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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geldes, und nicht einmal diesen einen Dirham war er bereit, zurückzulassen. Ich werde den König dazu bringen, dass er das ganze Geld von ihm zurückfordert.› Und sie berichtete alles dem König und verleitete ihn dazu, dass er das Geld zurückhaben wollte.
    Als nun der Fischer wieder vor dem König stand, sagte der König zu ihm: ‹W ohltätigkeit ist bei dir wohl fehl am Platz. Dir ist eine einzelne von den vielen Münzen heruntergefallen, während du noch in unserem Palast warst, und du hast sie aufgehoben, anstatt sie liegen zu lassen!› – ‹Gott möge des Königs Macht mehren!›, entgegnete der Fischer . ‹Ich habe auf den Münzen den edlen Namen deiner Majestät gelesen. Nur deshalb habe ich den Dirham aufgehoben, damit ihn niemand mit Füßen trete.› Da ließ der König über dem Stadttor die Inschrift anbringen: ‹Hört auf damit, euren Frauen zu gehorchen!›
    Über die Tücke und Verschlagenheit der Weiber ist mir außerdem die folgende Geschichte zu Ohren gekommen , die ich dir jetzt erzähle, o König:
    [Die Elefantenfigur]
    Die Leute behaupten, dass es einmal einen Bauern gab, der Ackerbau betrieb. Eines Tages arbeitete der Bauer auf seinem Feld. Seine Frau bereitete unterdessen ein Essen und ein gebratenes Hühnchen zu, tat es in einen Korb und trug es zu ihrem Mann. Unterwegs überfielen sie die Räuber. Sie ergriffen sie und schleppten sie in ihre Räuberhöhle, wo sie sich einer nach dem anderen über sie hermachten. Einer der Räuber nahm die Eier aus dem Korb, formte einen kleinen Elefanten daraus und legte diesen zurück an seinen Platz. Die Räuber hörten nicht eher auf, sie zu beschlafen, als bis jeder sie einmal genommen hatte, bis zum letzten Mann. Dann ließen sie sie wieder laufen. Die Frau nahm den Korb, ohne zu wissen, was sie darin angestellt hatten, und ging weiter zu ihrem Mann. ‹W as führt dich denn hierher?›, fragte ihr Mann verwundert, und sie stellte den Korb vor ihm ab. Er deckte den Korb auf und fand die Elefantenfigur aus Ei. Die nahm er aus dem Korb und sagte zu ihr: ‹W ehe dir! Was soll das?› Als die Frau den Elefanten sah, wusste sie sofort, dass er das Werk der Räuber sein musste. Listig und verschlagen, wie sie war, antwortete sie ihm: ‹Ich hatte einen Traum und habe geträumt, dass mich ein Elefant bestiegen hat. Den Traum habe ich dem Traumdeuter erzählt, und er hat mir empfohlen, ich sollte einen Elefanten aus Ei für dich formen und ihn dir zu essen geben.› Dafür bedankte sich ihr Mann bei ihr. Er glaubte ja, dass sie die Wahrheit spräche.
    Diese Geschichte habe ich dir nur deshalb erzählt, o König, damit du weißt, dass die Tücke der Weiber ungeheuerlich ist.»
    Als der König das hörte , befahl er, dass sein Sohn nicht getötet würde.
    Am siebten Tag sprach das Mädchen zu sich selbst: «W enn ich ihn heute nicht zu Tode bringe, so wird er morgen reden, und dann werde ich sterben. Besser, ich bringe mich selbst um, ehe er spricht.» Mit diesen Gedanken begab sie sich zu ihrer Garderobe, wo Schmuck und Kleider lagerten, und spendete alles den Armen und Bedürftigen als Almosen. Dann ließ sie sich eine Menge Brennholz bringen, schichtete es auf, setzte sich darauf und befahl, dass der Scheiterhaufen angezündet werden sollte.
    Als der König davon hörte , sagte er: «Haltet sie auf, bevor es zu spät ist!», und erteilte den Befehl, seinen Sohn zu töten.
    Da kam der siebte Wesir, befahl, dass der Sohn zurückgehalten würde, und trat vor den König. «Majestät!», sagte er. «W illst du deinen Sohn töten wegen eines Mädchens, von dem du noch nicht einmal weißt, ob sie die Wahrheit spricht oder lügt? Kein vernünftiger Mann tut doch das, was die Frauen von ihm verlangen!
    [Die drei Wünsche]
    Die Leute behaupten, dass es einmal einen Mann gab, der einen Dschinn zum Gesellen hatte. Wünschte er sich irgendetwas, so brauchte er den Wunsch nur seinem Dschinn mitzuteilen. Eines Tages sagte sein Geselle zu ihm: ‹Ich muss nun von dir gehen. Aber ich bringe dir zuvor noch drei Gebete bei. Richtest du diese an Gott und wünschst dir dabei etwas, so wird Er es dir erfüllen.› Und er lehrte ihn die drei Gebete. Bekümmert ging der Mann zu seiner Frau. ‹W as ist los?›, erkundigte sie sich, und er sagte: ‹Das und das ist passiert, und er hat mir drei Gebete beigebracht.› – ‹Aber das ist doch gut!›, sagte seine Frau.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich,

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