, das Wasser ist noch zu kalt.«
    »Aber ich…«
    »Geh ins Bad, danach fühlst du dich wohl.«
    Brian brummte nur, gehorchte aber und schaute sich auch nicht wieder um. Mutter und Sohn gingen an dem älteren Ehepaar vorbei, das noch im Freien stand. Der Mann putzte seine Schuhe und schaute hoch, als er die beiden sah.
    »Da ist ja der Ausreißer. Warst du im Wald, Kleiner?«
    »Ich bin nicht klein.«
    »Oh, entschuldige, Sir, das habe ich nicht bedacht. Aber du warst doch im Wald.«
    »Klar.«
    »Dann ist deine Mutter aber froh«, sagte Edda, die ihre Lockenwickler aus dem Haar entfernt hatte.
    »Weiß nicht.«
    Carol lächelte die beiden an. »Klar bin ich froh. Und nochmals danke für Ihre Hilfe.«
    »War doch selbstverständlich, Missis…«
    »Ich bin Carol.«
    »Ho, ich heiße Edda und mein Mann Alec.«
    »Hi, Alec.«
    Sie gaben sich locker und unkompliziert, aber in Eddas Augen stand die Neugierde wie eingezeichnet. So wie sie aussah, stellte man sich die Amerikanerinnen oft vor. Dieses lockige, weiße Haar, die braune Haut, deren Falten weggebügelt zu sein schienen, schmale rote Lippen und Kleidung, die mehr bunt als schön war. Die wadenlange, enge, rote Hose paßte nicht zu dieser Person. Um den Bauch herum spannte sie sich ebenso wie das T-Shirt mit dem lächerlichen Aufdruck »We love you all«.
    »Allein hier, Carol?«
    »Nein, Edda, ich habe meinen Sohn mit.«
    »Guter Witz. Ich dachte mehr an den Vater.«
    »Der arbeitet.«
    »Das ist gut, wenn noch jemand arbeitet. Mein Mann hat es fast vierzig Jahre getan. Jetzt nicht mehr. Wo verdient denn Ihr Gatte sein Geld, Carol?«
    »In Washington?«
    »Oh, wie interessant. Regierung?«
    »Kann man sagen. Komm jetzt, Brian!«
    »Er ist nicht mehr mein Dad«, sagte der Junge leise, als seine Mutter ihn wegzog. Den Satz hatte auch Edda verstanden, aber sie wollte den beiden nicht mehr hinterherrufen, ihr Mann schaute sie sowieso schon strafend genug an.
    »Interessant«, murmelte sie nur, überzeugt davon, daß sich noch andere Gelegenheiten ergaben, um einen entsprechenden Plausch mit den Nachbarn zu halten.
    »Warum hast du das denn zuletzt gesagt?« fragte Carol, als sie außer Hörweite der beiden waren.
    »Das stimmt doch - oder?«
    »Ja, du hast recht, aber es braucht nicht jeder zu wissen. Die Menschen sind einfach zu neugierig. Die Probleme anderer sind immer wichtiger als die ihren. Dabei sollten sie sich selbst mal an ihre eigenen Nasen fassen.«
    »Die beiden sind doch nett, Mum.«
    »Sind sie auch. Und jetzt ab durch die Mitte! Die Dusche wird dir guttun.«
    Carol Simmons hatte ihren Sohn in das Haus hineingeschoben und folgte ihm langsamer. Er lief sofort in das kleine Bad, während Carol im Wohnraum zurückblieb, sich in den Kiefernsessel mit dem hellgrauen Polster fallen ließ und durch die Scheibe in ihr kleines, noch recht menschenleeres Paradies schaute.
    Paradies?
    Sie verzog den Mund, aber nicht lächelnd, sondern mit einem schmerzlichen Zug, denn sie dachte daran, daß dieses kleine Paradies nicht mehr so paradiesisch war. Es hatte Flecken bekommen, und wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, dann hatte sie die Entdeckung im Wald schon gestört, denn diese Mulde war wirklich unnatürlich gewesen. Es hatte auch wirklich nicht so ausgesehen, als wäre dort etwas verbrannt worden. Zumindest hätten Reste vorhanden sein müssen.
    Was hatte das nur zu bedeuten?
    Die Landschaft vor der Scheibe konnte ihr auch keine Antwort geben, und der See schwieg sowieso.
    Aber das Gefühl der Beklemmung blieb. Carol konnte sich auch eine Verdunklung des Himmels vorstellen, im übertragenen Sinne, so daß die Ferien, auf die sich beide so gefreut hatten, von Schatten überdeckt wurden.
    Nebenan rauschte die Dusche. Carol wunderte sich schon ein wenig, daß Brian sie freiwillig betreten hatte. Er mußte wirklich einen Schock bekommen und das Motzen vergessen zu haben.
    Carol hörte nicht nur das Rauschen, sondern auch den Schrei!
    Danach tat Carol nichts. Sie blieb starr sitzen und hielt sich an den Lehnen fest. Es gab nur einen, der diesen Schrei ausgestoßen haben konnte - Brian.
    Oder doch

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