1011 - Angriff der Brutzellen
darauf verzichten können, denn eins der Subsysteme im Kopf des Mannes hatte begonnen, einen eigenen Erinnerungssektor anzulegen, in dem auch die Wissensinhalte des Menschen abgespeichert wurden. Der Vorteil für den Fünften Boten war, daß die Informationen hier in seiner eigenen genetischen Sprache zur Verfügung standen, und daß er somit auf zeitraubende Transformationen verzichten konnte. In der ersten Phase der Übernahme des Trägers hatte dies zu Problemen und Mißverständnissen geführt. Es war sogar einige Mal so weit gekommen, daß versehentlich rücktransformierte Überlegungen und Steuerbefehle durch das Sprechwerkzeug des Trägers an seine Umgebung gelangen konnten.
Der Fünfte Bote stand in Verbindung mit einem Subsystem, das er außerhalb des Trägers angesiedelt hatte. Diese Maßnahme hatte das Notsystem eingeleitet, als die Gefahr einer Bloßstellung zu groß geworden war. Das Zentralsystem hatte diesen Schritt billigen müssen, da die interne Hierarchie des Fünften Boten es so vorschrieb.
In regelmäßigen Zeitabständen wurde das ausgelagerte System angerufen und abgefragt. Auch das diente der Sicherheit.
Eigentlich war diese Maßnahme reine Energieverschwendung, denn das ausgelagerte Subsystem konnte völlig selbständig auf die Reizimpulse seines Trägers reagieren. Aber es stand genügend Energie zur Verfügung, so daß sich der Fünfte Bote in seiner Gesamtheit keine Sorgen um seine Existenz zu machen brauchte.
In weniger als 7000 internen Zeiteinheiten würde der Fünfte Bote sein Ziel erreicht haben. Die Schleusen waren vorbereitet, und die Milliarden von vorbereiteten Einzelzellen konnten ihr Werk beginnen. Die vorhandene Energie würde sogar noch viel länger reichen oder die eine oder andere Maßnahme erlauben, die zur Sicherstellung des Planes erforderlich werden konnte.
Der Fünfte Bote wartete auf das Eintreffen neuer Informationen, die der Träger des ausgelagerten Subsystems zu beschaffen hatte.
Der Logiksektor meldete sich mit einem neuen Teilplan. Eins der obersten Gebote war es, möglichst alle Einzelzellen am Zielort abzuladen. Der neue Plan zog in Erwägung, das ausgelagerte Subsystem zu gegebener Zeit wieder in den eigentlichen Träger zurückzuholen.
Die Zentraleinheit wies dieses Ansinnen zurück. Die Anzahl der vorhandenen Einzelzellen war groß genug, um einen durchschlagenden Erfolg zu garantieren.
Die Zentraleinheit des Fünften Boten konnte diesen Gedanken gar nicht weiter verfolgen, denn eine Alarmmeldung erforderte ihre ganze Kapazität.
Der routinemäßige Anruf bei dem ausgelagerten Subsystem war ohne Antwort geblieben!
Die Reaktionen des Fünften Boten übertrugen sich auf den Körper Marcel Boulmeesters. Der Mann stand von seinem Bett auf und begann, unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen.
Auf Befehl des Fünften Boten verglich er die tatsächliche Uhrzeit mit den gespeicherten Daten aus der Anweisung an den zweiten Träger.
Dann kam Adelaies kurzer Anruf. Der Fünfte Bote geriet in Unruhe.
Etwas stimmt nicht, meldete der Logiksektor.
Was? fragte die Zentraleinheit, während sie gleichzeitig veranlaßte, daß der Träger die passenden Antworten gab.
Bevor der Logiksektor zu einem Resultat gekommen war, war die Verbindung zwischen den beiden Trägern schon wieder unterbrochen.
Noch schwieg das Notsystem.
Der zweite Träger verhält sich, als ob das ausgelagerte System noch vorhanden wäre, teilte der Logiksektor mit.
Dann muß es noch da sein, folgerte die Zentraleinheit.
Unwahrscheinlich. Diese Information kam aus der Kommunikationszentrale. Auch das Gehirn des Trägers schließt diese Möglichkeit aus. Es begrüßt diese Entwicklung.
Die unbewußten Gedanken des Trägers müssen ausgeschaltet werden, befahl die Zentraleinheit. Ich habe das schon einmal gefordert.
Nun griff zum erstenmal wieder das Notsystem ein. Es verbat sich diese Maßnahme, da es in den unbewußten Gedanken des Trägers ein wertvolles Hilfsmittel sah.
Der zweite Träger wird zum Fünften Boten zurückkommen. Diese Behauptung des Logiksektors stützte sich auf die Auswertung des Gesprächs zwischen Adelaie und Boulmeester. Aus der unmittelbaren Nähe muß sich die Störung des ausgelagerten Subsystems erklären lassen.
Die Zentraleinheit war damit zufrieden. Die eventuelle Verzögerung war vertretbar.
Das Notsystem jedoch forderte eine erhöhte Wachsamkeit. Es wies alle Subsysteme an, mit einem Ausfall des ausgelagerten Systems zu rechnen und sich auf daraus ergebende
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