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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auftat. Da sich die Nacht schon über ihn senken wollte, ritt er darauf zu, um sich schlafen zu legen. Sowie er sich der Höhle genähert hatte , stieg er vom Pferd, breitete seine Kleider am Boden aus, legte sich darauf und schlief ein. Er erwachte nicht eher, als bis ein Löwe über ihm kauerte und ihn auffraß.
    Zu Hause warteten seine Söhne die Frist ab, zu der ihnen ihr Vater seine Rückkehr versprochen hatte. Doch er kam nicht wieder. Da berieten sie sich miteinander.
    «Meine lieben Brüder», sagte der älteste, «wir haben ja nun keine Kunde mehr von unserem Vater. Darum setzt irgendjemanden als Stellvertreter über die Stadt ein und lasst uns ins Land der Perser ziehen, um ihn zu suchen.»
    Sie setzten jemanden ein , der die Stadt regieren sollte, dann zogen die drei Brüder auf ihren Pferden hinaus. Sie durchquerten das Land in seiner Weite und Breite, und als die Nacht hereinbrach, waren sie gerade bis in die Nähe der Höhle gelangt, in der der Löwe ihren Vater gefressen hatte. Sie stiegen von ihren Tieren ab und sagten zueinander: «W er hält heute Nacht Wache?» Schließlich warfen sie das Los, und es fiel auf den ältesten von ihnen.
    Nachdem seine Brüder eingeschlafen waren, legte dieser seine Hand fest um das Heft seines Schwerts und machte sich auf, um die Höhle zu erkunden. Da näherte sich der Löwe, der wie ein furchterregender Berg aussah. Als der Königssohn den Löwen sah , stürzte der schon auf ihn zu, da er eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben glaubte. Doch der junge Mann suchte Deckung, ging dann mit einem Krummdolch auf den Löwen los und köpfte ihn, wie man ein Schreibrohr kappt.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die achtundvierzigste Nacht

    Er spricht:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Nachdem der junge Mann den Löwen getötet hatte, nahm er dessen Kopf und packte ihn in seine Tasche. Den Rest des Löwenleibs schleppte er aus der Höhle und warf ihn weit hinaus. Dann setzte er sich wieder zu seinen Brüdern, um diese bis zum Morgen zu bewachen. Von dem, was geschehen war, hatte keiner der beiden anderen Brüder etwas bemerkt.
    Als der Morgen graute , setzten sie sich wieder auf ihre Reittiere und durchquerten das Land in seiner Weite und Breite bis zum Einbruch der Nacht. Dann ließen sie sich nieder, und zwei von ihnen legten sich schlafen. Diesmal hielt der mittlere Bruder Nachtwache. Während er so dasaß, sah er auf einmal in derFerne ein Feuer flackern. Er ging darauf zu und bemerkte, dass es sich um eine gewaltige Höhle handelte, in deren Innerem eine Kerze brannte. Vor der Kerze saß ein Mädchen. Sie glich dem leuchtenden Vollmond oder dem zunehmenden Mond, wenn er sich rundet.
    Das Mädchen saß in der Höhle, auf ihrem Schoß aber ruhte das Haupt eines Schwarzen, der wie ein hoch aufgeschossener Palmstamm war. Das Mädchen weinte. Geräuschlos wie eine Natter schlich sich der junge Mann an sie heran, stürzte sich auf den Schwarzen und versetzte ihm einen Hieb, mit dem er ihn köpfte, wie man ein Schreibrohr kappt.
    «W er bist du, durch dessen Hand mich Gott vor diesem grausamen Feind gerettet hat?», sprach das Mädchen ihn da an. «Bist du ein Dschinn oder ein Mensch?»
    «Und wer bist du, mein Mädchen?», fragte er zurück .
    «Ich heiße Dhabyat al-Kusûr, ‹die Antilope der Paläste›», sagte sie. «Ich bin eine Königstochter. Mein Vater ist der Herrscher des Blütenlandes.»
    «W o hat er seine Residenz?», fragte er weiter.
    «Hinter diesem Hügel», gab sie Auskunft und fuhr fort: «Es war nämlich so: Ich war mit einer Gruppe Mädchen auf einem Ausflug, da hat mich dieser Recke gefangen und hierher entführt.»
    Der junge Mann hob sie hoch, nahm sie mit und ritt mit ihr geradewegs zum Schloss ihres Vaters. Er klopfte ans Schlosstor, und die Torwächter kamen zu ihm heraus. «W er bist du, der in der Dunkelheit der Nacht an des Königs Pforte pocht?», sprachen sie ihn an.
    «Ich habe einen wichtigen Rat für den

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