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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beim Namen Sulaymān – der arabischen Namensform für Salomon – sofort an den geläufigen und in der klassischen arabisch-islamischen Bildungsliteratur häufig vorkommenden biblischen König Salomon dachte und den Namen dann fälschlich dahin gehend ergänzte. Erschwerend kommt hinzu, dass das Schriftbild des Namens «König David» ( داود الملك ) mit dem des Namens ʿ Abd al-Malik (( عبد الملك leicht zu verwechseln ist. So d ürfte der Irrtum zustande gekommen sein. Da nun aber schon Salomon im Text stand, wurde er auch gleich mit den üblichen biblischen bzw. koranischen Weisheitseigenschaften ausgestattet. Dieser Fehler wurde in der Übersetzung korrigiert.
    Übersetzung:
    ~ DieLeutebehaupten,oKönig,fuhrsiefortzuerzählen,~ dassSuleiman,der Sohn des Kalifen Abdalmalik, schon im Alter von sieben Jahren WeisheitssprücheundGedichteverfassteundjedeerdenklicheWeisheitverkündete.
    Korrekturen sind außerdem überall dort ausgeführt worden, wo eindeutig ein klar bestimmbares Wort in der Handschrift fehlt, fälschlich hineingeraten ist oder ein Wort bis zur Unkenntlichkeit verschrieben wurde, was relativ häufig vorkommt.
    In Einzelfällen jedoch wurden Fehler in der Handschrift unmittelbar ins Deutsche übertragen. So verhält es sich beispielsweise, wenn sich die handelnden Figuren in der Geschichte vom König und seinen drei Söhnen plötzlich im falschen Schloss wiederfinden, wodurch sich eine scheinbar unlogische Auflösung der Geschichte ergibt, oder wenn ein Held auf ein Pferd steigt, auf dem er dem Text nach eigentlich schon sitzt, oder gar auf eines, das im Verlauf der Geschichte bereits getötet wurde – die Leserin und der Leser mag darüber vielleicht schon bei der Lektüre gestolpert sein. Solche Passagen sind, obwohl sie logische Fehler enthalten, nicht korrigiert worden, da der dafür notwendige Eingriff in den Text mir zu schwerwiegend erschien. Ich wäre ja sonst gezwungen gewesen, zu erklären, wie der Held so schnell zu einem neuen Pferd gekommen, was mit dem toten Pferd geschehen ist oder in welchem Schloss die Helden am Ende herauskommen! Darüber hinaus könnte sich durch den Fehler eine – wenn auch inkohärente – neue Texttradition ergeben haben, an die selbstverständlich nicht gerührt werden darf.
    Zur Übersetzungstechnik
    In insgesamt sieben Durchgängen durch den Gesamttext habe ich versucht, mich an eine taugliche deutsche Fassung von Hundertundeine Nacht heranzutasten. Am Anfang stand die Textkritik. Denn unser Original, die Handschrift des Aga Khan Museum, ist ja noch nicht in einer Druckfassung oder Edition lesbar. Vor dem eigentlichen Geschäft der Übersetzung waren also die wichtigsten textkritischen Fragen zu klären: Wo hat die Handschrift Lücken und können diese ergänzt werden? Für welche unleserlichen Textteile muss eine Parallelhandschrift herangezogen werden? Wo lauern sprachliche Klippen und Untiefen? Im ersten Durchgang wurde das Original darum textkritisch und philologisch für die Übersetzung aufbereitet: Der Text wurde gelesen bzw. entziffert, Lücken und Korruptelen durch Vergleiche mit den Parallelhandschriften und Editionen überbrückt und sämtliche Lese- und Verständnisprobleme so weit wie möglich ausgeräumt. Wo die eigenen Recherchen nicht ausreichten, besprach ich mich mit Kollegen und Lehrern. Auf den freien Rückseiten des gebundenen Digitalisats der Handschrift entstand so ein Glossar, das alle Rechercheergebnisse auflistete, in dem aber auch knifflige Stellen schon vorübersetzt und manche spontanen Einfälle für besonders griffige Formulierungen notiert wurden.
    Der zweite Durchgang bestand in der Rohübersetzung, die ich mit zweifarbiger Tinte handschriftlich in ein eigens hierfür gebundenes Blankobuch schrieb. Text und Hervorhebungen erscheinen dabei gleich in separaten Farben, um die Anmutung des Originals zu wahren. Bei der Rohübersetzung habe ich insbesondere auf die spezifische «Stimmung» des Originals geachtet: Gestalt und Struktur, Inhalt und Wortsinn, Sprache und Stil, Klang und Rhythmus, die historische Tiefe oder «Geschichtlichkeit», die beabsichtigte und tatsächliche Wirkung auf die Leser und Hörer, intertextuelle Bezüge zur Literatur der Entstehungszeit und die Kraft, bis in die Gegenwart hinein auszustrahlen – alle diese verschiedenen Sinnebenen des Originals wollen erkannt und gewürdigt werden, bevor sie in die Übersetzung einfließen können. Dabei stellen sich Fragen wie: Welche

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