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101 - Das Narbengesicht

101 - Das Narbengesicht

Titel: 101 - Das Narbengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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mußt du mir einen Weg aus dem Park zeigen."
    Die Polizeieinheiten waren nahe herangekommen. Das Kläffen der Hunde schallte durch den Park. Die Tiere heulten, als sie den ersten toten Freak aufstöberten. Die Rufe der Suchmannschaften verrieten panisches Entsetzen.
    „Am See führt ein Reinigungsschacht der Kanalisation vorbei", sagte Jesse. „Dort müssen wir eindringen. Nach hundert Metern erreichen wir den Hauptverbindungsschacht. Dort gibt es viele Wege, um ungesehen in die Stadt zu gelangen. Ich werde Euch führen. Herr."

    An der Wand des Gästezimmers hing ein farbiger Holzschnitt des berühmten Meisters Ando Hiroshige: Im Vordergrund der See, der vom kantigen Bergmassig des Hira-Berges überragt wurde. Dahinter, vor den düsteren Schneewolken. die weiße Flache des Hieisan-Bergrückens. Auf dem Uferstreifen standen niedrige Hütten. Einzelne Boote wiegten sich im leuchtend blauen Wasser. Ein Zug Reisender stapfte durch den tiefen Schnee und näherte sich einer Brücke.
    Links oben ein altes japanisches Gedicht: Der Schneefall endete - In der Abenddämmerung - Sind es die Gipfel des Hira-Berges - Weit herrlicher als Kirschblüten.
    Ich war ein anderer gewesen.
    Ich war nicht mehr Dorian Hunter, der Dämonenkiller. Meine engsten Freunde hielten mich für tot. Ich hätte ihnen gern eine Nachricht zukommen lassen, doch ich durfte mich nicht zu erkennen geben. Als Erbe des Hermes Trismegistos mußte ich schweigen.
    Nur Coco Zamis kannte meine neue Identität. Der Vexierer des Hermes erlaubte es mir, jede gewünschte Gestalt anzunehmen. Jetzt war ich Richard Steiner, ein Deutscher aus München. Hager, blaß, brandrotes Haar. Dieser Steiner hatte tatsächlich gelebt - vielleicht lebte er immer noch. Coco hatte ihn vor zehn Jahren in München kennengelernt.
    Die Tapetentür wurde beiseitegeschoben. Yoshis Schwester trat in das Gästezimmer. Sie trug einen schwarzen Kimono, der mit weißen Bambusspitzen bedruckt war. Eine hellgrüne Bauchschärpe umgab ihre Hüften. Sie hatte ihre pechschwarzen Haare kunstvoll nach Geisha-Art frisiert.
    „Ich bringe euch Tee", sagte sie leise und verneigte sich. „Fühlen Sie sich wohl im Hause Ihres Freundes, Herr Steiner ?“
    Ich nickte geistesabwesend. Der farbige Holzschnitt hatte mich an etwas erinnert. Und Yoshis Schwester wiederum erinnerte mich an ein japanisches Mädchen, das ich einmal geliebt hatte. Tomoe!
    Der farbige Holzschnitt, ein Winter vor vielen hundert Jahren, der Schwarze Samurai - und Tomoe! Ich wollte nicht unhöflich erscheinen und erwiderte den Gruß des Mädchens. Ich verneigte mich und preßte die Handflächen zusammen.
    „Es ist mir eine Ehre, im Haus deines Vaters wohnen zu dürfen."
    „Cocos Freunde sind auch meine Freunde", sagte Hideyoshi Hojo und betrat das Gästezimmer. Er trug einen luftigen Hausanzug mit weiten Ärmeln, und seine Füße steckten in typisch japanischen Holzsandalen. „Sie haben sich schnell bei uns eingelebt, Steiner. Ihre japanischen Sprachkenntnisse sind beneidenswert."
    Ich zuckte mit den Schultern und gab das Kompliment zurück.
    Sie sprechen Deutsch wie ein waschechter Berliner."
    Yoshi warf Coco einen erheiterten Blick zu. Er wußte längst, daß wir uns liebten. Er war jedoch zu höflich, um ein Wort darüber zu verlieren. Ich war dabei, als er mit Castillo Basajaun telefoniert hatte. Abi Flindt hatte sehr empfindlich reagiert, als er von Cocos „neuem" Verhältnis erfahren hatte.
    „Ich will euch nicht stören", sagte Yoshi verbindlich, „aber ich nehme an, ihr interessiert euch für die neuesten Nachrichten. Während der vergangenen Nacht kam es in Tokio zu erschreckenden Vorfällen."
    „Ja?" sagte ich neugierig.
    „Ihr erinnert euch an die Meldung vom Anschlag auf die Teimo-Brücke.“
    Ich nickte.
    „Nun", fuhr Yoshi fort, „inzwischen haben sie herausgefunden, daß Freaks für den Anschlag verantwortlich waren. Sie haben die Leichen aus dem brennenden Transporter untersucht. Jetzt steht fest, daß der Anschlag von Mißgestalteten durchgeführt wurde."
    Yoshi führte uns in das Wohnzimmer seiner Eltern. Der Boden war mit Bastmatten bedeckt. An den breiten Fensterfronten standen Blumenschälchen. Yoshis Mutter war eine Meisterin des Ikebana, der „Kunst der lebenden Blumen".
    „Später fand die Polizei einen verlassenen Pkw im Wald von Teimo", erklärte Yoshi. „Man stellte fest, daß er einem jungen Angestellten aus Kamakura gehört, der mit seiner Verlobten nach Tokio unterwegs war."
    „Haben die

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