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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wieder,
    Wieder steigt die Sonne auf, nachdem sie sank hernieder.
    Geht dem Menschen etwas Gutes auch einmal verloren –
    Siehe, alles Gute kehrt, nachdem es fort war, wieder.
    Gott hat seinen Ratschluss und wird bald die Sorge wenden.
    Sei geduldig, trau auf Gott und singe deine Lieder!»
    Er berichtet weiter:
    Als er die Stimme dies singen hörte, fand er Ruhe in seiner Seele. Er stand auf, um zu dem Schloss zurückzukehren, von dem aus er aufgebrochen war. Doch verwirrten sich vor ihm die Wege, er schlug den falschen ein und begann herumzuirren wie ein dürstendes Wild in der Wüste. Drei Tage lang wanderte er orientierungslos umher. Am vierten Tag erblickte er ein liebliches Tal, reich an Früchten und Bäumen. Am Ufer des Flusses, der das Tal durchströmte, blickte er sich um und sah einen Pavillon auf marmornen Säulen, umgeben von Wiesen und Gärten. Langsam ging er darauf zu, nachdem er sein Pferd freigelassen hatte, damit es dort grasen konnte. Neben dem Pavillon entdeckte er folgende Inschrift:
    «Ist’s ein Stern, der hier zur Erde fiel, oder ist’s ein Licht?
    Oder eine Perlenkette, die ein Baum sich in die Zweige flicht?
    Als wären dort oben zwischen den Zweigen Saiten gespannt,
    So klingt es, wenn die Nachtigall darin ihre Verse spricht.
    Und ein Glücksglanz wie der weiße Stirnfleck eines Pferds
    Schaut dem duftenden, frohen Frühling ins Gesicht.»
    Als der junge Mann sich schließlich dem Pavillon vollends genähert hatte und hineingetreten war, erblickte er dort ein marmornes Grab und auf dessen Gesims eine umlaufende Inschrift:
    [ Basît ]
    «Der Tod hat mich aus dem Haus der Königsherrschaft gejagt.
    Der Tod hat mich Hochgeehrten hier zu Boden gestreckt.
    O Mensch, der du des Wegs kommst und mein Grab dir besiehst,
    Fürchte dein Schicksal, denn ich habe mein Schicksal geschmeckt.»
    Am Kopfende des Grabes aber war eine Tafel aus Marmor, in die die folgenden Verse eingraviert waren:
    «W ie schön waren deine Gedanken, als schöne Tage erschienen,
    Da hattest du keine Angst vor des Schicksals böser Gefahr.
    Die Nächte erschienen dir friedlich, du ließest dich täuschen.
    Doch in der klarsten Nacht erscheint der schrecklichste Mahr.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad, und sie verstummte. Der König erhob sich, gerührt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die elfte Nacht

    So spricht Faharâyis, der Philosoph:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief Danisad: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!»
    ~ Einverstanden, mein Gebieter, erwiderte sie. ~ Und so geht die Geschichte weiter:
    Als der Königssohn die Verse gelesen hatte, musste er wieder an seine Familie denken. Er trat aus dem Pavillon, um sein Pferd zu holen. Doch es war spurlos verschwunden. « Es gibt keine Kraft und keine Stärke außer bei Gott, dem Erhabenen und Mächtigen!», seufzte er , während sich seine Züge veränderten. Er machte sich auf und wanderte das Flusstal entlang, auf der Suche nach etwas Essbarem. Wie er sich gerade so umschaute, bemerkte er eine große Herde Ziegen und Schafe und einen Hirten dabei, der sie hütete.
    Er ging auf den Hirten zu und grüßte ihn.
    «W er bist du?», fragte ihn der Hirte.
    «Ich bin ein fremder Mann», antwortete er.
    «Hat dir denn keiner gesagt, dass es verboten ist, dieses Tal zu betreten?», fragte der Hirte.
    «W er ist denn der Herr dieses Tals? Wie lautet sein Name?», fragte er zurück .
    Da sagte jener: «Dieses Tal nennt man das Tal der Dschinnen. Ein Ifrit namens Sariân bewohnt es. Er ist verrückt nach schönen Menschenmädchen, die er aus den Palästen ihrer Väter entführt. Sein Blick hat noch keinen Menschen getroffen, den er nicht auf der Stelle getötet hätte. Erst vor einigen Tagen hat er wieder ein Mädchen geraubt . Sie heißt Nâ’irat al-Ischrâk und ist die Tochter von Dschidâr al-Iss. Schon neunundneunzig Königstöchter und Töchter hoher Herren hat er auf diese Weise umgebracht!»
    «W ie kommt es, dass du vor diesem Unhold sicher bist?», wollte der Königssohn wissen.
    «Ich bin in seinem Haus und seinem Schloss aufgewachsen», erklärte der Hirte.
    «Darf ich dir helfen, die Ziegen und Schafe zu hüten, und du gibst mir dafür etwas zu essen?», bat ihn der

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