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1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

Titel: 1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte er noch Flavio di Mestre den Spaten übergeben.
    Flavio stach wuchtig und tief in den Erdhaufen hinein. Es wirkte so, als wäre er dabei wütend geworden, dann hievte er ihn hoch und schleuderte den Lehm in das Grab.
    »Kann sein, daß Cesare recht hat, aber ich möchte trotzdem nicht sterben.« Er nickte wie zur Bestätigung und wollte den Spaten wieder wegstecken.
    Dazu mußte er sich drehen.
    Und dabei fiel sein Blick auf die Gestalt des Pfarrers. Ebenfalls gegen dessen Gesicht.
    Es hatte sich verändert. Jetzt sah es durch den offenen Mund tatsächlich noch schauriger aus und erinnerte an eine Totenmaske. Es war der Ausdruck des Nichtbegreifens, des Erstaunens, und Strassel wagte auch nicht, sich zu bewegen.
    Etwas passierte in Flavios Rücken.
    Er suchte Cesare.
    Der war nicht mehr da.
    Ein kaltes Gefühl rieselte über seine Haut hinweg. Das Zittern wollte er nicht, konnte es auch nicht vermeiden, und er hörte den leisen Ruf einer Frau.
    Dann wurde ein Name gerufen.
    Hatte er wirklich Jessica verstanden? Und weshalb war es plötzlich so schrecklich still geworden.
    Nicht mal Atemzüge der Trauergäste nahm er wahr.
    Er wollte sich nicht umdrehen. Er wollte auch nichts sehen, aber eine andere Kraft zwang ihn dazu.
    Und so machte er langsam auf der Stelle kehrt, um das zu sehen, was die anderen schon vor ihm entdeckt hatten.
    Die anderen - ja, sie hatten so etwas wie eine Gasse gebildet, die aus schweigenden Menschen bestand. Auch Cesare hatte sich darin eingereiht, denn sie hatten derjenigen Platz schaffen wollen, die gekommen war, um ihrem verstorbenen Mann die letzte Ehre zu erweisen.
    Jessica, wollte er flüstern, aber Flavio war zu entsetzt, um einen Ton hervorzubringen.
    Alles sah so aus wie abgesprochen oder getimt. Die Umgebung hatte sich für Jessica verändert. Es wirkte alles wie perfekt inszeniert, sogar das hastig geschlagene Kreuzzeichen des Pfarrers, als wollte er damit böse Geister abwehren.
    Jessica ließ sich nicht aufhalten. Schritt für Schritt kam sie näher, und das Knirschen unter ihren Sohlen hörte sich an, als wäre sie dabei, Knochen zu zermalmen. Sie kam, und sie hatte alles im Griff. Sie war die Königin auf diesem verdammten Friedhof, eine Herrscherin über die Toten.
    Sie wollte zum Grab. Sie ließ sich nicht aufhalten. Sie war verschmutzt, aber verdammt lebendig, und sie wirkte auch sehr stark, so daß sie niemand von ihrem Tun abhalten konnte. Der Blick ihrer dunklen Augen war einzig und allein auf Flavio di Mestre gerichtet, der ihr den direkten Zugang zum vorderen Grabende versperrte.
    Daß er atmete, bekam er kaum mit. So etwas hatte er noch nie erlebt, und er fühlte sich deshalb wie ein Aussätziger.
    Jessica ließ sich nicht stören. Bewußt bewegte sie ihre handlosen Arme, als wollte sie damit demonstrieren, was ihr so Schlimmes geschehen war.
    Zwei Schritte vor Flavio blieb sie stehen. »Darf ich?« fragte sie mit leiser Stimme.
    »Was denn?«
    »Ich möchte an das Grab!«
    Er nickte. »Ja, das kannst du.« Er ging zur Seite und wäre beinahe noch über die feuchte Grabkante gerutscht und selbst auf den Sarg gefallen. »Du kannst alles.«
    Jessica lächelte nur, als sie vorging. So leise, daß nur er sie verstand, sprach sie ihn an. »Du hättest mich töten sollen, Flavio. Jetzt ist es zu spät.«
    »Was meinst du denn?«
    »Das wirst du schon sehen.«
    Di Mestre bewegte sich sicherheitshalber aus ihrer Reichweite, aber er ging auch nicht zu den anderen hin. Neben dem klein gewordenen Erdhaufen blieb er stehen.
    Der Pfarrer und seine beiden Meßdiener hatten sich zurückgezogen. Das war nicht mehr ihr Spiel, und der alte Geistliche lief wie jemand, der ein schlechtes Gewissen mit sich herumtrug. Geduckt und voller Furcht eilte er davon.
    Jessica blieb vor dem Grab stehen. Die anderen Trauergäste kümmerten sie nicht, sie mußte tun, was sie tun wollte, und so hörten die Menschen aus Pochavio eine Grabrede, wie sie es sich nicht hätten vorstellen können.
    Es war keine Grabrede, es war mehr ein Fluch. Die Ankündigung von Rache.
    »Ich habe dich besucht, Romano, und es ist mir nicht leichtgefallen, das schwöre ich dir. Aber ich wollte auch kommen, denn ich will hier allen zeigen, daß sie nicht einfach tun und lassen können, was sie wollen. Auch du nicht, Romano. Du hattest nicht die Größe, mir zu verzeihen, du hast nur die Bestrafung gewollt, aber du hast mich nicht richtig gekannt. So wie du mir die Bestrafung geschickt hast, so werde ich dir jetzt den

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