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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daher gleichsam von selbst. Einige Beispiele aus Hundertundeine Nacht :
    ḥ adīdun «Eisen» – šadīdun «hart» (morphologisches Muster: f a ʿ īlun )
    n a ʿ lun «Schuhriemen» – namlun «Ameise» (morphologisches Muster: f a ʿ lun )
    sa ḥ ūqun «hochaufgeschossen» – la ḥ ūqun «Schössling» (morphologisches Muster: fa ʿ ūlun )
    h ā ʾ ilun «furchterregend» – s ā ʾ ilun «überfließend» (morphologisches Muster: f ā ʿ ilun )
    tilālun «Hügel» – rimālun «Sanddünen» – ǧ ibālun «Berge» (morphologisches Muster: f i ʿ ālun )
    Diese Reime lassen sich im Deutschen nicht annähernd mit derselben Leichtigkeit nachahmen. Die Reimprosapassagen in Hundertundeine Nacht wurden daher im Deutschen nicht zwanghaft gereimt, sondern nur leicht rhythmisiert. Einzige Ausnahme sind zwei Reimprosaverse, die auch im Arabischen hervorstechen, sind sie doch ähnlich den eingeschalteten Versen in deutschen Märchen («O Fallada, da du hangest / O Jungfer Königin, da du gangest … ») eine markante Unterbrechung der direkten Rede. Hier muss die Verwendung der Reimprosa im Arabischen als besondere Markierung gelten und darf daher auch im Deutschen auffallen («Bei meinem Vater bin ich nicht geblieben, / Und von dem Königssohn ward ich vertrieben!»).
    Für die überwiegende Textmenge an Erzählprosa wurde im Deutschen, entsprechend dem arabischen Original, eine eingängige Erzählsprache mit möglichst kurzen Sätzen gewählt. Wo das Arabische, was es gern tut, dasselbe mit anderen Worten noch einmal sagt, habe ich stets darauf geachtet, dies im Deutschen auch zu tun. Denn was im Deutschen als Redundanz aufgefasst werden könnte, ist im Arabischen in der Regel eine rhetorische Figur und somit textkonstitutiv. Manchmal handelt es sich dabei um einfache Synonymreihungen, oft aber auch um das schon aus dem Bibelhebräischen bekannte Stilmittel Parallelismus membrorum:
    Ihr Vater aber war mittellos; er besaß keinerlei Vermögen.
    … fand er, dass sie Jungfrau und noch unberührt war.
    … um den anderen Ritter zu erschrecken und ihm Angst einzujagen.
    Formelhaftigkeit
    In Hundertundeine Nacht begegnen wir formelhaften Passagen insbesondere bei Beschreibungen von Natur, Tageszeiten, schönen Männern und Frauen, Rittern mit ihrer Ausrüstung, Schlössern und Palästen. So erscheint beispielsweise, sobald ein Schloss in Sichtweite kommt, im Text die Reimprosaformel
    Die Amalekiter und byzantinischen Heerführer hatten es errichtet,
    die nichts zum Handlungsverlauf beiträgt, ja nicht einmal inhaltlich irgendeinen Sinn ergibt, da weder «Amalekiter» noch «byzantinische Heerführer» im Blickfeld der Erzählung stehen. Die Formel trifft lediglich eine Aussage über die beeindruckende Größe und das hohe Alter einer Burganlage. Ebenso vergleicht unser Text gern Ritter formelhaft mit «furchterregenden Bergen oder dem wogenden Meer», hübsche Mädchen mit einer «ungezähmten Gazelle, die frei weidend sich an frischem Grase gütlich tut» etc.
    Von besonderem Interesse ist die «Happy-End-Formel», mit der, nach geglücktem Ausgang der Abenteuer, jede Geschichte aus Hundertundeine Nacht schließt.
    fa-baqiya (m a ʿ ahā/m a ʿ ahū) fī aklin haniyy / wa-šurbin rawiyy / ḥ attā atāhū (atāhumu) l-yaqīn.
    Wörtlich:
    Und er blieb (mit ihr/mit ihm) bei köstlichem Essen / Und reichlichem Trinken, / Bis das sichere (Ende) zu ihm (ihnen) kam.
    Diese Schlussformel ins Deutsche zu übertragen empfand ich als besondere Herausforderung, allein schon weil sie regelmäßig wiederkehrt und so etwas wie eine Erkennungsmelodie von Hundertundeine Nacht darstellt, die den Text auch vor seiner großen Schwester auszeichnet: In Tausendundeine Nacht gibt es eine solche Formel nämlich nicht. Das Problematische bei der Übersetzung war nun vor allem, die richtigen Adjektive zu finden. Fröhlichkeit und Lebensfreude bilden die Grundstimmung von Hundertundeine Nacht , auf die in der «Happy-End-Formel» jede Geschichte hinausläuft. Daher habe ich mir die Freiheit genommen, dieses positive Lebensgefühl durch das Adjektiv «vergnügt» in die Übersetzung einfließen zu lassen. «Reichliches Trinken» meint, sich satt zu trinken.
    Die relativische Verschränkung und andere syntaktische Fallstricke
    Im Arabischen sind Nebensätze selten. Das Arabische bevorzugt die Parataxe, also die Beiordnung gleichrangiger Hauptsätze. Die modale Funktion erfüllen meist die Relativsätze, die in ihrer ganzen

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