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1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Möbelstück war dort zu sehen. Aber die Abdrücke auf dem staubigen Boden, denn er bestand auch hier aus Holz, wie eben innerhalb des Flurs.
    An das Knarren hatte ich mich gewöhnt. Ich hörte es schon nicht mehr, so daß ich mich auch auf andere Geräusche konzentrieren konnte, wenn sie auftreten würden.
    Aber ich hörte nichts.
    Kein Rascheln einer Maus. Kein Scharren, kein Huschen schneller Füße. Bis zum Fenster ging ich vor, blickte durch die Scheibe und sah hinab in einen Teil des Bereichs vor dem Haus, wo zuvor Bill seinen Porsche geparkt hatte.
    Er stand dort nicht mehr. In diesem Haus hielten sich nur Angela Morinelli und ich auf. Zumindest nach außen hin, aber so ganz konnte ich dem nicht zustimmen.
    Für mich waren die Spuren einfach zu frisch.
    Als ich mich vom Fenster weggedreht hatte, da hörte ich den Laut und erstarrte. Es war kein Geräusch, daß ich als gefährlich eingestuft hätte. Nein, es klang beruhigend, es war auch irgendwie schön, aber es paßte nicht hierher, und ich hatte bereits durch Angela Morinelli davon erfahren.
    Das Klingeln…
    Leise, wunderschön. Ein heller Schellen- oder Glockenklang, der Angela eine so große Furcht eingejagt hatte, mich in diesem Fall aber höllisch wachsam machte.
    Es war beinahe unmöglich, herauszufinden, woher der Klang mich erreichte. Sicher war, daß er innerhalb der Wohnung aufgeklungen war. Nur fand ich noch nicht heraus, in welchem Zimmer dies passiert war. Der Klang blieb auch, als ich den kurzen Weg in den Flur zurückging. In der offenen Tür hielt ich an und bewegte meinen Kopf zuerst nach rechts, wenig später nach links, um enttäuscht zu sein, weil sich auch im Flur niemand aufhielt, der diese Musik produzierte.
    Doch es blieb.
    Eine Lockung für mich.
    Hell, klingelnd, leicht, auch auf eine gewisse Art und Weise harmlos. Eine freudige Musik, der ich allerdings nicht traute. Für mich war sie mehr ein Lockmittel.
    An der gegenüberliegenden Seite gab es noch zwei Zimmer. An meiner nur noch einen Raum.
    Den nahm ich mir zuerst vor. Ich betrat ihn schnell, war auch gespannt - und konnte mich entspannen, denn dieses Zimmer hatte man ebenfalls leergeräumt.
    Und das Klingeln begleitete mich noch immer. So hell, so glockenklar, produziert von einem unsichtbaren Musiker. Normalerweise keine Melodie, die einem Menschen Angst einflößen konnte.
    Bei mir war es etwas anderes. Ich konnte mich an diesem Glockengeläut nicht erbauen, mir kam es verdächtig vor.
    Ich überquerte den Flur mit schnellen, kleinen Schritten, weil noch zwei Zimmer durchsucht werden mußten. Meine Spannung wuchs ebenfalls. Ich wußte genau, daß ich nicht allein war, obgleich ich mich allein fühlte.
    Jemand lauerte. Jemand beobachtete mich. Und dieser unheimliche Mieter wollte, daß ich durch das Klingeln immer wieder an ihn erinnert wurde.
    Stoff lag auf dem Boden, dicht neben dem Fenster. Alte Gardinen und Vorhänge. Der Stoff hatte im Laufe der Zeit Flecken angesetzt. Er roch muffig. Gelbliche Stockflecken ließen ihn aussehen wie Leichentücher. Ich ging hin, nachdem ich mich umgeschaut hatte, und schob meinen Fuß unter den Ballen.
    Ich hob ihn an, schleuderte ihn in die Höhe. Dabei schaute ich zu, wie er wieder zusammenfiel.
    Dabei wurde weiterer Staub in die Höhe gewirbelt, mehr geschah nicht.
    Die Luft war stickig. Zudem warm. Immer wenn ich atmete, schmeckte ich den Staub auf der Zunge. Vergilbte Tapeten und feucht dort, wo sie mit der Decke zusammentrafen.
    Wieder keine Spur von dem Schellenmann, der aber noch immer in der Wohnung war, denn die Melodien begleiteten meine Aktionen und blieben auch, als ich wieder zurück in den Flur ging, um mir den letzten Raum vorzunehmen.
    Der war nicht leer.
    Überrascht blieb ich auf der Schwelle stehen und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen.
    Man hatte es mit alten Möbeln oder Gerümpel vollgestopft. Da gab es Schränke, kleine Tische, auch zwei Kommoden, und außerdem war dieses Zimmer viel größer als die anderen, die ich bisher kannte.
    Und noch etwas fiel mir auf. Das hatte nichts mit dem Schauen zu tun. Dafür mit meinem akustischen Wahrnehmungsvermögen. Das Klingeln war hier deutlicher zu hören. Möglicherweise der Beweis, daß sich sein Verursacher hier aufhielt.
    Ich sah ihn nicht. Ich hörte ihn nur. Neben, vor und über mir. Jemand, der mich durch seine ungewöhnliche Musik zum Narren halten wollte. Mich zuerst lockte, mich unsicher machte und dafür sorgen wollte, daß ich nicht mehr so

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