101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)
König», entgegnete er, da ließen sie ihn ein.
Er trat vor den König hin , grüßte ihn und berichtete, was er mit dessen Tochter erlebt hatte.
Dieser dankte ihm für seine Tat. «Junger Mann», sprach er dann zu ihm , «ich möchte sie dir zur Frau geben.»
«Einverstanden», sagte er, «ich muss nur erst etwas erledigen und komme dann zu dir zurück.»
Der König gab ihm seinen Ring zum Pfand, und er trollte sich zu seinen Brüdern. Den Rest der Nacht hielt er bei den beiden Wache. Keiner von ihnen hatte bemerkt, was ihm widerfahren war.
Am nächsten Morgen stiegen sie alle wieder auf ihre Reittiere und durchquerten das Land, bis sich die Nacht auf sie herabsenkte. Dann legten sich der älteste und der mittlere Bruder schlafen. Nun war es an dem jüngsten, zu wachen, da sah dieser plötzlich in der Ferne ein Licht leuchten. Er ging darauf zu, und als er es erreicht hatte, fand er dort eine Höhle, in deren Innerem ein Feuer brannte. Rund um das Feuer hockten neunundneunzig Männer.
An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
Die neunundvierzigste Nacht
Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
DariefihreSchwesterDanisadihrzu:~Ach,meineSchwester!Ach,Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
Der junge Mann betrat die Höhle und mischte sich unter die Männer. Und was sah er da? Es waren Räuber! Sie stellten Essen vor sich, und ihr Hauptmann teilte es gemäß ihrer Anzahl in Portionen auf. Jeder von ihnen nahm sich eine Portion. Für den Räuberhauptmann aber blieb keine Portion mehr übrig. «Freunde», stellte der Hauptmann fest , «mir scheint, da ist einer zu viel bei euch.»
Sie zählten die Essensportionen durch. Es waren neunundneunzig Portionen.
«Hoch damit!», befahl ihnen der Hauptmann.
Jeder hob seine Essensportion hoch, und nun war der junge Mann ohne Portion geblieben.
«Habe ich euch nicht gesagt, dass unter euch einer zu viel ist?», wiederholte der Räuberhauptmann.
Da griffen sie alle zu ihren Schwertern, standen auf und machten sich daran, den überzähligen Mann zu suchen.
«Bleibt, wo ihr seid!», rief da der Königssohn ihnen zu . «Ich bin es, der sich zu euch gesellt hat. Ich bin einer der allergrößten Räuber!»
Sie freuten sich über ihn und luden ihn ein, sich zu ihnen zu setzen und ihr Mahl zu teilen. «Junger Mann», sagten sie dann zu ihm, «wir wollen heute Nacht den Königspalast ausrauben.» Damit meinten sie ebenden König, dessen Tochter sein mittlerer Bruder heiraten wollte.
«Ich kann den Leuten zeigen, wie sie in den Palast hineinkommen», schlug der junge Mann ihnen vor .
Sie schlichen sich also zum Palast und brachen ein Loch in die Mauer. Als das Loch groß genug war, kroch der Königssohn als Erster in den Palast. «Jetzt kommt herein», sagte er zu seinen Komplizen, «aber einer nach dem anderen!»
So krochen sie einer nach dem anderen hinein , und er schlug einem jeden den Kopf ab, so lange, bis kein Einziger von ihnen mehr übrig war. Dann trat er selbst wieder an das Loch, stieg hinaus und verschloss es. Daraufhin begab er sich zurück zu seinen Brüdern – all das geschah noch in derselben Nacht – und hielt Wache bis zum Morgen. Als der Morgen dämmerte , stiegen sie wieder auf ihre Reittiere und ritten in die Stadt. Sie fanden die Stadttore verschlossen. Drinnen aber brandeten die Menschen wie Wellen tosend gegeneinander.
Sie erkundigten sich, was geschehen sei, und man gab ihnen folgende Auskunft : «Der König hat in der Stadt ausrufen lassen, wer immer ihm erklären könne, was in seinem Palast vorgefallen sei, dem solle sein halbes Königreich gehören.»
«W ir werden dem König erzählen, was in seinem Palast passiert ist», sagten die drei.
Und schon befahl der König, dass sie zu ihm vorgelassen würden.
Nachdem sie eingetreten waren, grüßten sie ihn höflich.
«W er seid ihr?», sprach der König sie an.
«W ir sind die Söhne von König Soundso», antworteten sie.
Dann trat einer von ihnen nach vorne. «Mir ist das und das passiert», berichtete er und warf den Löwenkopf vor sich auf die Erde.
«Mir ist es so und so
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