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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bis zum Ende, nämlich wie ihr Ehemann sie grundlos geschlagen hatte.
    ‹Da hat euch jemand übel mitgespielt›, sagte die Alte. ‹W illst du meinem Vorschlag folgen?› – ‹Und was wäre das?›, erkundigte sie sich. ‹Ich kenne einen Mann›, sagte die Alte, ‹der ist so klug, dass ich in meinem ganzen Leben noch keinen klügeren kennengelernt habe. Hast du Lust, mit mir zu ihm zu gehen? Vielleicht kennt er ein Mittel, um wieder Frieden zu stiften zwischen dir und deinem Mann.› – ‹Einverstanden›, sagte sie. Und das Mädchen stand auf, kleidete sich an und ging mit ihr aus dem Haus. Sie aber führte sie direkt zu dem Mann, der ihrem Ehemann den Mantel abgekauft und ihn danach der Alten ausgehändigt hatte.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die neunundsechzigste Nacht

    ~ Einverstanden, sagte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    «Sobald sie zu ihm ins Haus getreten war, fiel er über sie her. Sie aber wagte vor Scham nicht zu schreien und schwieg still, bis er seine Lust befriedigt hatte. Daraufhin sagte er: ‹Ich werde Frieden stiften zwischen euch beiden›, schrieb ein Amulett für sie und übergab es ihr. Sie dankte ihm, stand auf und ging wieder nach Hause.
    ‹Das hast du gut gemacht›, lobte der Mann die Alte, ‹aber du hast dabei Zwietracht gesät zwischen ihr und ihrem Mann.› – ‹Ich werde die beiden wieder miteinander versöhnen›, versprach die Alte und trug ihm auf: ‹Geh zu ihrem Ehemann und stelle dich ihm in den Weg. Wenn er dich nach dem Gewand fragt, das du ihm abgekauft hast, dann sage zu ihm:‚Mir sind drei Brandflecken hineingekommen. Ich habe es einer alten Frau übergeben, damit sie es zu jemandem bringen sollte, der es flicken kann. Was sie damit gemacht hat, weiß ich nicht.‘ In diesem Moment werde ich vor euch beiden auftauchen. Sobald du mich siehst, rufe mich heran und sage dazu: ‚Das ist ja die Alte!‘ Dann lasse ihn mich fragen, und ich werde die Sache für dich erledigen.›
    Der Mann ging also los, bis er zu dem Ehemann der Frau gekommen war, und stellte sich ihm in den Weg. Der fragte ihn nach dem Gewand, und er antwortete genauso , wie es ihm die Alte geraten hatte. Während die beiden sich unterhielten, tauchte plötzlich die Alte auf. ‹Das ist ja die Alte!›, sagte er und rief sie heran. Der Kaufmann fragte nun die Alte nach dem Gewand, und sie entgegnete: ‹Dieser Mann hat mir ein Kleidungsstück gegeben, damit ich es an jemanden weitergeben sollte, der es stopfen kann. Ich bin an einem unbekannten Haus vorbeigekommen, bin hineingegangen, um mich zum Gebet zu waschen, und habe das Gewand dort unter ein Kissen gelegt. Nachdem ich mich gereinigt hatte, habe ich das Gewand versehentlich dort liegen lassen und bin hinausgegangen, und als mir das Kleidungsstück wieder einfiel, hatte ich das Haus schon aus den Augen verloren und konnte mich nicht mehr entsinnen, in welchem Haus ich das Gewand vergessen hatte.›
    Da gab der Mann ihr das Gewand zurück und ging wieder zu seiner Frau, versöhnte sich mit ihr und stellte sie zufrieden, nachdem er ihr die ganze Geschichte erklärt hatte.
    So war das», schloss er seine Erzählung . «Und diese Geschichte habe ich dir nur deshalb erzählt, damit du weißt, dass die Tücke der Weiber ungeheuerlich ist!»
    Als der König das hörte , befahl er, dass sein Sohn nicht getötet würde.
    Am sechsten Tag kam das Mädchen wieder. Diesmal hatte sie Gift bei sich. «Deine bösen Wesire haben dich beredet und beeinflussen dich», beklagte sie sich. «Ich hoffe, dass Gott mir gegen sie beisteht, so wie Er dem Mann gegen den Affen beistand!»
    «Und wie trug sich das zu?», fragte der König zurück.
    Da begann sie zu erzählen:
    [Der Dieb, der Löwe und der Affe]
    «Die Leute behaupten, o König, dass ein Trupp Reisender einmal an einem Dorf vorüberkam und dort abstieg. In dem Dorf gab es Räuber und Diebe. Als nun Wind und Regen aufkam, sagten die Dorfbewohner zu den Reisenden: ‹Packt eure Sachen zusammen und holt eure Tiere zu euch. Und für die Nacht stellt eine Wache ab, damit euch nichts gestohlen wird.›
    Als nun die Nacht angebrochen war , kam ein Löwe und suchte zwischen den Tieren Schutz vor dem Regen und dem Hagel. Alsdann näherte sich ein Dieb und schickte sich an,

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