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101 - Das Narbengesicht

101 - Das Narbengesicht

Titel: 101 - Das Narbengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Sekunde zur anderen verschwindet das Schwert aus der Vitrine. Wir treffen uns anschließend draußen im Park…"
    Coco schüttelte den Kopf.
    „Das wäre höchst unklug", erklärte sie mir mit ihrer rauchigen Stimme. „Das Schwert ist der ideale Köder für den Schwarzen Samurai. Wenn er nicht persönlich aufkreuzt, so wird er doch seine Helfershelfer herschicken, um das Schwert zu stehlen."
    Coco hatte recht. Wenn wir dem Unheimlichen auf die Spur kommen wollten, mußten wir die Gegenseite aktiv werden lassen.
    Das Stimmengemurmel der Besucher wirkte einschläfernd auf mich. Ich lehnte mich an Cocos Seite und strich ihr zärtlich übers Haar. Sie küßte mich. Mir wurde bewußt, daß ich auf alles verzichten konnte, nur nicht auf diese Frau. Ich hätte für sie sogar das Tomokirimaru im Stich gelassen.
    „Tut mir leid, wenn ich euer Schäferstündchen unterbrechen muß", sagte Yoshi grinsend. „Aber eben ist ein Mann ins Museum gekommen, den ihr euch näher ansehen solltet."
    „Wo?" fragte ich irritiert.
    Yoshi deutete zu den Schaukästen, in denen kostbare japanische Lackmalereien ausgestellt waren. Vor den Kästen stand ein hagerer, hochgewachsener Mann, ein Europäer oder Amerikaner. Er trug einen schwarzen Anzug, der seine Verwachsungen nur teilweise verdeckte. Er hielt den schmalen Kopf gesenkt, als befürchtete er, die anderen könnten ihn wegen seines Aussehens verspotten. Das lange schwarze Haar war glatt und ordentlich zurückgekämmt. Er war stark geschminkt. Doch die beste Schminke der Welt konnte seine fürchterlichen Narben nicht verdecken. Seine rechte Mundpartie hing herab und entblößte ein scheußliches Raubtiergebiß.
    „Was ist mit ihm?" fragte ich scheinheilig. Als Richard Steiner hatte ich es mir angewöhnt, begriffsstutzig und ein wenig hilflos zu erscheinen.
    „Der Bursche streicht die ganze Zeit um die Samuraihalle herum", erklärte Yoshi. „Mir ist aufgefallen, daß er dauernd zum Schwert herüberstarrt."
    Coco gab ihre Abneigung deutlich zu erkennen.
    „Ein scheußlicher Kerl. Dem möchte ich nicht im Dunkeln begegnen.“
    Yoshi lachte. Er wußte, daß Coco schon ganz anderen Kreaturen begegnet war. Der Narbige wirkte gegen die untoten Kreaturen der Dämonen wie ein harmloser Tourist.
    „Irgend etwas stimmt mit ihm nicht", meinte Yoshi. „Nicht, daß ihr denkt, ich hätte etwas gegen seine Mißbildungen. Aber ich werde den Verdacht nicht los, daß er ein Freak ist."
    Der Japaner hatte recht. Der Narbige hatte sich zwar geschickt gekleidet und gut geschminkt. Doch bei näherer Betrachtung bemerkte man, daß er zahlreiche Operationen überstanden haben mußte. An den Handgelenken schimmerten Metallklammern. Der Hemdkragen bedeckte die Nahtnarben nur ungenügend.
    „Frankensteins Monster", scherzte ich, „ist gar nichts dagegen."
    Plötzlich zupfte mich Coco am Ärmel.
    „Sieh mal dort rüber, Richard … Im Eingang zur Samuraihalle steht ein alter Bekannter von mir und Yoshi."
    Ich mußte mir Mühe geben, meine Überraschung vor dem Japaner zu verbergen, denn ich erkannte den Dänen Abi Flindt. Ich durfte diesen Mann natürlich nicht kennen. Ein Richard Steiner konnte nie auf Castillo Basajaun gewesen sein.
    „Abi Flindt", sagte Hideyoshi Hojo erstaunt, „muß sofort nach meinem Anruf aufgebrochen sein. Er hat in Paris die Linienmaschine nach Tokio genommen und ist sofort ins Museum gefahren."
    Bevor wir Abi begrüßen konnten, war er verschwunden. Der Besucherstrom hatte ihn mitgerissen. Am anderen Ende der Halle standen zwei Polizisten. Die Uniformierten kontrollierten mehrere Besucher. Erregte Worte fielen.
    „Nach den nächtlichen Vorfällen kann ich verstehen, daß die Polizei nervös ist", meinte Yoshi. „Sie werden jeden anhalten und kontrollieren, dessen Aussehen von der Norm abweicht. Es sieht so aus, als ob es zu einer allgemeinen Freak-Hysterie kommen würde. Die Leute sollten jedoch wissen, daß Freaks das Tageslicht scheuen. Um diese Zeit dürften die Kontrollen wenig Erfolg haben."
    Und das Narbengesicht", sagte ich. „Was ist mit dem Burschen?"
    „Er ist verschwunden", rief Coco.
    Wir sahen uns um. Doch weder Abi Flindt noch der mysteriöse Narbige waren zu sehen. Am Hallenausgang staute sich der Besucherstrom. Vermutlich hatten die beiden einen anderen Ausgang gewählt.
    „Kommt mit", sagte Yoshi. „Das Ganze gefällt mir nicht. Ich will nicht, daß Abi etwas zustößt. Er kennt sich in Tokio nicht aus. Wenn er bei seinem kurzen Aufenthalt etwas

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