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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in seinem Hause saß, kam der Bote des Königs zu ihm und berief ihn ab. Der Mann sagte zu dem Hund: ‹Bleib an deinem Platz und passe auf das Kind auf, bis ich zurück bin. Vor allem halte die Tür bewacht, damit niemand zu dir hereinkommt.›
    Während der Hund neben dem kleinen Jungen saß,erschien auf einmal eine schwarze Schlange, glitt auf das Kind zu und wollte es beißen. Der Hund stürzte sich auf die Schlange und riss ihr den Kopf ab. In diesem Moment kam der Mann nach Hause. Der Hund lief ihm entgegen, das Maul voll von der Schlange.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die achtundsechzigste Nacht

    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    «Als der Mann den Hund in dem Zustand sah, glaubte er, dieser hätte seinen Sohn gefressen, und versetzte ihm einen Hieb, mit dem er ihn tötete. Dann trat er ins Haus. Dort fand er seinen Sohn schlafend, und an seinem Kopfende entdeckte er die getötete Schlange. Da schlug er sich ins Gesicht und bereute, doch nützte ihm die Reue nun nichts mehr.
    Genau das befürchte ich in deinem Fall! Wenn du deinen Sohn tötest, so wirst du es hinterher bereuen, doch wird dir deine Reue dann nichts mehr nützen.
    Soll ich dir noch etwas erzählen über die Tücke der Weiber und dass kein Mensch es mit ihrer Verschlagenheit aufnehmen kann? Die Leute erzählen sich nämlich folgende Geschichte:
    [Die Brandflecken]
    Es war einmal ein Mann, der immer, wenn er von einer schönen Frau erfuhr, zu seiner alten Nachbarin ging und ihr davon erzählte. Eines Tages saß er so herum, als er plötzlich ein Mädchen sah. Sie war von strahlender Schönheit und glänzte wie pures Licht. Gleich lief er zu der Alten und erzählte es ihr. Zuvor war er dem Mädchen gefolgt und hatte gesehen, in welches Haus sie eingetreten war. ‹Sie ist die Frau von dem und dem›, stellte die Alte fest, ‹und keiner kann sich Hoffnungen machen, sein Begehren an ihr stillen zu dürfen. Also schlag sie dir aus dem Kopf!› – ‹Es muss aber sein!›, verlangte er und fügte hinzu: ‹ Denke dir eine List aus , um es einzufädeln, dann bekommst du von mir alles, was du willst.› – ‹W enn es unbedingt sein muss›, sagte die Alte, ‹dann geh hinunter zum Markt und kaufe ihrem Ehemann irgendein Kleidungsstück ab.› Zuvor hatte sie ihm den Ehemann genau beschrieben. Der Mann begab sich also zu dem Ehemann der Frau, feilschte mit ihm um den Mantel, den er am Leib trug, kaufte ihm diesen ab und brachte ihn zu der Alten. Sie nahm den Mantel und sengte mit einer Flamme drei Brandlöcher hinein. ‹Bleib hier in diesem Hause sitzen, damit dich keiner sieht›, wies die Alte den Mann an. Dann nahm sie den Mantel, legte ihn zusammen und ging damit zu der Frau, die mit dem Kaufmann verheiratet war. Sie klopfte an die Tür. ‹W er da?›, rief die Frau von innen. ‹Mach auf!›, rief die Alte zurück, und die Frau öffnete ihr die Tür. Die Alte trat ein und grüßte.
    ‹Meine Tochter›, sprach sie zu dem Mädchen , ‹es ist Zeit fürs Gebet, und ich möchte mich bei dir waschen. Bring mir Wasser!› Das Mädchen stand auf, um ihr das Wasser für die Waschung zu bringen. In diesem Moment zog die Alte schnell den Mantel hervor und verbarg ihn unter dem Kissen der Frau in des Kaufmanns Bett. Die Frau merkte nichts davon. Dann wusch die Alte sich zum Gebet und ging wieder fort. Nun kam der Mann vom Markt nach Hause und stieg gleich ins Bett. Da bemerkte er unter dem Kissen eine Wölbung. Er hob das Kissen, um nachzusehen, und was sah er da? Seinen eigenen Mantel, den der Mann ihm abgekauft hatte! Sofort dachte er sich: ‹Dieser Mann muss der Liebhaber meiner Frau sein. Er hat wohl den Mantel bei ihr vergessen.› Und er schlug seine Frau heftig, ohne ihr dazu irgendetwas zu sagen. Dann trat er wieder hinaus und ging zu seinem Laden. Die Frau ging ebenfalls hinaus zu ihrer Familie. Sie war erbost und wusste nicht, weshalb ihr Ehemann sie geschlagen hatte. Bis in die Nacht saß sie bei ihrer Familie,schließlich kehrte sie wieder in ihr Haus zurück.
    Die Alte hörte davon und kam am nächsten Tag abermals zu ihr. Während sie sich zum Gebet wusch, sprach sie sie an: ‹W as ist los mit dir, meine Tochter? Du siehst so verändert aus!› Und diese erzählte ihr die ganze Geschichte

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