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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Fragewörter entsprechen nicht immer denjenigen, die im Deutschen üblicherweise stehen. In dem Satz
    ayna mā kunta ta d ʿ ūhu min ṣ in ā ʿ atika ayyuhā s-sāriq
    Wo ist deine Handwerkskunst, ehrenwerter Dieb, mit der du immer prahlst?
    würde man im Deutschen wohl eher «W as ist mit deiner Handwerkskunst …» erwarten. Da die wörtliche Übersetzung anschaulicher ist und nicht zu Missverständnissen führt, habe ich mich für diese entschieden.
    Es bleiben noch diejenigen Fragesätze zu erläutern, die in Form einer rhetorischen Frage («Doch was war das?», «Und was sah er da?») eine überraschende Wendung in der Erzählung vorbereiten.
    fa-ltafata fa-i ḏ ā huwa bi-l- ǧ ariyati l-m a ʿ lūmati ḫ alfa ḥ a ǧ arin ʿ aryāna
    Er wandte sich um – und was sah er da? Dasselbe Mädchen kam hinter einem Stein hervor, und wieder war sie splitternackt.
    An diesen Stellen steht im Original kein Fragesatz, sondern die Überraschungspartikel i ḏ ā bi-. Sie entspricht semantisch der hebräischen Partikel hinneh; «siehe», die schon im Bibelhebräischen zur Erzeugung von Aufmerksamkeit eingesetzt wird. Wie in dem oben stehenden Beispiel macht der Text oft deutlich, wer von der Überraschung betroffen ist, also welche Figur der Erzählung plötzlich etwas wahrnimmt. In solchen Fällen habe ich den Fragesatz gewählt: «W as sah er da?» In anderen Fällen ist die Überraschung beim Leser mindestens gleich groß wie bei den handelnden Figuren. An solchen Stellen habe ich die Überraschungspartikel mit «siehe da!» übersetzt.
    fa-šaddū wi ṯ āqahū wa-atū bihī ilā l-madīnati wa-ad ḫ alūhū ʿ alā l-maliki wa-i ḏ ā bihā Mārīya Bint ʿ Abdalmasī ḥ
    Sie legten ihn daraufhin in Fesseln, brachten ihn in die Stadt und führten ihn vor ihren König. Und siehe da! Der König war kein anderer als Maria, die Tochter des Abdalmas î h.
    Redeeinleitung
    Dialoge sind die beherrschende Redeform in Hundertundeine Nacht , und sie sind sehr lebendig gestaltet. Dennoch ist in allen Dialogen ein für die arabische Literatur typisches Phänomen festzustellen: Die direkte Rede wird stereotyp mit «er sagte» – «sie sagte» – «er sagte» eingeleitet, unabhängig davon, ob der oder die Redende «sagt», «fragt», «antwortet», «erklärt», «zustimmt» oder «widerspricht», ob er oder sie «redet», «ruft» oder gar «brüllt». Man könnte nun, ähnlich wie beim Problem der Fragezeichen, die Redeeinleitung schlicht durch deutsche Anführungszeichen wiedergeben.
    Ich habe mich jedoch für eine Wiedergabe in Worten entschieden und mir darüber hinaus die Freiheit genommen, überall dort, wo der Bedeutungsgehalt der Erzählung eine solche Spezifizierung erzwang oder auch nur nahelegte, statt des monotonen «sagte» eine der oben genannten Alternativen einzusetzen. Es heißt also nicht wie im Original:
    Sie sagte: «Du schändlicher Lump!»
    sondern:
    «Du schändlicher Lump!», herrschte sie ihn an.
    Reduzierte Ausdrucksweise
    Der herbe Charme von Hundertundeine Nacht besteht gerade darin, dass der arabische Text kurz und bündig formuliert ist und alles Ausschweifende, das nicht unbedingt zum Verständnis notwendig scheint, ausspart. Da das Zielpublikum der Originalhandschrift andere Voraussetzungen mitbrachte als wir heutigen Leser des Westens, entstehen Verständnislücken. Ich habe diese Lücken in der Übersetzung nur dort geschlossen, wo sie so groß waren, dass gravierende Trugschlüsse drohten. An den meisten solcher Stellen genügte bereits ein einziges Wort, um die Lücke zu überbrücken. Das ist meistens das logische Subjekt eines Satzes. Wie in der arabischen Literatur üblich, unterschlägt Hundertundeine Nacht gern das Subjekt des Satzes und operiert stattdessen mit Pronomina. Passagenweise lesen wir nur «er» – «er» – «er» – «sie» – «er» usw., auch wo es sich um verschiedene Protagonisten handelt, die häufig wechseln. Eine solchermaßen reduzierte Sprache behindert die Verständlichkeit beim Lesen und Hören. Hier habe ich von Zeit zu Zeit das logische Subjekt wieder eingesetzt.
    Original:
    Er grüßte, ebenso tat ich es. Er grüßte wieder, doch konnte ich von seinem Gruß kein Wort verstehen.
    Übersetzung:
    Der Kammerherr grüßte, ich tat es ihm gleich. Der König grüßte wieder, doch konnte ich von seinem Gruß kein Wort verstehen.
    Der einzige größere Eingriff in den Text betrifft eine Passage im Prolog: Der hübsche junge Mann aus Choras â n soll,

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