1010 - Der Computermensch
Möglichkeit, das winzige Gebilde von knapp einem Zehntausendstel Millimeter Länge in irgendeiner Weise festzustellen.
Die Zelle steuerte geschickt in die Nähe ihres Kopfes. Ihre wenigen dünnen Glieder klammerten sich an einem Haar ihrer Augenwimpern fest.
Als Adelaie den Ausgang des Antigravschachts erreichte, ließ der leichte Luftzug nach. Die Brutzelle registrierte dies. Ihre Füßchen ließen das Haar los und begannen zu wirbeln.
Ein paar Sekunden später drang sie durch Adelaies linkes Auge in ihren Körper ein.
Sie schleuste sich in den Blutkreislauf und war keine halbe Minute später an der ausgewählten Stelle dicht unterhalb des Herzens.
Damit war der erste Teil des Programms abgeschlossen. Vor der Aktivierung des zweiten Teils würde einige Zeit vergehen, denn der lange Flug mit einer Vielzahl von komplizierten Ortungen und Steuermanövern hatte fast alle Energiereserven aufgebraucht.
Die Computerbrutzelle ruhte und tankte neue Energien auf.
*
Das routinemäßige Zusammentreffen zwischen Perry Rhodan und Julian Tifflor behandelte an diesem frühen Morgen zwei Themen, die Fortschritte bei der Untersuchung der Computerbrutzellen und der Entwicklung der Polizeizellen, sowie Quiupu, das kosmische Findelkind.
Die Positronik des HQ-Hanse wurde hinzugeschaltet, da in ihr alle Daten der laufenden Ereignisse gespeichert und ausgewertet wurden. In besonders brisanten Fällen pflegte Rhodan noch NATHAN für Bewertungen hinzuzuziehen. Die Mondpositronik war nach wie vor das mit weitem Abstand hochwertigste Computersystem der Menschheit.
„Du konntest es wieder einmal nicht sein lassen, selbst einzugreifen", warf Tifflor seinem Freund vor. „Nach Auswertung des Zwischenfalls in Boulmeesters Institut kann ich nur sagen, daß ein paar mechanische Roboter nicht weniger Erfolg gehabt hätten."
Perry Rhodan schüttelte den Kopf. „Du vergißt den Zeitfaktor. Dort ging es um Dinge, die nicht nur gefährlich sind, sondern auch um solche, die mit allen Mitteln in kürzester Zeit gelöst werden müssen. Ich brauche dir nicht immer wieder zu erklären, wie wichtig es ist, eine Gegenwaffe gegen diese kleinen Biester zu finden. Denk an die Prognose NA-THANs, die von einem Angriff auf die kosmischen Basare spricht."
„Schon gut, Perry." Tifflor winkte ab. „Nimm meine Vorhaltungen nicht zu ernst.
Kommen wir zur Sache. Das Geheimnis der Computerbrutzellen wurde zum Teil gelüftet. Es handelt sich bei diesen kleinen Wesen um eine Art Zwitterwesen. Sie ähneln äußerlich weitgehend den uns bekannten Viren. Die Fachleute nennen sie Phagen. Im Unterschied zu den krankheitserregenden Viren, die organisches Leben befallen und in ihresgleichen umfunktionieren und dabei ihren Wirtskörper je nach Größe mehr oder weniger schnell in den Tod befördern, befallen die Computerbrutzellen nur positronische Systeme. Allen anderen Körpern gegenüber verhalten sie sich völlig neutral."
„Das wußte ich eigentlich schon." Rhodan war etwas enttäuscht.
„Es gibt noch weitere Einzelheiten. Ich erwähnte die Zwitterstellung dieser Maschinenviren. Die Untersuchungen in Boulmeesters Institut haben ergeben, daß diese Biester nicht ausschließlich im technischen Sinn leben. Sie verfügen über einen Lebensnerv, der dem biologischen Leben gleichzusetzen ist. Damit stehen sie zwischen organischem und anorganischem Leben oder eben mit beiden Beinen in beiden Lebensformen drin. Die Computerbrutzellen sind sozusagen die kleinsten Biopositroniken, die wir uns vorstellen können."
„Was hat Boulmeester über ihre Programmierung in Erfahrung gebracht?"
„Der Kode ähnelt dem genetischen unserer normalen Chromosomen. Allerdings hat es den Anschein, daß ein paar wesentliche Unterschiede bestehen. Boulmeesters Team konnte erst etwa ein Viertel dieses Kodes entschlüsseln. Das ist zu wenig, um klare Aussagen zu machen. Ein Ansatzpunkt ist in dem Vermehrungsmechanismus gegeben.
Dieser Teil der molekularen Programmierung wurde praktisch aufgeklärt. Boulmeester hat dies genutzt, um einen Gegenkode zu konstruieren, der in die Polizeizellen eingegeben werden soll."
Perry Rhodan ging nachdenklich ein paar Schritte auf und ab.
„Wenn diese gefährlichen Winzlinge auch einen biologischen Anteil besitzen, liegt es da nicht auf der Hand, daß sie sich auch eines Lebewesens bemächtigen könnten?"
„Diese Überlegung kam den Leuten Boulmeesters auch", antwortete Tifflor. „Es wurden 104 Versuche mit verschiedenen Lebewesen
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