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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich über ihn gesenkt hatte, sprach er zu ihm: «Deine Sterne haben mir etwas gezeigt. Und das bedeutet, dass ich dir diesen Rat erteilen muss: Du darfst von jetzt an sieben Tage lang nicht sprechen.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die neunundfünfzigste Nacht

    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Als der Junge ihn das sagen hörte, fiel ihm vor Schreck alles aus der Hand. «W as meinst du, dass ich jetzt tun soll?», fragte er Sindbad.
    «Ich habe deinem Vater versprochen, dich morgen früh zu ihm zu führen», sagte Sindbad. «Und diesem Versprechen kann ich nicht zuwiderhandeln.»
    Am nächsten Morgen, als vom Tag zwei Stunden vergangen waren, trat der Junge zu seinem Vater herein, der von alledem nichts wusste. Sein Vater setzte ihn neben sich und sprach ihn an. Er aber redete nicht. Der Vater begann ihn sein Wissen abzufragen – sein Sohn gab ihm keine Antwort. Nun ließ er Sindbad herbeiholen, doch der war nicht zu finden.
    Da sprach der König zu seinen Hofleuten: «W as meint ihr zu diesem Jungen?»
    «W ir meinen», sagten sie, «dass Sindbad ihn wohl unterrichten wollte, er aber nichts gelernt hat, und Sindbad darum mittels eines Medikaments seine Zunge gelähmt hat, sodass er stumm geworden ist.»
    Darüber war der König bekümmert. Es war ihm unerträglich, ja, es wollte ihn schier zerreißen.
    Das sah ein Mädchen, eine seiner Konkubinen , die der König liebte. Sie war von strahlender Schönheit. «Lass mich mit ihm allein», schlug sie ihm vor. «V ielleicht erzählt er mir ja, was mit ihm los ist. Mir hat er immer vertraut.»
    «Gut», sagte der König , «nimm ihn mit.»
    Und sie nahm das Kind und ging mit ihm in ihr Haus. Dort sprach sie ihn an. Er aber weigerte sich zu reden. «Du bist dumm und weißt nichts», stellte sie fest. «Aber warte, ich werde dir einen Vorschlag machen, dem du nicht widerstehen kannst. Dein Vater», sagte sie dann , «ist in die Jahre gekommen, und seine Knochen sind spröde geworden. Hättest du nicht Lust darauf, ihn zu töten mittels einer List, die ich dir zeigen könnte? Dann würdest du selbst König werden, und ich wäre deine Frau!»
    Als der Königssohn ihre Rede gehört hatte , geriet er in einen so heftigen Zorn, dass er den Rat seines Lehrers vergaß. «Bei Gott!», empörte er sich. «Hättest du mir das vorgeschlagen und ich wäre tatsächlich dumm und unwissend, ich hätte es schon so auf keinen Fall getan. Um wie viel weniger kann ich dir folgen, wo Gott mich mit Wissen beschenkt hat, das ich zuvor nicht hatte? Nun habe ich, obgleich ich sieben Tage lang nicht sprechen darf, gesprochen, und du kennst die Antwort auf dein Ansinnen!»
    Als das Mädchen ihn das sagen hörte , wusste sie, dass sie in eine tödliche Falle geraten war, und begann sogleich, Listen und Tücken und Ränke zu schmieden. Sie stieß einen Schrei aus, zerkratzte sich das Gesicht und zerriss ihre Kleider.
    Als der König das hörte , sprang er auf und eilte zu ihr. «W as ist los mit dir?», fragte er.
    «Duhastdochbehauptet,dassderhiernichtspricht»,schimpftesie.«Erhatversucht,michzuverführen,ichaberhabemichihmverweigert.DahatermirmeinGesichtzerkratztundmeineKleiderzerrissenundwolltemichumbringen.»
    Als der König das hörte, erteilte er den Befehl, seinen Sohn zu töten. Der Vorfall machte ihn so wütend, dass er die Liebe zu seinem Kind vergaß.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad, und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die sechzigste Nacht

    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Der König erteilte also den Befehl, seinen Sohn zu töten.
    Nun hatte der König sieben Wesire. Jeder einzelne von ihnen zählte zu den Leuten von Verstand und Bildung, besaß Urteilskraft, Menschenkenntnis und Erfahrung.
    «W enn wir es zulassen, dass der König seinen Sohn tötet», sprachen die Wesire untereinander, «so wird er es ganz sicher hernach bereuen. Dann wird er auf uns zurückkommen und uns vorhalten: ‹Ihr habt es zugelassen, dass ich meinen Sohn getötet habe!› Auf diese Weise werden wir in seinem Ansehen sinken, und der hohe Rang, den wir bei

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